Golasecca-Kultur

Unterhalb der Hallstattkultur (dunkel) liegen südlich der Alpen die Gebiete der Golasecca- und der Este-Kultur
Armreif der Periode II A

Die Golasecca-Kultur entwickelte sich in der ausgehenden Bronze- und frühen Eisenzeit (etwa 1300–800 v. Chr.) in der padanischen Ebene, im Gebiet der norditalienischen Seen und dem Kanton Tessin in der Schweiz. Am gründlichsten sind die Fundorte Sesto Calende, Golasecca und Castelletto Ticino ausgegraben. Der namengebende Ort Golasecca liegt in der Provinz Varese.

Begrenzt wird das Gebiet von den Flüssen Sesia im Westen, Serio im Osten, Po im Süden und von den Alpen im Norden. Die Kultur existierte parallel zur Hallstattkultur, neben der Villanovakultur im Raum Bologna und der Este-Kultur im Osten der Po-Ebene. Wie die Este-Kultur gilt sie als Vermittlerin zwischen dem Mittelmeerraum und den Kulturen nördlich der Alpen. Ihre ersten Ansiedlungen entstanden in den Flusstälern der Alpenregion. Die wichtigsten Niederlassungen fanden sich in der Gegend um Como und an den Ufern des Tessin, z. B. in Castelletto sopra Ticino (in der Provinz Novara, in unmittelbarer Nähe zum namensgebenden Ort). Die Kultur brachte die ältesten Schriftzeugnisse in einer keltischen Sprache (dem Lepontischen oder Keltoligurischen) hervor.

Zahlreiche Nekropolen sind in Ansammlungen von Bauernhöfen entdeckt worden, die später Gemeindevororte wurden. Die Leichen wurden eingeäschert. Die Asche wurde in Terrakotta-Urnen, die mit Schüsseln zugedeckt waren, begraben. Nach dem Rang des Verstorbenen kam eine mehr oder weniger reiche Ausstattung dazu. Auf einigen Gräbern fanden sich Steinkonstruktionen.

Im 1980 gegründeten Parco naturale dei Lagoni di Mercurago, dem alten Park Giovanni Siviglia am Lago Maggiore, kann man die Nachbildung einer Grabstätte mit Steinkreisen sehen.

Vorgänger

Die 1860 entdeckte erste Pfahlbausiedlung Italiens in Mercurago war bereits ab der späten Bronzezeit vom 18. bis zum 13. Jh. v. Chr. in Nutzung und gilt als Zeugnis der Canegrate-Kultur, des Vorläufers der Golasecca-Kultur. Im Torf auf dem Grund des Sees haben sich viele Gegenstände aus Holz, Metall, Keramik und Stein erhalten. Zu den berühmtesten zählen Holzräder, die in zwei Typen auftreten. Einer passt zu einem schweren Transportwagen, der zweite mit Speichen ist einem leichten, von Pferden gezogenen Wagen zuzuordnen.

Literatur

  • Ludwig Pauli: Die Golasecca-Kultur und Mitteleuropa. Ein Beitrag zur Geschichte des Handels über die Alpen (= Hamburger Beiträge zur Archäologie. Band 1, Heft 1). Buske, Hamburg 1971, ISBN 3-87118-085-8.

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