Schenute von Atripe

Schenute, Wandmalerei, Ägypten, vermutlich 7. Jahrhundert

Schenute (auch: Shenouda, Schinuda) (* um 348; † 466) war ein bedeutender koptischer altkirchlicher Klostervorsteher.

Schenute von Atripe wurde um 348 n. Chr. geboren. Im Alter von neun Jahren kam er zu seinem Onkel St. Pigol (auch Bigul), dem Abt des Weißen Klosters (arab. Dayr Anbā Šinūda/ad-Dayr al-Abyad) südlich von Sohag in Oberägypten. Nach einer Vision des Onkels erhielt Schenute die Erlaubnis, in das Kloster einzutreten, und wurde 385 (nach anderen 387) zum Abt gewählt. Zu dieser Zeit bestand das Kloster aus 30 älteren Mönchen. Der charismatische und praktisch veranlagte Schenute lockerte als erstes die Klosterregeln. Die Reform mit Hinwendung zu nützlichen Anwendungen, wie die weitere Ausübung des Berufs zum Vorteil der Gemeinschaft, machten das Kloster auf Dauer selbstversorgend. Er hielt zudem seine Glaubensbrüder an, Lesen und Schreiben zu lernen und Bücher zu kopieren. Auch wurde die umliegende Bevölkerung unterrichtet, was seine Popularität enorm steigerte. 431 begleitete er Kyrill von Alexandria zum Konzil von Ephesos. Zum Verband des Schenuteklosters gehörten zwei weitere Klöster, von denen das eine von Nonnen bewohnt wurde. Bei seinem Tod im Alter von angeblich 118 Jahren im Jahre 466 war die Gemeinschaft auf über 2200 Mönche und fast 2000 Nonnen angewachsen. Schenute gilt als Stifter weiterer Klöster mit insgesamt mehr als 6000 Mitgliedern und wird daher als Vorsteher (Archimandrit) eines Klosterverbandes bezeichnet.

Nach ihm wurde eine koptische Kirche in ad-Dahar, 7 km nördlich von Hurghada im Osten Ägyptens, benannt, sowie ein Kloster in Putty (New South Wales). 2013 wurde ihm zu Ehren ein Kolloquium an der Universität Leipzig veranstaltet.[1]

Werke

  • Stephen Emmel: Shenoute’s Literary Corpus. Peeters, Leuven 2004 (zugl. Dissertation, Yale University 1993).
  1. 2004, ISBN 90-429-1230-8 (Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium; 599; Subsidia; 111)
  2. 2004, ISBN 90-429-1231-6 (Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium; 600; Subsidia; 112).
  • Hans-Joachim Cristea: Schenute von Atripe: Contra Origenistas. Edition des koptischen Textes mit annotierter Übersetzung und Indizes einschließlich einer Übersetzung des 16. Osterfestbriefs des Theophilus in der Fassung des Hieronymus (ep. 96) (Studien und Texte zu Antike und Christentum 60). Mohr Siebeck, Tübingen 2011. VIII, 387 S. ISBN 978-3-16-150598-0
  • Wolfgang Kosack: Schenute von Atripe De judicio finale. Papyruskodex 63000.IV im Museo Egizio di Torino. Einleitung, Textbearbeitung und Übersetzung herausgegeben von Wolfgang Kosack. Berlin 2013, Verlag Brunner Christoph, ISBN 978-3-9524018-5-9.
  • Wolfgang Kosack: Shenoute of Atripe De vita christiana: M 604 Pierpont-Morgan-Library New York/Ms. OR 12689 British-Library/London and Ms. Clarendon Press b. 4, Frg. Bodleian-Library/Oxford. Introduction, edition of the text and translation into German by Wolfgang Kosack. Verlag Christoph Brunner, Basel 2013, ISBN 978-3-906206-00-4.

Literatur

  • Johannes Leipoldt: Schenute von Atripe und die Entstehung des national-ägyptischen Christentums. Hinrichs Verlag, Leipzig 1904 (zugl. Dissertation, Universität Leipzig 1904).
  • Stephen Emmel: From the other Side of the Nile. Shenute and Panopolis. In: Arno Egberts, Brian P. Muhs, Jacques van der Vliet (Hrsg.): Perspectives on Panopolis. Brill, Leiden 2002, ISBN 90-04-11753-9, S. 95–113 (mit Lit.)
  • Nina Lubomierski: Die Vita Sinuthii. Form- und Überlieferungsgeschichte der hagiographischen Texte über Schenute den Archimandriten (Studien und Texte zu Antike und Christentum 45). Mohr Siebeck, Tübingen 2007. XI, 309 S. ISBN 978-3-16-149297-6.
  • Caroline T. Schroeder: Monastic Bodies: Discipline and Salvation in Shenoute of Atripe. University Press of Pennsylvania, Philadelphia 2007, ISBN 9780812239904.

Belege

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