Victor (Heermeister)

Flavius Victor war ein römischer Heermeister (magister militum) im 4. Jahrhundert n. Chr.

Leben

Victor war Sarmate und galt als strenggläubiger Katholik. Unter Kaiser Constantius II. hatte er im Osten gedient, unter dessen Nachfolger Julian, der die traditionellen Götterkulte bevorzugte, bekleidete Victor das Amt eines comes und begleitete den Kaiser auch auf dessen Persienfeldzug im Frühjahr 363.[1] Nach anfänglichen Erfolgen – das römische Heer stieß bis zur persischen Hauptstadt Ktesiphon vor – wurden die Römer jedoch von den Persern abgedrängt. Am 26. Juni starb Julian infolge einer Kampfverletzung und ließ das Heer damit führungslos zurück.

Die Wahl eines Nachfolgers fiel einem Offizierskollegium zu, das neben Victor auch Dagalaifus (er war zusammen mit Victor Kommandeur der Nachhut gewesen), Nevitta und Arintheus umfasste. Nevitta und Dagalaifus waren Heiden und bekennende Juliananhänger, die unter ihm bereits in Gallien gedient hatten, während Victor und Arintheus beide als Offiziere unter Constantius gedient hatten und zudem Christen waren. In gewisser Weise symbolisierten die vier Offiziere die Spaltung des Heeres, die offenkundig geworden war, nachdem Julian 361 größere Kontingente des gallischen Feldheeres mit nach Osten gebracht hatte, und die der Kaiser in seiner kurzen Regierungszeit nicht hatte überbrücken können. Schließlich einigte man sich aber auf den Gardeoffizier und Christen Jovian, für den Victor sich maßgeblich eingesetzt hatte.

Jovian musste einen unrühmlichen Frieden mit dem persischen Großkönig Schapur II. schließen, der den Persern umfangreiche Territorien in Mesopotamien zugestand;[2] der neue Kaiser verstarb jedoch bereits 364. Victor diente in der Folgezeit als magister peditum unter Kaiser Valens, in dessen Auftrag er gegen die Perser kämpfte und 369 mit den Goten verhandelte.[3] Im selben Jahr bekleidete er auch das Konsulat.

Victor war in der Schlacht von Adrianopel anwesend, in der das römische Heer gegen die Goten eine vernichtende Niederlage erleiden musste. Victor hatte vergeblich versucht, Kaiser Valens zu retten, war selbst jedoch mit dem Leben davongekommen; er informierte auch Gratian, den Neffen des Valens und Kaiser im Westen, über die Niederlage. Anschließend verlebte Victor seine letzten Lebensjahre zusammen mit seiner Frau im Osten des Reiches, zumeist in Antiochia.

Literatur

  • Alexander Demandt: Magister militum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 582 f.
  • Klaus Rosen: Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 3-608-94296-3, S. 267, 357 f., 360, 367 f., 370, 376, 389.

Anmerkungen

  1. So unsere beste und zuverlässigste Quelle Ammianus Marcellinus (24,6,4); nach Zosimos war er damals schon Heermeister. Zu den Hintergründen und dem Verlauf des Feldzugs vgl. Rosen: Julian. 2006, S. 333 ff. mit weiterführender Literatur. Besonders sei auf Gerhard Wirth: Julians Perserkrieg. Kriterien einer Katastrophe. In: Richard Klein (Hrsg.): Julian Apostata (= Wege der Forschung. Bd. 509). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1978, ISBN 3-534-07315-0, S. 455–507, hingewiesen.
  2. Noel Lenski: The Election of Jovian and the Role of the Late Imperial Guards. In: Klio. Bd. 82, Nr. 2, 2000, S. 492–515 doi:10.1524/klio.2000.82.2.492 (zurzeit nicht erreichbar), sowie Evangelos Chrysos: Räumung und Aufgabe von Reichsterritorien. Der Vertrag von 363. In: Bonner Jahrbücher. Bd. 193, 1993, ISSN 0938-9334, S. 165–202.
  3. Ammianus 27,5,9. Zum Gotenkrieg des Valens vgl. Noel Lenski: Failure of Empire. Valens and the Roman State in the Fourth Century A.D. (= The Transformation of the Classical Heritage. Bd. 34). University of California Press, Berkeley CA u. a. 2002, ISBN 0-520-23332-8, S. 116 ff.

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