Statuenmenhire (auch Statuen-Menhire; franz. Statue(s)-menhirs; ital. Statua stele), sind Menhire, die mehr oder weniger deutliche anthropomorphe (menschengestaltige) Form, zumindest aber Kopfumrisse, Augenpaare oder Gesichter haben.
Verbreitung
Es gibt sie in einigen Ländern Europas, wo sie oft gemeinsam mit unbearbeiteten Menhiren vorkommen. Im westmediterranen Raum kommen Statuenmenhire in Nordwestitalien, in Apulien sowie auf Korsika und Sardinien vor. Drei große Areale mit zusammen 144 Statuenmenhiren gibt es in:
- Südfrankreich
- 74 Exemplare in Okzitanien (Tarn, Aveyron und Hérault-West)
- 36 Exemplare im Languedoc (Hérault Ost, Gard und Ardèche)
- 34 Exemplare in der Provence.
In Südfrankreich und auf der Iberischen Halbinsel tragen einige einen Báculo.
- Auf Korsika (insbes. Filitosa) stehen 630 ungestalteten Menhiren lediglich 73 Statuenmenhire gegenüber. Die Statuen-Menhire Korsikas sind allerdings die größten im Mittelmeerraum. Sie sind bis zu drei Meter hoch, etwa 30 cm breit und 26 cm dick. Sie können in zwei Hauptkategorien eingeteilt werden. Eine mit übergangslosem Kopf und Rumpf und eine, bei der Kopf klar abgesetzt ist.
- Auf Sardinien ist der bedeutendste Statuenfund der von Monte Prama. Rund 50 völlig andersartige Exemplare wurden um den Ort Laconi gefunden. Im Jahre 2005 wurde bei Laconi ein neuer fragmentarischer Statuenmenhir gefunden, weitere fand man 1996 beim Gigantengrab von Murisiddi bei Isili. 2008 fand man unzählige zerbrochene Menhire bei Cuccuru e Lai. Eine bestimmte Form prähistorischer Menhire wird als Baityloi (ital. Betili) bezeichnet. Es handelt sich meist um nicht sehr große schlanke, granatenartig aussehende Steine, die aufrecht stehen. Einige haben Löcher anstelle der Augen, andere haben Brüste. Einer hat ein menschliches Antlitz.
- Auf dem italienischen Festland, besonders in der Lunigiana (hist. Territorium in Italien) heute die Provinzen La Spezia und Massa Carrara, sowie in Südtirol und der Toscana (auch ein weiblicher in Pontremoli und Treschietto).
Eine Anzahl dieser Menhire gibt es in/auf:
- Portugal (Menhir von Ermida (weiblich), Portela de Mogos)
- Spanien (Valdefuentes de Sangusin)
- der Schweiz (Petit Chasseur)
- in Deutschland gibt es die Bamberger Götzen als bisher einzige auf deutschen Boden gefundene Gruppe, die sachlich, aber vermutlich auch kulturell, in diese Kategorie gehören.
- den Kanalinseln (Castel Church auf Guernsey)
Aussehen
Statuenmenhire stellen zumeist männliche und mitunter auch geschlechtlich unbestimmbare oder, an den Brüsten erkennbar, weibliche Wesen dar, die auf Korsika scheinbar auch Waffen tragen (Castaldu I). Eine spätere, stark abstrahierte Ausprägung sind die sardischen Bätyl (Baityloi), die in der Nähe des Gigantengrabes von Tamuli die Verehrung eines Pantheons von sechs zur Hälfte mittels ihrer deutlichen brustartigen Wölbungen als weiblich einzustufenden Göttern darzustellen scheinen.
In der Bretagne und in Großbritannien gibt es Plattenmenhire, bei denen durch ein Rostrum, eine mehr oder weniger ausgeprägte Erhöhung in der Mitte der Oberkante lediglich ein Kopf oder Hals angedeutet ist, die ansonsten aber ungestaltet sind. In Nordirland finden sich im County Fermanagh kleine anthropomorphe Steinfiguren, die als Caldragh Idole bekannt geworden sind, deren Entstehungszeit jedoch nicht feststeht. Auch wegen ihrer mangelnden Größe von etwa 60 cm rechnet man sie nicht zu den Statuenmenhiren.
Siehe auch
Literatur
- Enrico Atzeni: Tombe megalitiche di Laconi (Nuoro). In: G. Bartoli (Hrsg.): Congresso Internazionale l'Età del Rame in Europa. Viareggio 15–18 ottobre 1987. All'Insegna del Giglio, Florenz 1988, S. 524–527 (Rassegna di archeologia 7).
- Joseph Cesari, Franck Leandri: Note sur la découverte de quatre nouvelles statues-menhirs en Corse. In: Archéologie en Languedoc. 22, 1998, ISSN 0221-4792, S. 93–103.
- Marta Diaz-Guardamino Uribe: Iconical signs, indexical relations. Bronze Age stelae and statue-menhirs in the Iberian Peninsula. In: Journal of Iberian Archaeology, Jg. 10 (2008) ISSN 0874-2677.
- Tim Kerig: Ein Statuenmenhir mit Darstellung einer Axt vom Eschollbrückener Typ? Zu einem enigmatischen Steindenkmal aus Gelnhausen-Meerholz (Mainz-Kinzig-Kreis). In: Prähistorische Zeitschrift, Bd. 85 (2010), 59–78 ISSN 0079-4848.
- Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas; Bd. 36). Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3.
- Detert Zylmann: Das Rätsel der Menhire. Probst, Mainz-Kostheim 2003, ISBN 3-936326-07-X.
Weblinks
- Statuenmenhire in Frankreich (mit Abbildungen, französisch)
- „Museo delle Statue Menhir“ in Laconi, Sardinien (mit Abbildungen, italienisch)]
- Das archäologische Museum in Rodez (Südfrankreich)
- Museum der Statuen von Treschietto
- Statuenmenhir VI von Laconi