Die ersten Primaten, Vorläufer der heutigen Affen, betraten gegen Ende der Kreidezeit vor ca. 70 Millionen Jahren die Weltbühne. Neuere Genanalysen deuten sogar darauf hin, dass die ältesten Primaten schon vor 90 Millionen Jahren existierten. Somit lebten die Vorläufer der Primaten noch zur gleichen Zeit wie die Dinosaurier. Bei den Primaten handelt es sich wohl um eine monophyletische Gruppe, alle heutigen Primaten sollten demnach von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen.

Stand Purgatorius am Anfang aller Primaten? (spekulative Rekonstruktion)

Die Ordnung der Primaten zeichnet sich durch eine Fülle von Fossilien aus, die zeitlich bis in den letzten Teil der Kreidezeit zurückreichen. Die Zahl der ausgestorbenen Gattungen, die heute von Paläontologen als Primaten anerkannt werden, übersteigt bei weitem die Zahl heute lebender Gattungen.

Wo und wann Primaten erstmals in Erscheinung traten bleibt ungewiss, da Fossilien der frühesten Vertreter dieser Ordnung fehlen. Es ist jedoch allgemein anerkannt, dass sie aus archaischen, terrestrischen und nachtaktiven Insektenfressern (spitzhörnchenähnliche Säugetiere) während der späten Kreidezeit vor 90 bis 65 Millionen Jahren entstanden und sich dann zu einer Gruppe eigenständiger Säugetiere entwickelten. Spitzhörnchen (Ordnung Scandentia), Fledermäuse (Chiroptera), Riesengleiter (Dermoptera) und Nagetiere (Rodentia) wurden schon früher als enge Primatenverwandte genannt. Neue Hinweise scheinen nun eine enge Beziehung zu Riesengleitern zu bestätigen.

Es wurde oft vorgeschlagen, dass die Herkunft der Primaten in Afrika liegt. Unglücklicherweise findet man fossile afrikanische Säugetiere aus dem ersten Drittel des Tertiärs, das der Kreidezeit unmittelbar nachfolgt, nur sehr selten, während Primaten in Eurasien und Nordamerika während dieser Zeit (im Paläozän und Eozän) weit verbreitet sind.

Die Geschichte der Ordnung der Primaten beginnt offenbar mit zwei Arten aus der archaischen Gattung Purgatorius, die in der späten Kreidezeit und dem frühen Paläozän vor mindestens 65 Millionen Jahren im Osten von Montana in den USA verbreitet war. Die Backenzähne von Purgatorius haben scharfe Höcker, woraus man schließen kann, dass er ein Insektenfresser war, ähnlich wie die kleinen, heute lebenden insectivoren Mausmakis (Microcebus) und Zwerggalagos (Galago demidovii). Purgatorius war ein mausgroßer Primat, dessen Skelett und und Anpassungen des Bewegungsapparates bisher noch unbekannt sind.

Literatur

Storch, V. Welsch, U. Wink, M. Sitte, P. Evolutionsbiologie . 2001, Springer Verlag Berlin

Begun, D.R. Das Zeitalter der Menschenaffen. In Spektrum der Wissenschaft, Dossier 1/2004 - Evolution des Menschen II


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