Wagengrab von Ferrybridge

Das Wagengrab von Ferrybridge (engl. Ferrybridge Chariot Burial) wurde 2003 in der Nähe des Ferrybridge-Kraftwerks in West Yorkshire in England beim Bau einer Autobahn entdeckt und ausgegraben. Eine alternative Bezeichnung ist Ferry Fryston Chariot Burial (Wagengrab von Ferry Fryston). Das Grab stammt aus der mittleren Eisenzeit und ist mit der Radiokarbonmethode auf 352-291 cal B.C. datiert.[1]

Beschreibung

Die gut erhaltenen Überreste des vor 2400 Jahren bestatteten, sozial hochgestellten 30- bis 40-jährigen, etwa 1,73 m großen Mannes wurden in einem Wagengrab bei der Trassenuntersuchung der A1(M) gefunden. Er hatte einen Speer als Grabbeigabe.[2] Isotopenuntersuchungen zeigen keine lokale Signatur. Man spekuliert, dass er möglicherweise aus Schottland kam.[3]

Wagen

Der Wagen lag in einer großen, ovalen Grube in der Mitte eines Viereckgrabens. Das Grab wurde ursprünglich durch einen niedrigen Erdhügel aus der Erde, die aus den umgebenden Gräben stammte, bedeckt. Da der Untergrund aus Kreide bestand, war der weiße Hügel schon von weitem sichtbar. Die Überreste des zweirädrigen Wagens mit Eisenreifen waren in gutem Zustand. Die hölzerne Achse wurde als Bodenverfärbung identifiziert. Die Deichsel und das Joch waren ebenfalls erkennbar. Eine Reihe gut erhaltener Bronze- und Eisenobjekte wurden gefunden, darunter auch Pferdegeschirr. Holzteile (Achse, Deichsel, Joch und Wagenkasten) sind als Verfärbungen und Hohlräume erhalten. Kurze Zeit nach Anlage des Grabes wurden im östlichen Graben vier Rinderschädel deponiert.

Spätere Riten

Es gibt Hinweise darauf, dass die Menschen der Römerzeit (43–410 n. Chr.), etwa 500 Jahre nach dem Bau, das Grab noch immer aufsuchten. In dem Graben um seine Grabstätte wurden 10.000 Knochenfragmente gefunden, die von etwa 300 Rindern stammten. Sie wurden erst im späten 1. oder frühen 2. Jahrhundert n. Chr. deponiert und stammen, wie Tests zeigten, aus verschiedenen Gebieten des Landes, was darauf hindeutet, dass der Mann im Leben erheblichen Einfluss hatte. Die Knochen waren vermutlich die Überreste eines großen Festmahles, das nach der Beerdigung in der Nähe des Denkmals stattfand. Üblicherweise wird in Wagengräbern Schweinefleisch deponiert.

Bezeichnung

Während die Archäologen zunächst vom Ferrybridge chariot burial sprachen, weil Ferrybridge dem Fundort am nächsten liegt, hätte man im benachbarten Castleford gerne die Bezeichnung Castleford chariot burial gesehen. Im Endeffekt wurde der Fund im County Sites and Monuments Record unter der Civil parish Ferry Fryston (heute ein Vorort von Castleford) verzeichnet.[4]

Andere Wagengräber in Großbritannien

Im nahen East Riding of Yorkshire wurden 19 Wagengräber der Arras-Kultur entdeckt, die im Rest Großbritanniens selten sind.

Das erste schottische Wagengrab wurde 2001 bei Newbridge (Mitlothian), 11,3 Meilen westlich von Edinburgh gefunden. Im Gegensatz zu dem Fund von Wetwang in Ost-Yorkshire, wo das Fahrzeug vor dem Begräbnis demontiert wurde, sind der Ferrybridge- und der Newbridge-Wagen intakt deponiert worden.

Literatur

  • Dorothea van Endert, Zur Stellung der Wagengräber der Arras-Kultur, Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 67, 1986.
  • Damian Robinson, Riding into the Afterlife. Archaeology 57/2, 2004, 10–11. JSTOR 41780884

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 2168±20 B.P., 2σ; David Orton, A local barrow for local people? The Ferry Fryston cattle in context. In: Ben Croxford, Nick Ray, Roman Roth & Natalie White (Hrsg.), TRAC 2006: Proceedings of the Sixteenth Annual Theoretical Roman Archaeology Conference, Cambridge 2006. Oxford, Oxbow Books 2007, 77. https://www.dropbox.com/s/fw7ph3v2g60foz3/TRAC2006_77-91.pdf
  2. Damian Robinson, Riding into the Afterlife. Archaeology 57/2, 2004, 10. JSTOR 41780884
  3. Ancient chariot excites experts. BBC, 9. März 2005, abgerufen am 27. Juli 2017 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  4. Martin Evans: Ferry Fryston Iron Age Chariot Burial. Honouring the Ancient Dead (HAD). 30. August 2008. Archiviert vom Original am 20. Dezember 2013. Abgerufen am 23. Dezember 2013.

Koordinaten: 53° 43′ 27″ N, 1° 17′ 24″ W

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