The Kraken

The Kraken, deutsch Der Krake, ist ein Gedicht von Alfred Tennyson (1809–1892). Es erschien zuerst 1830 in seinen Poems, Chiefly Lyrical.

Das nur 15 Verse zählende, formal einem Sonett ähnelnde Werk hat ausweislich seines Titels ein Seeungeheuer zum Thema, den sagenumwobenen „Kraken“ des Nordmeeres. Die eigentümliche Wortwahl des Dichters und mehr oder minder explizite intertextuelle Anspielungen auf die Offenbarung des Johannes und Percy Bysshe Shelleys Versdrama Prometheus Unbound weisen jedoch über dieses märchenhaft-folkloristische (also typisch romantische) Sujet hinaus und haben zu vielfältigen Spekulationen über die religiösen oder weltanschaulichen Hintergedanken des Dichters Anlass gegeben.

Alfred Tennyson. Porträtzeichnung von Samuel Laurence, um 1840.

Text

Im Folgenden der Text des Gedichts in der Fassung letzter Hand (1872)[1] und eine von Werner von Koppenfels besorgte Übertragung ins Deutsche (2000):[2]

Below the thunders of the upper deep;
Far far beneath in the abysmal sea,
His ancient, dreamless, uninvaded sleep
The Kraken sleepeth: faintest sunlights flee
About his shadowy sides; above him swell
Huge sponges of millennial growth and height;
And far away into the sickly light,
From many a wondrous grot and secret cell
Unnumber'd and enormous polypi
Winnow with giant arms the slumbering green.
There hath he lain for ages, and will lie
Battening upon huge seaworms in his sleep,
Until the latter fire shall heat the deep;
Then once by man and angels to be seen,
In roaring he shall rise and on the surface die.

Unter dem Donner hoher Meeresflut
Zuunterst in bodenloser Tiefe
In uralt traumlos ungebrochener Ruh
Schläft, schläft der Krake. Schattenlichter spielen
Um seine dunklen Flanken; über ihm
Schwillt tausendjähriger Wust von Riesenschwämmen;
Und aus der Ferne in den blassen Dämmer,
Aus Wundergrotten und Verliesen schwingt
Unzählige Schar gewaltiger Polypen
Schläfrigen Tang in ihren mächtigen Händen.
Hier liegt er seit Äonen, wird er liegen,
Wird schlafend schlingen riesiges Seegewürm,
Bis einst der letzte Brand den Abgrund wärmt;
Dann steigt er, unter Mensch- und Engelsblicken,
Brüllend hinauf, um droben zu verenden.

Bis auf zwei geringfügige Änderungen ist der Text identisch mit dem des Erstabdrucks von 1830: die altertümliche Schreibweise ‚antient‘ ersetzte Tennyson durch ‚ancient‘, das Wort ‚fins‘ („Flossen“) durch ‚arms‘ („Arme,“ bei Koppenfels „Hände“).

Form

Das Gedicht lässt sich als ein aus den Fugen geratenes Sonett beschreiben;[3] es zählt 15 statt der 14 üblichen Verse und folgt in seinem Verlauf einem zunehmend eigenwilligen Reimschema:[4]

[abab cddc efe aaf e]

Auffällig ist vor allem der überzählige Schlussvers, zumal er als einziger kein iambischer Fünfheber, sondern ein Sechsheber ist, genauer gesagt ein Alexandriner.[5] Doch auch wenn man von dieser ungewöhnlichen Zugabe absieht, lässt sich der Aufbau des Gedichts weder mit den Vorgaben des Shakespeare-Sonetts noch des Petrarca-Sonetts vereinbaren. An ersteres lassen zunächst die beiden ersten, noch halbwegs regelkonformen Quartette denken, die zu einer Terzine gefassten Folgeverse dagegen an das italienische Vorbild, wobei jedoch die inhaltliche Zäsur oder Klimax – hier also der Übergang von der Beschreibung der Tiefsee zur Endzeitprophetie – noch nicht wie gewöhnlich nach dem achten, sondern erst nach dem zehnten Vers eintritt.[6]

Ein mehr oder minder liederlicher Umgang mit formalen Vorgaben zeichnet mehrere frühe Werke Tennysons aus und brachte ihm 1833 einen Rüffel von keinem Geringeren als Samuel Taylor Coleridge ein, der ihm eine unbefriedigende Note in Metrik ausstellte und ihm empfahl, sich einstweilen auf eine, höchstens zwei der klassischen lyrischen Formen zu beschränken, bis er zumindest diese gemeistert habe.[7] Hinter Tennysons vermeintlichen Handwerksfehlern darf man indes durchaus Vorsatz vermuten, eine vorsichtige Rebellion gegen ebendie Formstrenge, die Coleridge einforderte. So finden sich gerade in den Poems, Chiefly Lyrical von 1830 zwar auch einige vorschriftsgemäß ausgeführte Sonette, doch 50 Jahre später gab Tennyson, nunmehr der berühmteste Dichter des Landes, zu erkennen, was er tatsächlich von dieser Gedichtform hielt: „I hate the perfect sonnet with a perfect hatred“ (zu Deutsch in etwa: „Ich hasse das vollkommene Sonett mit vollkommenem Hass“).[8] Zumindest im Falle von The Kraken lassen sich die Verstöße gegen die dichterische Konvention auch inhaltlich-funktional rechtfertigen, häufen sich doch die Merkwürdigkeiten gerade in den Zeilen, die die Apokalypse zum Gegenstand haben, also den Anbruch eines neuen göttlichen Zeitalters, in dem mutmaßlich auch die Gesetze der Verslehre neu geschrieben werden.[9]

Um eine der biblischen Thematik dieser letzten Verse entsprechende Bedeutungsschwere schon von Beginn an zu suggerieren, setzt Tennyson eine Satzfigur mit einer besonders altehrwürdigen Tradition ein: die beiden ersten, fast sinngleichen Verse stellen einen synonymen Parallelismus dar, wie er vor allem aus den poetischen Texten des Alten Testaments (und deren Übersetzung in der King-James-Bibel) bekannt ist. Sie etablieren zudem ein auffälliges syntaktisches Muster. Ortsbestimmungen, also Adverbien oder Präpositionalphrasen (‚From many a wondrous grot‘), gehen den Aussagesätzen zumeist voran und verleihen der geschilderten Szene eine statische Qualität, ganz als würde ein Gemälde beschrieben.[10] Die Monotonie der Unterwasserwelt unterstreichen Assonanzen wie in see / flee / green / seen und light / height / lie / polypi, Tautologien wie His […] sleep / The Kraken sleepeth, und am sinnfälligsten die Wiederholung ausgerechnet des ersten Reimpaars deep / sleep in den Versen 12–13.[11]

Quellen, Themen und Motive

Seemannsgarn

Seeungeheuer des Nordmeers auf der Carta Marina von Olaus Magnus (1539)

The Kraken ist trotz seiner Kürze ein ausgesprochen vieldeutiges Werk, in dem mythische, christliche und naturwissenschaftliche Motive und Begrifflichkeiten nebeneinander bestehen. In der deutschen Übersetzung tritt diese grundlegende Ambivalenz schon im Titel zutage, da „Krake“ im Deutschen heute zwei Bedeutungen hat. Der heute dominante Wortsinn „Achtarmiger Tintenfisch, Oktopus“ ist erst seit den Arbeiten des Naturforschers Lorenz Oken (1779–1851) geläufig, im Englischen ist er unbekannt. Hier wird das Wort nur in seiner ursprünglichen Bedeutung gebraucht, nämlich als Bezeichnung eines sagenhaften Seeungeheuers, das im Nordmeer sein Unwesen treiben soll.

Mit Kraken ist bei Tennyson mithin zunächst ausschließlich das Fabelwesen gemeint. In einer knappen Anmerkung zum Gedicht verwies er 1872 auf die Beschreibung, die der norwegische Bischof Erik Pontoppidan der Jüngere (1698–1764) davon lieferte. Pontoppidan zufolge erreicht der Kraken eine Länge von mehr als einer Meile, so dass mancher Kapitän ihn schon für eine Insel gehalten und so verhängnisvollerweise versucht habe, an ihm zu ankern. Taucht er ab, verursacht er gewaltige Meeresstrudel, in denen schon so manches Schiff versunken ist, andere wurden von seinen riesigen Armen umklammert und in die Tiefe gezogen. Pontoppidans Darstellung war Tennyson wohl aus knappen Zusammenfassungen in der Biographie Universelle und der English Encyclopaedia bekannt. Weitere wahrscheinliche Quellen sind die Beschreibungen des Kraken in Thomas Crofton Crokers Fairy Legends and Traditions of the South of Ireland (1825–1827) und in Walter Scotts Roman The Pirate (1821).[12] Isobel Armstrong verweist außerdem auf die Beschreibung einer dem Kraken entsprechenden Seeschlange in Olaus Magnus’ Historia de gentibus septentrionalibus (1555), die Scott in einer Fußnote seiner Minstrelsy of the Scottish Border (1803) zitiert und in der dieses Seeungeheuer wenn nicht mit dem Weltuntergang, so doch mit einer Erschütterung der weltlichen Ordnung in Verbindung gebracht wird,[13] denn sein Erscheinen kündet vom Nahen „eines wunderbaren Wandels im Königreich; nämlich, dass alle Fürsten sterben oder verbannt werden; oder dass furchtbare Kriege toben werden.“[14]

Wie Scott, Croker sowie dessen deutsche Übersetzer, die Brüder Grimm, schätzte Tennyson Seemannsgarn, Märchen und andere Sagenstoffe ob ihres ästhetischen Werts als „Volksdichtung“, und wie Scott griff er in seiner Kunstdichtung selbst häufig volkstümliche Sagenstoffe auf; so finden sich etwa in den Poems, Chiefly Lyrical Bearbeitungen der Artussage (The Lady of Shalott) und von Dornröschen (Sleeping Beauty). Thematisch steht The Kraken in diesem Band scheinbar den märchenhaften Gedichten The Sea-Fairies, The Merman und The Mermaid am nächsten, die Meermänner und Meerjungfrauen behandeln. Mit diesen ebenfalls aquatisch lebenden Fabelwesen hat Tennysons träger und bewusstlos vor sich hin dämmernder Krake letztlich aber ebenso wenig gemein wie mit dem bei Pontoppidan oder auch Scott beschriebenen Seeungeheuer. Zwar stimmen die ersten Zeilen, insbesondere die Worte ‚Far far beneath‘, die an die Eröffnungsformel ‚Once upon a time, in a land far, far away‘ (entspricht deutsch „Es war einmal …“) denken lassen, auf ein Märchen ein, doch wird diese Erwartung letztlich nicht erfüllt.

Wissenschaft

Haeckel Gamochonia noframe.jpg
Haeckel Tubulariae.jpg


Zweierlei „Polypen“: Kopffüßer und Nesseltiere in Ernst Haeckels Kunstformen der Natur (1904)

Im weiteren Verlauf des Gedichts ist die Sprache zunehmend mit ganz und gar nicht volkstümlichen Gräzismen und Latinismen (‚abysmal‘, ‚millennial‘) durchsetzt und hebt mit dem reichlich unpoetischen Wort ‚polypi‘ zwischenzeitlich in ein explizit wissenschaftliches Register ab. Alles andere als märchenhaft sind auch die „Bewohner“ der Unterwasserwelt; neben Polypen sind hier nur Seegras, Schwämme und Würmer zu beobachten, aber keine andersweltlichen Wesen wie Meerjungfrauen oder dergleichen. Die Beschränkung auf natürliche Phänomene ist eine folgerichtige Konsequenz der wissenschaftlichen Weltsicht und der „Entzauberung der Welt“, wirft aber die Frage auf, um was für ein Wesen es sich bei Tennysons Kraken handelt, wenn nicht um ein Seeungeheuer. Auffälligerweise beschreibt das Gedicht ausschließlich die Umgebung des Kraken, kaum aber dessen eigene Gestalt; die wenigen Sonnenstrahlen, die die Tiefe erreichen, erhellen ihn nicht, sondern „fliehen“ geradezu von ihm fort (faintest sunlights flee / About his shadowy sides).

Nicht nur angesichts der naturalistischen Schilderungen der Meeresfauna ringsum liegt es nahe, den Kraken ebenfalls als ein gewöhnliches Tier zu deuten, namentlich als Tintenfisch. Seit dem 18. Jahrhundert wurde unter Naturwissenschaftlern vielfach die Theorie diskutiert, dass der Aberglaube vom Kraken einen wahren Kern berge und es sich bei diesem vermeintlichen Fabeltier um riesenhafte Kopffüßer (wie den 1857 erstbeschriebenen Riesenkalmar) handeln könnte, zumal Seeleute, insbesondere Walfänger, immer wieder Sichtungen oder gar Angriffe solcher Tiere behaupteten. Tennyson könnte insbesondere die beiden ausführlichen Artikel gekannt haben, die der Zoologe James Wilson 1818 im Blackwood's Edinburgh Magazine zu dieser Frage veröffentlichte. Suggestiv erscheint in diesem Kontext Tennysons Verweis auf die den Kraken umschwärmenden ‚polypi‘, da mit diesem Namen erst seit dem 18. Jahrhundert Nesseltiere wie die Seeanemonen bezeichnet werden. Bei antiken Autoren wie Aristoteles und bei einigen Zoologen noch bis ins 19. Jahrhundert wurden unter diesem Namen hingegen die Kopffüßer subsumiert – möglicherweise bezeichnen die „ungezählten und ungeheuer großen“ Polypen mit ihren „gigantischen Armen“ also keine Zoophyten, sondern eine Vielzahl von Tintenfischen, mithin nicht einen einzigen „Kraken“, sondern deren viele. Deutet man polypi hingegen im heutigen Wortsinn, bietet sich ein anderer Erklärungsansatz an: 1828 mutmaßte Humphry Davy in seinen auch von Scott wohlwollend rezensierten Salmonia, dass die Sichtungen von Seeungeheuern wie dem Kraken auf das gelegentlich zu beobachtende massenhafte Auftreten von Quallen oder Zooplankton zurückzuführen seien; von ferne könnten derartige Schwärme wie ein einziger, riesiger Organismus erscheinen.[15]

Tennysons Faszination für Zoophyten, Mollusken und andere „niedere“ Lebensformen war ein Resultat seiner Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Werken und insbesondere mit biologischen Evolutionstheorien, die die althergebrachten Vorstellungen von der göttlichen Schöpfung und der Rolle des Menschen darin schon vor Charles Darwin radikal in Frage stellten. In England wurde diese Entwicklung in Tennysons Jugendjahren besonders durch die geologischen Arbeiten Charles Lyells und die Entdeckung von Iguanodon-Knochen in Sussex im Jahr 1822 befeuert. Sein In Memoriam A. H. H. (entstanden zwischen 1833 und 1849) ist in der englischen Literatur neben Edmund Gosses Father and Son (1907) die wohl bedeutendste Auseinandersetzung mit der so ausgelösten Glaubenskrise, doch auch schon ein frühes Werk wie The Kraken lässt sich vor diesem Hintergrund deuten; Tennysons Krake ist ein Geschöpf aus grauer Vorzeit, er liegt seit vielen Äonen (‚ages‘) auf dem Meeresgrund, umgeben von Jahrtausende alten Schwämmen (‚sponges of millennial growth‘). Einer von seinem Sohn kolportierten Anekdote zufolge fiel Tennyson schon zu seiner Studienzeit mit Äußerungen zur Rekapitulationstheorie auf und mutmaßte damals, dass die Entwicklungsstadien des menschlichen Körpers sich in den Formen der wirbellosen Tiere nachvollziehen ließen.[16] So stellt sich der Krake zwar einerseits als eine dem Menschen denkbar weit entrückte und fremdartige Lebensform dar, zugleich aber als sein stammesgeschichtlicher Verwandter, und lädt somit zu biologistischen Überlegungen zur animalischen Natur des Menschen ein.[17]

Apokalypse

In der Schlusspassage weicht das aquaristische Stillleben unvermittelt der Schilderung des Weltuntergangs, des „letzten Feuers“. In der Begriffswahl wird klar, dass es sich hier nicht um einen bloß erd- oder stammesgeschichtlich bedeutsamen Kataklysmus handelt, sondern um den Fortgang eines göttlichen Heilsgeschehens, denn in den letzten drei Zeilen verbergen sich einige Bilder aus den Endzeitvisionen der Johannesoffenbarung. Plausibel anschließen lassen sich insbesondere[18] Offb 8,8-9 ELB:

Der große rote Drache und das Tier aus dem Meer
Wasserfarbenzeichnung von William Blake, 1805

„Und der zweite Engel posaunte: Und etwas wie ein großer feuerflammender Berg wurde ins Meer geworfen; und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut. Und es starb der dritte Teil der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, und der dritte Teil der Schiffe wurde zerstört.“

sowie Offb 13,1 ELB:

„Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung.“

Richard Maxwell verweist zudem auf Offb 17,8 ELB:

„Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und geht ins Verderben; und die Bewohner der Erde, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich wundern, wenn sie das Tier sehen, dass es war und nicht ist und da sein wird.“

Julia Courtney mutmaßt, dass Tennyson in diesen Zeilen den Endzeitglauben seiner strenggläubig calvinistischen Tante Mary Bourne in Verse fasste,[19] W. D. Paden deutet sie hingegen vor dem Hintergrund der mythologischen Typologie des anglikanischen Theologen G. S. Faber (1773–1854), der zufolge sämtliche heidnische Mythen der Welt korrumpierte Versionen des biblischen Gottesworts darstellen. So sah Faber im Typhon und im Python der griechischen und in der Midgardschlange der germanischen Mythologie Verkörperungen des „bösen Prinzips“ bzw. des Teufels, vergleichbar der Schlange im Garten Eden, Seeungeheuer wie Seeschlangen im Besonderen als heidnisch überformte Repräsentation der biblischen Sintflut.[20]

Andere Deutungen vermuten einen politischen Subtext, insbesondere aufgrund der nur scheinbar unverfänglichen Zeile ‚Battening upon huge seaworms in his sleep‘, die einen Verweis auf Percy Bysshe Shelleys Versdrama Prometheus Unbound (1818, dt. Der entfesselte Prometheus) darstellt, eine mythisch verbrämte Parabel auf die erneuernde, aber auch die zerstörerische Kraft politischer Revolutionen (im historischen Kontext besonders der Französischen Revolution). Bei Shelley beschwört der aufrührerische „Demogorgon“ die „Genii“ aus ihren über das „Oblivion“ verstreuten Wohnstätten herauf, vom Himmelszelt bis hinab in die Meerestiefen – ‚to the dull weed some sea-worm battens on‘, wie Shelley schreibt – und stößt schließlich seinen Vater Jupiter vom Thron.[21][22] Schwer zu entscheiden ist indes in einer politischen Lesart, wie sie insbesondere Isobel Armstrong vertritt, ob der Kraken selbst als Verkörperung des einst unterdrückten und sich jetzt Bahn brechenden revolutionären Impulses zu verstehen ist oder im Gegenteil als Inbegriff der alten, trägen, reaktionären Stasis, nicht zuletzt, da sein Auftauchen zugleich seinen Tod bedeutet.[23] Jane Stabler weist hingegen darauf hin, dass er sich anders als Shelleys „Elementengeister“ eben gerade nicht aus seinem Dämmerschlaf erwecken und zu umstürzlerischen Umtrieben hinreißen lässt, und deutet dies als Ausdruck der unpolitischen, ja resignierten Weltsicht des Dichters; The Kraken stelle eher eine eskapistische Fantasie dar, einen Rückzug aus jedweder politischen oder sozialen Teilhabe in eine schummrige Scheinwelt.[24]

Psychologische Deutungen

In einem allgemeineren Sinne ist Tennysons Krake auch tiefenpsychologisch bzw. psychoanalytisch als Sinnbild des Un- oder Unterbewussten interpretiert worden, in dem sich unterdrückte bzw. verdrängte Triebe stauen, bis sie sich schließlich in einer heftigen, vielleicht fatalen Abreaktion entladen.[25] The Kraken steht dabei in einer Reihe von Gedichten, in denen Tennyson ein Sein abbildet, das kaum ein solches ist, sondern vielmehr ein bewusstloses Dahinexistieren, so etwa im Falle der in einem apathischen Rausch vor sich hin dämmernden Lotosesser in The Lotos-Eaters. Auch Tennysons Dornröschen (Sleeping Beauty) schläft wie der Krake einen traumlosen, todesähnlichen, aber hübsch anzusehenden Schlaf:

She sleeps: her breathings are not heard
In palace chambers far apart.
The fragrant tresses are not stirr'd
That lie upon her charmed heart.
She sleeps: on either hand upswells
The gold-fringed pillow lightly prest:
She sleeps, nor dreams, but ever dwells
A perfect form in perfect rest.

Eine gewisse thematische Ähnlichkeit besteht auch mit der wunderschönen Lady of Shalott, die durch einen Zauberfluch allein in einem Turm auf einer Insel gefangen ist und stirbt, sobald sie sich auf einem Boot nach Camelot begibt und von Menschen erblickt wird;[26] Einsamkeit, Isolation und Tod prägen noch viele weitere frühe Gedichte wie The Dying Swan und Mariana – berühmt ist der Ausspruch von T. S. Eliot, Tennyson sei der traurigste aller englischen Dichter.[27]

Rezeption

The Kraken zählt heute zu den bekanntesten und am häufigsten anthologisierten Gedichten Tennysons. Zu seinen Lebzeiten nahm er es indes im Gegensatz zu einigen anderen Frühwerken lange nicht in die zahlreichen Gedichtbände auf, mit denen er gegen Mitte des 19. Jahrhunderts zum gefeiertsten englischen Dichter des viktorianischen Zeitalters avancierte (von 1850 bis zu seinem Tod 1892 war er als Poet Laureate beamteter Lobsänger des Vereinigten Königreichs), erst 1872 veröffentlichte er es erneut im ersten, Juvenilia betitelten Band einer sechsbändigen Bibliotheksausgabe seiner Werke.

Dennoch scheint The Kraken schon früh zur Popularisierung des Kraken-Stoffes besonders in der fantastischen Literatur des 19. Jahrhunderts beigetragen zu haben, auch wenn sich ein direkter Einfluss nur selten nachweisen lässt. Eine Parodie verfasste bereits 1853 Dante Gabriel Rossetti, gemünzt auf Francis MacCracken, einen frühen Mäzen der Präraffaeliten:[28]

Illustration aus der Erstausgabe von Vernes 20.000 Meilen unter dem Meer (1870)
„Cthulhu“ auf einer Skizze von H. P. Lovecraft (1934)

Getting his pictures, like his supper, cheap,
Far far away in Belfast by the sea,
His watchful one-eyed uninvaded sleep
Mac Cracken sleepeth. While the PRB
Must keep the shady side, he walks a swell
Through spungings of perennial growth & height:
And far away in Belfast out of sight,
By many an open do and secret sell,
Fresh daubers he makes shift to scarify
And fleece with pliant shears the slumbering green.
There he has lied, though aged, and will lie,
Fattening on ill got pictures in his sleep,
Till some Præ-Raphael prove for him too deep.
Then once by Hunt & Ruskin to be seen,
Insolvent he shall turn & in the Queen's Bench die.

Albert J. Frank vermutet, dass Edgar Allan Poe das Gedicht 1832 aus einer Rezension der Poems, Chiefly Lyrical im Maiheft Blackwood's Edinburgh Magazine kannte, wo es in voller Länge abgedruckt war, und sein Lektüreerlebnis in seine Kurzgeschichte MS. Found in a Bottle (dt. Das Manuskript in der Flasche) einfließen ließ, wo es an einer Stelle heißt: „Bald warf es uns in atemberaubende Höhen empor, die nicht einmal der Albatros erfliegt, bald schwindelte uns bei dem rasenden Sturz in irgendeine Wasserhölle, wo die Luft erstickend war und kein Laut den Schlummer des Kraken störte.“[29] Die bei Tennyson angedeuteten Versuche, den mythischen Kraken wissenschaftlich zu deuten, haben sich in zwei der bekanntesten literarischen Werke des 19. Jahrhunderts niedergeschlagen, zum einen in Herman Melvilles Moby-Dick (1851) und vor allem in Jules Vernes Vingt mille lieues sous les mers (1869–1870, dt. „20.000 Meilen unter dem Meer“); Tennysons Gedicht dürfte sowohl Melville als auch Verne bekannt gewesen sein.[30] Im 59. Kapitel von Moby-Dick (The Squid) sichtet die Mannschaft der Pequod einen riesigen Tintenfisch; dass Melville bei seiner Schilderung wie Tennyson aber auch die mythischen, wenn nicht sogar eschatologischen Qualitäten des Kraken im Sinn hatte, bezeugt ein auf den November 1851 datierter Brief an Nathaniel Hawthorne, in dem er raunt: Leviathan is not the biggest fish; – I have heard of Krakens.[31]

In Vernes Roman tauschen sich Kapitän Nemo, der Kapitän des ebenfalls nach einem Kopffüßer benannten Unterseeboots Nautilus, und sein unfreiwilliger Gast, der französische Professor Aronnax, mehrfach über derartige Theorien aus und werden vor den Lucayischen Inseln schließlich selbst von einem Riesenkalmar oder -kraken angegriffen. In der Beschreibung der Tangwälder, die dem Angriff vorausgeht, meint Richard Maxwell explizite Anleihen an Tennysons Gedicht zu erkennen:[32]

„Steile Felsen ragten da hoch unter dem Meer empor, grad anstrebende Mauern aus angefressenen Steinblöcken in mächtigen Schichten aufgebaut, dazwischen schwarze, dunkle Löcher, wohin unsere elektrischen Strahlen nicht durchdringen konnten. Diese Felsen waren mit starkem Gebüsch überzogen, riesenhafte Laminarien und Seetang, ein wahres Spalier von Wasserpflanzen, einer Riesenwelt entsprechend. Diese kolossalen Pflanzen führten uns, Conseil, Ned und mich, im Gespräch auf die Riesentiere des Meeres. Etwa um 11 Uhr machte mich Ned Land auf ein fürchterliches Wimmeln in den großen Tangmassen aufmerksam. »Nun«, sagte ich, »da sind ja die wahren Polypenhöhlen, und es würde mich nicht eben wundern, wenn wir einige dieser Ungeheuer zu sehen bekämen.«[33]

Verschiedentlich ist ein direkter Einfluss Tennysons auf William Butler Yeats' The Second Coming behauptet worden,[34] ein Gedicht, das 1919 unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges entstand und in ganz ähnlichen Bildern eine Vision des (hier begrifflich mit der Wiederkehr Christi verknüpften) Weltuntergangs entwirft, wobei das apokalyptische „Tier“ hier, aus seinem langen Schlaf erweckt, nicht zugrunde geht, sondern erst „geboren“ wird.[35]

Sehr wahrscheinlich ist die Annahme, dass Tennysons Gedicht ein unmittelbares Vorbild für den „Cthulhu“-Mythos darstellt, der grundlegend für mehrere der bekanntesten Horrorgeschichten des amerikanischen Schriftstellers H. P. Lovecraft ist, insbesondere für die Erzählung Call of Cthulhu (1928, dt.: Cthulhus Ruf).[36] Demnach ist Cthulhu ein vor mehreren hundert Millionen Jahren auf die Erde gekommenes, mit riesigen Tentakeln bewehrtes Wesen, das im Pazifischen Ozean in einem todesähnlichen Schlaf gefangengehalten wird und einem obskuren Mythos zufolge eines Tages, wenn die Sterne richtig stehen, auferstehen, die Weltherrschaft an sich reißen und schließlich alles Leben auf der Erde töten wird; in der Zwischenzeit „ruft“ er die immergleiche Botschaft aus seinem Gefängnis in den Tiefen in die Welt hinaus: Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn, „In seinem Haus in R’lyeh wartet träumend der tote Cthulhu“.[37] Ähnlich wie bei Lovecraft wird Tennysons Krake in John Wyndhams Roman The Kraken Wakes (1953, dt. Wenn der Krake erwacht) zu einem riesenhaften außerirdischen Wesen umgedeutet, das die Vernichtung der Menschheit im Schilde führt; Tennysons Gedicht wird hier in voller Länge zitiert.[38] Zwei Jahre später gab auch Jorge Luis Borges The Kraken in seinem Libro de los seres imaginarios (1957, dt. „Einhorn, Sphinx und Salamander“), eine Art postmodernes Bestiarium, in Gänze wieder.

Benjamin Britten vertonte The Kraken 1958 in seinem Liederzyklus Nocturne op. 60 für einen Tenor, obligates Fagott und Streicher.[39]

Literatur

Ausgaben

Erstmals veröffentlicht wurde The Kraken in Tennysons Poems, Chiefly Lyrical, Effingham Wilson, Royal Exchange, London 1830. Die geringfügig revidierte Fassung letzter Hand mitsamt der Anmerkung zu Pontoppidan erschien 1872 im ersten Band (Juvenilia) der Library Edition of Tennyson' s Works, 6 Bände, Strahan & Co., London 1872–73. Die moderne Standardausgabe der Werke Tennysons ist:

  • Christopher Ricks (Hrsg.): The Poems of Tennyson. 2., verbesserte Ausgabe. 3 Bände. Longman, Harlow 1987.

The Kraken findet sich mit den vollständigen Erläuterungen der dreibändigen Ausgabe auch in der einbändigen Auswahlausgabe:

  • Christopher Ricks (Hrsg.): Tennyson: Selected Edition. 2., revidierte Ausgabe. Hrsg. von Christopher Ricks. Pearson Longmen, Harlow und New York 2007.

Übertragungen ins Deutsche

  • Der Krake. Deutsch von Ulla de Herrera, nach der spanischen Übersetzung von Jorge Luis Borges. In: Jorge Luis Borges: Einhorn, Sphinx und Salamander: Ein Handbuch der phantastischen Zoologie. Hanser, München 1964.
  • Der Krake. Deutsch von Werner von Koppenfels. In: Werner von Koppenfels, Manfred Pfister (Hrsg.): Englische und amerikanische Dichtung. Band 2: Von Dryden bis Tennyson. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46458-0, S. 392.
  • Der Krake. Deutsch von Joseph Felix Ernst. In: Joseph Felix Ernst, Philip Krömer (Hrsg.): Seitenstechen #1 | Seefahren macht besser. homunculus verlag, Erlangen 2015, ISBN 978-3-946120-00-1, S. 185.

Sekundärliteratur

  • Isobel Armstrong: Victorian Poetry: Poetry, Poets and Politics. Routledge, London/ New York 1993, ISBN 0-203-19328-8, S. 50f.
  • Julia Courtney: “The Kraken”, Aunt Bourne, and the End of the World. In: The Tennyson Research Bulletin. 9, 2010, S. 348–355.
  • Richard Maxwell: Unnumbered Polypi. In: Victorian Poetry. 47, 1, 2009, S. 7–23.
  • James Donald Welch: Tennyson’s Landscapes of Time and a Reading of “The Kraken”. In: Victorian Poetry. 14, 3, 1976, S. 197–204.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Text gemäß Tennyson: Selected Edition. 2., revidierte Ausgabe. Hrsg. von Christopher Ricks. Pearson Longmen, Harlow/ New York 2007, S. 17–18, und identisch mit dem Abdruck in Tennysons Juvenilia von 1872.
  2. Werner von Koppenfels, Manfred Pfister (Hrsg.): Englische und amerikanische Dichtung. Band 2: Von Dryden bis Tennyson. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46458-0, S. 392.
  3. Robert Pattison bezeichnet es als „Quasi-Sonett“, in: Robert Pattison: Tennyson and Tradition. Harvard University Press, Cambridge MA 1979, S. 41.
  4. Philip V. Allingham: Annotationen zu The Kraken im Victorian Web
  5. Christopher Ricks: Annotationen zu The Kraken. In: Alfred Lord Tennyson: Selected Poetry. Penguin, London/ New York 2008, S. 303.
  6. Morton Luce: A Handbook to the Works of Alfred Lord Tennyson. G. Morton, London 1905, S. 82.
  7. Henry Nelson Coleridge (Hrsg.): Specimens of the Table Talk of the Late Samuel Taylor Coleridge. Volume II, John Murray, London 1835, S. 164 f.: „The misfortune is, that he has begun to write verses without very well understanding what metre is. Even if you write in a known and approved metre, the odds are, if you are not a metrist yourself, that you will not write harmonious verses; but to deal in new metres without considering what metre means and requires, is preposterous. What I would, with many wishes for success, prescribe to Tennyson,–indeed without it he can never be a poet in act,–is to write for the next two or three years in none but one or two well-known and strictly defined metres, such as the heroic couplet, the octave stanza, or the octo-syllabic measure of the Allegro and Penseroso.“ (GBS)
  8. Zitiert in: Christopher Decker: Tennyson’s Limitations. In: Robert Douglas-Fairhurst, Seamus Perry: Tennyson Among the Poets: Bicentenary Essays. Oxford University Press, New York 2009, S. 66.
  9. Robert Pattison: Tennyson and Tradition. Harvard University Press, Cambridge MA 1979, S. 41–42.
  10. James Donald Welch: Tennyson’s Landscapes of Time and a Reading of "The Kraken". S. 201–202.
  11. Christopher Ricks: Tennyson. 2. Auflage. University of California Press, Berkeley CA 1989, S. 41; Seamus Perry: Alfred Tennyson. Northcote, Horndon 2005, S. 42–43.
  12. Herausgebernotiz von Christopher Ricks in: Tennyson: Selected Edition. 2., revidierte Ausgabe. Pearson Longmen, Harlow/ New York 2007, S. 17.
  13. Isobel Armstrong: Victorian Poetry. S. 52–53.
  14. Walter Scott: Minstrelsy of the Scottish Border. 2. Auflage. Edinburgh, 1802, Band III, S. 320: ‚They who in Works of Navigation, on the Coasts of Norway, employ themselves in fishing or Merchandise, do all agree in this strange story, that there is a Serpent there which is of a vast magnitude, namely 200 foot long, and more –– over 20 feet thick; and is wont to live in Rocks and Caves toward the Sea-coast about Berge: which will go alone from his holes in a clear night, in Summer, and devour Calves, Lambs, and Hogs, or else he goes into the Sea to feed on Polypus, Locusts, and all sorts of Sea-Crabs. He hath commonly hair hanging from his neck a Cubit long, and sharp Scales, and is black, and he hath flaming shining eyes. This Snake disquiets the Shippers, and he puts up his head on high like a pillar, and catcheth away men, and he devours them; and this hapneth not, but it signifies some wonderful change of the Kingdom near at hand; namely that the Princes shall die, or be banished; or some Tumultuous Wars shall presently follow.‘
  15. Richard Maxwell: Unnumbered Polypi. S. 10–11.
  16. My father — after perhaps reading Cuvier, or Humboldt — seems to have propounded in some college discussion the theory that “the development of the human body might possibly be traced from the radiated, vermicular, molluscous and vertebrate organisms.” The question of surprise put to him on this proposition was, “Do you mean that the human brain is at first like a madrepore's, then like a worm's, etc.? but this cannot be, for they have no brain.” Hallam Tennyson: Alfred Lord Tennyson: A Memoir. New York 1897, Band I, S. 44; zitiert in: Richard Maxwell: Unnumbered Polypi. S. 12.
  17. Richard Maxwell: Unnumbered Polypi. S. 11–13.
  18. Herausgebernotiz von Christopher Ricks in: Tennyson: Selected Edition. 2., revidierte Ausgabe. Pearson Longmen, Harlow/ New York 2007, S. 17.
  19. Julia Courtney: “The Kraken”, Aunt Bourne, and the End of the World. In: The Tennyson Research Bulletin. 9, 2010, S. 348–355.
  20. W. D. Paden: Tennyson in Egypt: A Study of the Imagery in His Earlier Work. University of Kansas Press, Lawrence 1942, S. 149.
  21. Isobel Armstrong: Victorian Poetry. S. 51–52.
  22. Shelley: Prometheus Unbound. 4. Akt, Übersetzung von Albrecht Graf Wickenburg. Rosner, Wien 1876:

    „DEMOGORGON

    Ye elemental Genii, who have homes
    From man's high mind even to the central stone
    Of sullen lead; from Heaven's star-fretted domes
    To the dull weed some sea-worm battens on:

    A CONFUSED VOICE

    We hear: thy words waken Oblivion.

    DEMOGORGON

    Spirits, whose homes are flesh; ye beasts and birds,
    Ye worms and fish; ye living leaves and buds;
    Lightning and wind; and ye untamable herds,
    Meteors and mists, which throng air's solitudes:

    A VOICE

    Thy voice to us is wind among still woods.

    DEMOGORGON

    Man, who wert once a despot and a slave,
    A dupe and a deceiver! a decay,
    A traveller from the cradle to the grave
    Through the dim night of this immortal day:

    ALL

    Speak: thy strong words may never pass away.

    DEMOGORGON

    This is the day which down the void abysm
    At the Earth-born's spell yawns for Heaven's despotism,

    „DEMOGORGON

    Ihr Elementengeister, die ihr wohnt
    Allüberall – im Geist der Menschen thront
    Und lebt im dumpfen Blei – im Sternenzelt
    Und in dem Unkraut, d'raus der Wurm erhält,
    Der niedrige, die Nahrung sein –

    EINE VERWORRENE STIMME.

    Wir hören! Du kannst vom Schlafe das Vergessen stören!

    DEMOGORGON.

    Ihr Geister all, die ihr im Fleische lebt!
    Ihr Thiere alle, – Vogel, Fisch und Wurm,
    Ihr Knospen und ihr Blätter – Blitz und Sturm,
    Ihr ungezähmten Heerden, die ihr schwebt
    Als Meteore in des Himmels Feldern!

    EINE STIMME.

    Dein Wort ist Windhauch uns in stillen Wäldern!

    DEMOGORGON.

    Mensch! Der ein Sklave war und ein Despot,
    Der selbst betrogen ward und Täuschung bot!

    ALLE.

    Sprich! Möge nimmermehr dein Wort vergehn!

    DEMOGORGON.

    Dies ist der Tag, da durch des Menschen Macht
    Des Himmels Tyrannei der Abgrund schlang!“
  23. Isobel Armstrong: Victorian Poetry. S. 51f.
  24. Jane Stabler: Burke to Byron, Barbauld to Baillie, 1790–1830. Palgrave Macmillan, Basingstoke/ New York 2002, S. 218–220.
  25. So z. B. Robert Preyer: Tennyson as an Oracular Poet. In: Modern Philology. 55, 4, 1958, S. 239–251, hier bes. S. 240–241; ebenso Clyde de L. Ryals: Theme and Symbol in Tennyson's Poems to 1850. University of Pennsylvania Press, 1964, S. 66 und Gerhard Joseph: Tennysonian Love: The Strange Diagonal. University of Minnesota Press, Minneapolis 1969, S. 36–37. Zu einer eingehenderen psychoanalytischen Interpretation siehe etwa Matthew Charles Rowlinson: Tennyson's Fixations: Psychoanalysis and the Topics of the Early Poetry. University Press of Virginia, Charlottesville 1994, S. 58–59.
  26. Christopher Ricks: Tennyson. 2. Auflage. University of California Press, Berkeley CA 1989, S. 41.
  27. T. S. Eliot: In Memoriam. In: Essays Ancient and Modern. Harcourt, Brace & Co., New York 1936, S. 202–203.
  28. MacCracken (Parody on Tennyson's 'Kraken') im Rossetti Archive, gesehen am 23. April 2015.
  29. At times we gasped for breath at an elevation beyond the Albatross — at times became dizzy with the velocity of our descent into some watery hell, where the air grew stagnant, and no sound disturbed the slumbers of the Kraken. - MS. Found in a Bottle. In: Thomas Ollive Mabbott (Hrsg.): Collected Works of Edgar Allan Poe. Band 2: Tales & Sketches I. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge Mass. 1978, S. 131–146, hier S. 139. Deutsche Übersetzung nach Edgar Allan Poes Werke. Gesamtausgabe der Dichtungen und Erzählungen, Band 5: Phantastische Fahrten. Herausgegeben von Theodor Etzel. Propyläen-Verlag, Berlin [1922], S. 11–26.
  30. Richard Maxwell: Unnumbered Polypi. S. 16f.
  31. Herman Melville: Correspondence. Hrsg. von Lynn Horth. Northwestern University Press, Evanston 1993, S. 212.
  32. Richard Maxwell: Unnumbered Polypi. S. 23; Die darauffolgende Szene, also der Angriff selbst, ist Vernes eigener Aussage zufolge vielmehr an Victor Hugos Les Travailleurs de la mer angelehnt.
  33. Jules Verne: 20.000 Meilen unterm Meer. Nach zeitgenössischen Übersetzungen überarbeitet von Günter Jürgensmeier. pdf auf den Seiten der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek, S. 437.
  34. z. B. Stephen George: Tennyson's The Kraken. In: The Explicator. 52, 1, 1993, S. 25–27; Isobel Armstrong: Victorian Poetry. S. 480.
  35. „The darkness drops again; but now I know/ That twenty centuries of stony sleep/ Were vexed to nightmare by a rocking cradle,/ And what rough beast, its hour come round at last,/ Slouches towards Bethlehem to be born?“
  36. Philip A. Shreffler: The H.P. Lovecraft Companion. Greenwood Press, Westport, Conn. 1977, S. 43–44.
  37. Zu einem Vergleich von The Kraken und Call of Cthulhu siehe Richard Maxwell: Unnumbered Polypi. S. 18–20.
  38. John Morton: Tennyson among the Novelists. Continuum, London/ New York 2010, S. 108–109.
  39. Peter J. Hodgson: Benjamin Britten: A Guide to Research. Garland, New York 1996, S. 109.

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