Venus Medici

Venus Medici

Die Venus Medici ist eine antike Statue vom Typus der Venus pudica, der schamhaften Venus.

Sie entstand im 1. Jahrhundert v. Chr. und gehört wie das Vorbild der Kapitolinischen Venus in das Umfeld hellenistischer Umbildungen der Aphrodite von Knidos, deren Original um 350/40 v. Chr. von Praxiteles geschaffen wurde. Bei einer Höhe von 1,53 Meter ist die lebensgroße Statue aus Marmor 0,42 Meter breit und 0,56 Meter tief.

Die genaue Herkunft ist unbekannt, doch legt die früheste Erwähnung der Statue in einem der Manuskripte des neapolitanischen Antiquars Pirro Ligorio nahe, dass die Skulptur vor 1550 bei den Trajansthermen in Rom gefunden wurde.[1][2] Wohl bereits am Ende des 16. Jahrhunderts gelangte sie in den Besitz der Familie Medici; im Jahr 1638 wird sie erstmals gesichert erwähnt und ihr Standort in der Villa Medici in Rom dokumentiert.[3][4] Im August 1677 wurde sie von Rom nach Florenz geschickt, wo sie 1688 in der Tribuna der Uffizien Aufstellung fand.[5][6] Während dieses Transportes brachen Arme und Kopf sowie die Statuenstütze in Form eines kleinen Delphins, auf dessen Rücken zwei Eroten reiten.[7] Nach 1800 kam sie unter Napoleon für zwölf Jahre nach Paris. Seit 1815 befindet sie sich unter der Inventarnummer 224 wieder in der Sammlung der Uffizien.[8]

Chemische Analysen des Objektes ergaben, dass das Haupt der Statue ursprünglich goldene Blätter zierten. Weiterhin hatte sie rote Lippen und Ohrlöcher.[5]

Nicht die Venus Medici, aber eine Statue dieses Typus war Vorbild für das berühmte Gemälde Sandro Botticellis (1445–1510) Die Geburt der Venus (um 1486). Ein Gemälde mit einer Darstellung der Tribuna in den Uffizien des deutsch-britischen Malers Johann Zoffany aus den 1770er Jahren, heute im Besitz der Royal Collection der britischen Königsfamilie, demonstriert das hohe Maß an Bewunderung, das der Venus Medici neben den anderen in der Tribuna der Uffizien präsentierten Werken zukam.

Literatur

  • Wiltrud Neumer-Pfau, Studien zur Ikonographie und gesellschaftlichen Funktion hellenistischer Aphroditestatuen. Habelt, Bonn 1982, S. 183–191.
  • Angelos Delivorias: Aphrodite Nr. 419. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band II, Zürich/München 1984, S. 53.
  • Brunilde Sismondo Ridgway: Hellenistic sculpture 1. The styles of ca. 331-200 B.C. Bristol Classical Press, Bristol 1990, ISBN 0-299-11820-7, S. 354 Taf. 179.
  • Martin Flashar in: Peter Cornelis Bol (Hrsg.): Die Geschichte der antiken Bildhauerkunst. Band 3. Zabern, Mainz 2007, S. 338–340 Abb. 342 a–b.
  • Dietrich Boschung, Die Rezeption antiker Statuen als Diskurs. Das Beispiel der Venus Medici, in: Zentren und Wirkungsräume der Antikerezeption. Paderborn 2007, S. 165–175.

Weblinks

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Anmerkungen

  1. Anna Schreurs: Antikenbild und Kunstanschauungen des neapolitanischen Malers, Architekten und Antiquars Pirro Ligorio (1513-1583). Walther König, Köln 2000, S. 255 ff.
  2. Dieter Boschung: Die Rezeption antiker Statuen als Diskurs. Das Beispiel der Venus Medici. In: Kathrin Schade, Detlef Rößler, Alfred Schäfer (Hrsg.): Zentren und Wirkungsräume der Antikerezeption. Paderborn 2007, S. 165–175, 165.
  3. Ersterwähnung 1638 in Rom
  4. Francis Haskell, Nicholas Penny: Taste and the Antique. The Lure of Classical Sculpture 1500-1900. New Haven und London 1998, S. 325.
  5. 5,0 5,1 Pressebericht telegraph.co.uk
  6. Haskell, Francis, (1928-2000): Taste and the antique the lure of classical sculpture, 1500-1900. Yale University Press, 1981, S. 325.
  7. Lucia Simonato: Joachim von Sandrart e il digitulus della Venere de' Medici. In: Leonarda Di Cosmo und Lorenzo Fatticcioni (Hrsg.): Le componenti del Classicismo secentesco: lo statuto della sculutura antica. Rom 2013, ISBN 978-88-98158-20-1, S. 277–315.
  8. Erwähnung bei virtualuffizi.com

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