Venusfigurinen von Malta

Faksimile einer Venusfigurine von Malta (Sibirien) aus dem Nationalmuseum Prag (Original: Eremitage, St. Petersburg)

Bei den Venusfigurinen von Malta handelt es sich um eine Reihe von jungpaläolithische Darstellungen des weiblichen Körpers vom namengebenden Fundplatz Malta, der 80 km vom sibirischen Irkutsk in Russland entfernt liegt. Das Alter der Figurinen wird mit etwa 20.000 Jahren angegeben. Sie stammen somit aus dem Gravettien.[1] Die Figurinen werden in der Eremitage in St. Petersburg aufbewahrt.

Delporte benannte 1979 die Anzahl der gefundenen Figuren (einschließlich fragmentarisch erhaltener Statuetten) mit 29.[2] Die Figuren sind zwischen 3,1 cm und 13,6 cm groß. Die Mehrzahl besteht aus Elfenbein, nur zwei Exemplare sind aus Rentiergeweih gefertigt. Mehrere Statuetten zeigen Frauen in stilisierter Bekleidung, recht häufig wird auch das Gesicht dargestellt. Beides ist bei paläolithischen Figurinen ansonsten selten. Darin ähneln die Figurinen von Malta den Venusfigurinen von Bouret, einem weiteren paläolithischen Fundort in der Nähe von Malta.

An den Figurinen angebrachte Löcher legen nahe, dass sie als Anhänger oder Amulette getragen wurden. Allerdings sind bei einigen die Füße, nicht der Kopf mit einem Loch versehen, so dass sie, ähnlich den dort gleichfalls verbreiteten Vogelanhängern, mit dem Kopf nach unten getragen wurden.[3]

Fundplatz Malta

Die Statuetten wurden in einer Freilandstation bei Malta (Oblast Irkutsk) in der Nähe des Baikalsees in Sibirien gefunden. Diese Ausgrabungsstelle ist nicht mit dem bronzezeitlichen Fundort auf der Mittelmeerinsel Malta (Tempelkomplex Ħaġar Qim auf Malta) zu verwechseln. Das sibirische Malta taucht in der Literatur, insbesondere im angelsächsischen Bereich, häufig in der Schreibweise „Mal'ta“ auf.

Der paläolithische Fundplatz wurde 1928 von Michail Gerassimow entdeckt und besteht aus mehreren Fundstellen einer größeren Siedlung. Strukturen von Häusern, die aus Knochen gebaut wurden, sowie ein Grab eines Kindes mit Grabbeigaben haben den Fundplatz ebenfalls international bekannt gemacht. Die Siedlung liegt etwa 85 km nordwestlich von Irkutsk am linken Ufer der Angara, die aus dem Baikalsee fließt. Die Statuetten wurden u. a. von den russischen Archäologen N. Zamiatmine, G. P. Sosnovskii und Michail Gerassimow ausgegraben.[4]

Literatur

  • Robert G. Bednarik: Pleistocene Palaeoart of Asia. In: Arts 2, 2, 2013, S. 46–76 (PDF)
  • Claudine Cohen: La femme des origines. Images de la femme dans la préhistoire occidentale. Belin-Herscher, Paris 2003, S. 113.
  • Jan Jelinek: Das grosse Bilderlexikon des Menschen in der Vorzeit. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh 1972. (Abb. der Venusfigurinen von Malta: S. 315, 334, 377, 385, 393, 394.)
  • Karl H. Schlesier: More on the Venus Figurines. In: Current Anthropology 42, 2001, S. 410–412.
  • Olga Soffer, James M. Adovasio, David C. Hyland: Reply to 'More on the Venus Figurines'. In: Current Anthropology 42, 2001, S. 410–412.
  • Olga Soffer, James M. Adovasio, David C. Hyland: The "Venus" Figurines In: Current Anthropology 41,4 (2001) 511-537 (mit Abbildungen auf S. 534, Fig. 15, online, PDF)
  • Henri Delporte: L’image de la femme dans l’art préhistorique. Paris 1993.
  • Zoya A. Abramova: L'art paléolithique d'Europe orientale et de Sibérie. Jérôme Millon, Grenoble 1992.
  • Michail M. Gerasimov: The Paleolithic site of Malta: excavations of 1956–1958. In: Henry N. Michael (Hrsg.): The Archaeology and Geomorphology of Northern Asia. No. 5, S. 3–32, Arctic Institute of North America, University of Toronto (aus russischen Quellen), 1964.

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Claudine Cohen: La femme des origines. Images de la femme dans la préhistoire occidentale. Belin-Herscher, Paris 2003, S. 113.
  2. Henri Delporte: L’image de la femme dans l’art préhistorique. Paris 1993, S. 197.
  3. Richard G. Lesure: Interpreting Ancient Figurines. Context, Comparison, and Prehistoric Art, Cambridge University Press, Los Angeles 2011, S. 76.
  4. Henri Delporte: L’image de la femme dans l’art préhistorique. Paris 1993, S. 193.

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