ʻUbeidiya

ʻUbeidiya (arabisch العبيدية, DMG {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value); hebräisch עובידיה) ist eine archäologische und paläoanthropologische Fundstätte in Israel, rund drei Kilometer südlich des See Genezareth im mittleren Jordan-Tal, unweit des Kibbuz Beit Zera. Seit den frühen 1960er-Jahren wurden hier bei Ausgrabungen – nach den Dmanissi-Schädeln aus Georgien – die mit rund 1,5 Millionen Jahren zweitältesten, sicher datierten Fossilien der Gattung Homo außerhalb Afrikas geborgen.[1] Die Fundstätte wurde nach dem 1948 zerstörten, palästinensischen Dorf Al-'Ubaydiyya benannt.

Funde

Die Fundstätte wurde 1959 entdeckt, als bei Arbeiten mit einer Planierraupe Knochen freigelegt wurden, die der israelische Anatom Georg Haas als Überreste von fossilen Säugetieren identifizierte. Unter den Funden erkannte Haas auch den Schneidezahn und mehrere kleine Schädel-Fragmente eines Menschen.[2]

Aus dem Gelasium, der untersten chronostratigraphischen Stufe des Pleistozäns, stammen die ältesten Belege für eine Besiedelung Eurasiens durch frühe Verwandte des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens). Nach heutigem Kenntnisstand erfolgte diese Migration („Out-of-Africa I“) u. a. durch die südliche Levante, die eine biogeographische Brücke zwischen Afrika und Eurasien bildet.[3] Belege hierfür sind zahlreiche in ʻUbeidiya gefundene Steinwerkzeuge; sie traten zumeist aus Schichten zutage, die einstmals zum Uferbereich fossiler Seen gehörten und stratigraphisch – anhand von Leitfossilien – datiert wurden.[4]

Direkte Belege für die Anwesenheit von Individuen der Gattung Homo vor rund 1,5 Millionen Jahren sind mehrere einzeln gefundene Knochen-Fragmente und Zähne: so zum Beispiel zwei Scheitelbeine, ein Schläfenbein, ein linker und ein rechter Schneidezahn sowie ein rechter Backenzahn M3.[5] Die ersten homininen Funde wurden 1966 zunächst zurückhaltend nur der Gattung Homo zugeschrieben, nicht jedoch einer bestimmten Art;[6] in den 1980er-Jahren wurden sie schließlich zu Homo erectus gestellt.[7]

In den frühpleistozänen Schichten wurden auch zahlreiche Tierknochen geborgen,[8] von denen einige Schnittspuren aufweisen.[9]

Weblinks

Commons: Al-'Ubaydiyya – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Alon Barash et al.: The earliest Pleistocene record of a large-bodied hominin from the Levant supports two out-of-Africa dispersal events. In: Scientific Reports. Band 12, Artikel Nr. 1721, 2022, doi:10.1038/s41598-022-05712-y.
    Prehistoric human vertebra discovered in the Jordan Valley tells the story of prehistoric migration from Africa. Auf: eurekalert.org vom 2. Februar 2022.
  2. Theya I. Molleson und Kenneth Page Oakley: Relative Antiquity of the Ubeidiya Hominid. In.Nature. Band 209, 1966, S. 1268, doi:10.1038/2091268a0.
  3. Miriam Belmaker, Eitan Tchernov, Silvana Condemi und Ofer Bar-Yosef: New evidence for hominid presence in the Lower Pleistocene of the Southern Levant. In: Journal of Human Evolution. Band 43, Nr. 1, 2002, S. 43–56, doi:10.1006/jhev.2002.0556, Volltext.
  4. Bienvenido Martínez-Navarro, Miriam Belmaker und OferBar-Yosef: The large carnivores from ‘Ubeidiya (early Pleistocene, Israel): biochronological and biogeographical implications. In: Journal of Human Evolution. Band 56, Nr. 5, 2009, S. 514–524, doi:10.1016/j.jhevol.2009.02.004, Volltext.
  5. Eintrag ‘Ubeidiya in: Bernard Wood (Hrsg.): Wiley-Blackwell Encyclopedia of Human Evolution. 2 Bände. Wiley-Blackwell, Chichester u. a. 2011, ISBN 978-1-4051-5510-6.
  6. Phillip Tobias: Fossil Hominid Remains from Ubeidiya, Israel. In: Nature. Band 211, 1966, S. 130–133, doi:10.1038/211130a0.
  7. Eitan Tchernov: The Age of 'Ubeidiya Formation (Jordan Valley, Israel) and the Earliest Hominids in the Levant. In: Paléorient. Band 14, Nr. 2, 1988, S. 63–65, Volltext.
  8. Bienvenido Martínez-Navarro, Miriam Belmaker und Ofer Bar-Yosef: The Bovid assemblage (Bovidae, Mammalia) from the Early Pleistocene site of ’Ubeidiya, Israel: Biochronological and paleoecological implications for the fossil and lithic bearing strata. In: Quaternary International. Band 267, 2012, S. 78–97, doi:10.1016/j.quaint.2012.02.041.
  9. Sabine Gaudzinski: Subsistence patterns of Early Pleistocene hominids in the Levant—taphonomic evidence from the 'Ubeidiya Formation (Israel). In: Journal of Archaeological Science. Band 31, Nr. 1, 2004, S. 65–75, doi:10.1016/S0305-4403(03)00100-6, Volltext.

Koordinaten: 32° 41′ 0″ N, 35° 33′ 0″ O

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