Tropaeum Alpium

Römisches Siegesdenkmal, La Turbie

Das Tropaeum Alpium (auch Tropaeum Augusti genannt) ist ein römisches Bauwerk, das im heutigen La Turbie in den Seealpen oberhalb von Monaco steht.

Der Bau wurde im Jahre 7/6 v. Chr. zu Ehren des Kaisers Augustus errichtet. Anlass für die Errichtung war der Alpenfeldzug im Jahre 15 v. Chr., in dem Drusus und Tiberius insgesamt 46 Stämme unterwarfen – diese wiederhergestellte Inschrift ist als historische Quelle bedeutend, die durch Plinius den Älteren belegt ist. Das Bauwerk wurde im frühen 20. Jahrhundert durch Jean Camille Formigé so weit rekonstruiert, dass zumindest das ursprüngliche römische Bauwerk erkennbar wurde.

Bauwerk

Rekonstruktion des Denkmals im Museum von La Turbie

Das Bauwerk, ein Tropaion, ein Siegesmonument, war nach dem vitruvischen Architekturmodell konzipiert und bestand aus einem rechteckigen Sockel mit 38 m Seitenlänge, an dessen westlicher Fassade sich eine Inschrift befand. Die zweite Etage sprang hinter dem Sockel zurück. Auf diesem Podest standen 24 dorische, im Kreis angeordnete Säulen, die mit einem umlaufenden Metopen-Triglyphen-Fries geschmückt waren. Zwischen den Säulen befanden sich Nischen, in denen die Statuen der am Feldzug beteiligten Feldherren, z. B. die des Drusus aufgestellt waren. Die von den Säulen getragene Kuppel verjüngte sich stufenartig nach oben und wurde von einer kolossalen Augustusstatue gekrönt.

In der Antike war das Bauwerk vermutlich insgesamt 50 m hoch, heute reichen die Reste nur noch bis zu einer Höhe von 35 m. Im Mittelalter baute man das Siegesdenkmal zu einer Befestigungsanlage mit Wachturm um, dessen Reste noch am höchsten Teil des Gebäudes erkennbar sind; in späteren Zeiten wurde es auch als Steinbruch genutzt.

Von den Säulen konnten bei der Rekonstruktion und Teilrestaurierung nur mehr vier vollständig aufgestellt werden und nur die westliche Fassade des Sockels mit der Inschrift ist fast vollständig wieder errichtet worden. Die restlichen Fragmente werden im lokalen Museum aufbewahrt.

Der Inschriftenblock wird von zwei großen Marmorreliefs eingerahmt. Auf ihnen erkennt man ein Tropaeum, also die erbeuteten Waffen, die auf einem Baumstamm aufgehängt sind. Am Fuße des Tropaeums kniet auf jeder Seite je ein Barbar und eine Barbarin, beide angekettet. Des Weiteren schwebt neben der Inschrift auf jeder Seite eine kleine Siegesgöttin.

Inschrift

Die Inschrift, die nur in Bruchstücken erhalten war, konnte durch die Naturgeschichte von Plinius dem Älteren (3, 136-137) vollständig rekonstruiert werden.[1]

Es werden die Namen von insgesamt 46 Stämmen aufgelistet, die im Alpenfeldzug von den Römern besiegt wurden. Die Reihenfolge der Aufzählung der unterworfenen Stämme berücksichtigt hierbei sowohl die zeitliche Abfolge der Eroberung als auch die geographische Situation.

“IMPERATOR|CAESAR|DIV|FILIO AVGVSTO
PONT MAXIMP XIIII TRIB POT XVII
SENATVS POPULVSQVEROMANVS

QVOD EIVS DVCTV AVSPICIISQVE GENTES ALPINAE OMNES QVAE A MARI SVPERO AD INFERVM PERTINEBANT SVB IMPERIVM P R SVNT REDACTAE
GENTES ALPINAE DEVICTAE.TRVMPILINI.CAMVNNI.VENNONETES.VENOSTES.ISARCI.BREVNI.GENAVNES.FOCVNATES
VINDELICORVM GENTES.QVATTVOR.COSVANETES.RVCINATES.LICATES.CATENATES.AMBISONTES.RVGVSCI.SVANETES.CLAVCONES
BRIXENTES.LEPONTI.VBERI.NANTVATES.SEDVNI.VARAGRI.SALASSI.ACITAVONES.MEDVLLI.VCENNI.CATVRIGES.BRIGIANI
SOGIONTI.BRODIONTI.NEMALONI.EDENATES.VESVBIANI.VEAMINI.GALLITAE.TRIVLLATI ECTINI
VERGVNNI.EGVITVRI.NEMETVRI.ORATELLI.NERVSI.VELAVNI.SVETRI”

Dem Imperator und Caesar, Sohn des Göttlichen, Augustus. Oberpriester, Imperator zum 14. Male, Inhaber der tribunizischen Gewalt zum 17. Male [widmen] Senat und Volk von Rom [dieses Denkmal], weil unter seiner Führung und Planung alle Alpenstämme, die sich vom Oberen [Thyrrhenischen] Meer bis an das Untere [Adriatische] Meer erstrecken, unter die Herrschaft des römischen Volkes gebracht wurden. Die besiegten Alpenstämme [sind]: Trumpiliner[2], Camunni[3], Vennoneten[4], Venosten[5], Isarken[6], Breonen[7][8], Genaunen[7], Fokunaten[7][8], vier Stämme der Vindeliker[9], Cosuaneten, Rucinaten, Likatier, Catenaten, Ambisonten[10][8], Rugusker, Suaneten[11], Kalukonen, Brixenten, Lepontier[12], Uberer[13], Nantuaten[14], Seduner[13], Veragrer[15], Salasser[16], Acitavonen[17], Meduller, Ucenni, Caturiger, Brigianen, Sogiontier, Bodontier, Nemaloner, Edenaten, Vesubianer, Veaminer, Galliter, Ulatter, Ekdiner, Vergunni, Eguituri, Nemeturer, Oratelli, Nerusi, Velauni, Suetri

Literatur

  • Jules Formigé: Le Trophée des Alpes. La Turbie (= Gallia. Supplement 2, ISSN 0072-0119). Centre National de la Recherche Scientifique, Paris 1949.
  • Nino Lamboglia: Das Tropaeum des Augustus in La Turbie (= Itinerari Liguri. Bd. 4, ZDB-ID 2619850-2). 3. Auflage. Istituto Internazionale de Studi Liguri, Bordighera 1965.
  • Philippe de Beauchamp: La Provence et la Corse pre-romaines et romaines. Alpes-Maritimes, Var, Bouches-du-Rhône, Vaucluse, Alpes-de-Haute-Provence, Corse. Beauchamp, Spéracédes 1994, ISBN 2-85744-734-5.
  • Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus. Der römische Soldat im archäologischen Experiment (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Bd. 33). 9., erweiterte Auflage. von Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-0886-8.
  • Lücke, S.: s.v. “Tropaeum Alpium”, in: VerbaAlpina-de 18/2, Methodologie, https://doi.org/10.5282/verba-alpina?urlappend=%3Fpage_id%3D493%26db%3D182%26letter%3DT%2399

Weblinks

Commons: Tropaeum Alpium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Datenbankeinträge

Einzelnachweise

  1. CIL 5, 7817. Inschrift des Tropaeums bei Plinius dem Älteren. Siehe auch Jules Formigé: La dédicace du Trophée des Alpes (La Turbie). In: Gallia. Band 13, 1955, Nr. 1, S. 101 f.
  2. Vgl. it:Triumpilini, ital. Wikipedia
  3. Im Valcamonica am Tonalepass
  4. Am Hinterrhein
  5. Im Vinschgau
  6. Am Eisack
  7. 7,0 7,1 7,2 In Tirol; Peter Anreiter: Breonen, Genaunen und Fokunaten. Vorrömisches Namengut in den Tiroler Alpen (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Sonderheft 99, ISSN 0537-7269 = Archaeolingua. Series minor. Bd. 9). Universität Innsbruck – Institut für Sprachwissenschaft, Innsbruck 1997, ISBN 3-85124-181-9.
  8. 8,0 8,1 8,2 Sabine Rieckhoff: Wo sind sie geblieben? – Zur archäologischen Evidenz der Kelten in Süddeutschland im 1. Jahrhundert v. Chr. In: Helmut Birkhan (Hrsg.): Kelten-Einfälle an der Donau. Akten des Vierten Symposiums Deutschsprachiger Keltologinnen und Keltologen. Philosophisch – Historische – Archäologische Evidenzen. Konrad Spindler (1939–2005) zum Gedenken. (Linz/Donau 17.–21. Juli 2005) (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Klasse. Denkschriften. Bd. 345). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, ISBN 978-3-7001-3670-5, S. 409–440.
  9. Im bayerischen Alpenvorland und Nordalpen
  10. Im Salzburgischen
  11. Am Alpenrhein
  12. Tessin und Graubünden
  13. 13,0 13,1 Im Wallis
  14. Vgl. als:Nantuaten, alemann. Wikipedia
  15. Vgl. als:Veragrer, alemann. Wikipedia
  16. An der Dora Baltea
  17. Max Ihm: Acitavones. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 261.

Koordinaten: 43° 44′ 41,2″ N, 7° 24′ 6,5″ O

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