Hans Möbius

Hans Möbius (* 2. Februar 1895 in Frankfurt am Main; † 28. November 1977 in Bad Homburg vor der Höhe) war ein deutscher Klassischer Archäologe.

Leben

Hans Möbius entstammte einer alten Familie von Gelehrten und konnte seine Vorfahren bis auf Martin Luther zurückführen. Seine Mutter war Cousine von Hans Dragendorff, der den weiteren Weg Möbius’ maßgeblich mitbestimmte. Er begann sein Studium 1913 an der Universität Freiburg, wo Ernst Fabricius, Eduard Schwartz und Hermann Thiersch seine Lehrer wurden. Später wechselte er an die Universität Berlin, wo er u. a. bei Eduard Meyer, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und Georg Loeschcke hörte. Zu seinen Mitstudenten dieser Zeit gehörten Gerhart Rodenwaldt, Bernhard Schweitzer, Valentin Müller und Gerhard Krahmer. Das Studium wurde vom Militärdienst im Ersten Weltkrieg unterbrochen. Nach dem Kriegsdienst beendete er sein Studium an der Philipps-Universität Marburg, wo Paul Jacobsthal nicht nur Lehrer, sondern auch väterlicher Freund wurde. Die Promotion erfolgte 1916 bei Jacobsthal mit der Arbeit Über Form und Bedeutung der sitzenden Gestalt in der Kunst des Orients und der Griechen. Schon in seiner philosophischen Dissertation deutete er seine späteren Fähigkeiten den gesamten Raum des Altertums vom Alten Orient bis zur Spätantike zu erfassen an.

Nach dem Studium ging Möbius nach Griechenland, wo Ernst Buschor sein Mentor wurde und ihn schnell zu seinem Assistenten am Deutschen Archäologischen Institut in Athen machte. In der Athener Zeit freundete er sich mit Carl Blümel, Hans Diepolder, Emil Kunze, Walther Wrede und Christos Karusos an. Er beschäftigte sich zu dieser Zeit vor allem mit den Ornamenten auf griechischen Grabstelen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde Möbius 1928 in Nachfolge von Johannes Boehlau Kustos an den Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Hier machte er sich nicht nur um die archäologische Sammlung verdient, sondern befasste sich auch mit der Vorgeschichte, Medaillen und Münzen des 17. Jahrhunderts und einem Gemälde aus der Zeit um 1600. Hauptsächlich forschte er jedoch zur antiken Kunst von der archaischen bis in die Provinzialrömische Zeit. Besonders verbunden ist sein Name noch heute mit der Einrichtung der Antikensammlung im Landgrafenmuseum im Jahr 1935. Dort konnte er für kurze Zeit nicht nur die Kasseler Antikenbestände, sondern auch Teile der Antikensammlung des Prinzen Philipp von Hessen aus dem Jagdschloss Fasanerie präsentieren.

Möbius habilitierte sich 1929 bei Jacobsthal in Marburg. Im Wintersemester 1933/34 vertrat er an der Universität Gießen die Professur der von den Nationalsozialisten aus ihrem Amte entfernten Margarete Bieber, bevor Walter-Herwig Schuchhardt die Professur 1934 übernahm. Daneben lehrte er seit seiner Habilitation als Privatdozent in Marburg. Nachdem Jacobsthal 1935 nach England emigrierte, stand Möbius insbesondere Gero von Merhart nahe. 1943 wurde er in Nachfolge Reinhard Herbigs als ordentlicher Professor für Klassische Archäologie an die Universität Würzburg berufen. Hier hatte er auch die Leitung der Antikensammlung des von ihm geleiteten Martin von Wagner Museums inne, der größten archäologischen Lehrsammlung in Deutschland. Im Zweiten Weltkrieg war Möbius Kunstschutzoffizier in Frankreich und zuletzt Mitglied des Volkssturms. Nach dem Krieg widmete er sich als Vorstand des Seminars für Klassische Archäologie, mit Unterstützung seines Assistenten Wolfgang Züchner, dem Wiederaufbau des Würzburger Instituts und des Martin von Wagner Museums in der Domerschulgasse 16.[1] Das Museum konnte 1963, nunmehr in der Würzburger Residenz, wieder eröffnet werden. Er leitete dort auch die neuere Abteilung des Museums. Auch in seiner Würzburger Zeit forschte Möbius weiter zu griechischen Grabreliefs. Seit 1946 gab er im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts die Manuskripte Ernst Pfuhls zu den ostgriechischen Grabreliefs heraus, konnte sich dieser Arbeit jedoch erst seit seiner Emeritierung an seinem letzten Wohnsitz in Bad Homburg vor der Höhe widmen. Kurz vor der Vollendung des zweiten Bandes verstarb Möbius. In seinen letzten Jahren beschäftigte er sich vermehrt mit der Glyptik. Er war Vorsitzender der Dante-Gesellschaft in Würzburg.

Schriften

  • Die Ornamente der griechischen Grabstelen klassischer und nachklassischer Zeit. Keller, Berlin 1929; 2., um Nachträge und Register vermehrte Auflage: Fink, München 1968.
  • Antike Kunstwerke aus dem Martin von Wagner-Museum. Erwerbungen 1945–1961. Martin von Wagner-Museum/Wasmuth, Berlin/Würzburg 1962.
  • Alexandria und Rom. Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften/Beck, München 1964 (= Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, N.F., H. 59).
  • Die Reliefs der Portlandvase und das antike Dreifigurenbild. Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften/Beck, München 1965 (= Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, N.F., H. 61).
  • Herausgegeben von Wolfgang Schiering: Studia varia. Aufsätze zur Kunst und Kultur der Antike. Mit Nachträgen. Steiner, Wiesbaden 1967.
  • mit Ernst Pfuhl: Die ostgriechischen Grabreliefs. 2 Bände. von Zabern, Mainz 1977–1979.

Literatur

  • Literatur von und über Hans Möbius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Wolfgang Schiering: Hans Möbius 1895–1977. In: Reinhard Lullies, Wolfgang Schiering (Hrsg.): Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache. von Zabern, Mainz 1988, ISBN 3-8053-0971-6, S. 264–265.
  • Wolfgang Schiering: Möbius, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 604 f. (Digitalisat).

Weblinks

  • Möbius, Hans Paul Werner. Hessische Biografie. (Stand: 26. September 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).

Einzelnachweise

  1. Julius-Maximilians-Universität Würzburg: Vorlesungs-Verzeichnis für das Sommer-Halbjahr 1948. Universitätsdruckerei H. Stürtz, Würzburg 1948, S. 17.

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