Oscar (Mythologie)

Oscar ['oskar] (altirisch oscara, „Der den Hirsch liebt“) ist in der keltischen Mythologie Irlands der Sohn von Oisín und der Enkel von Fionn mac Cumhail. Seine Mutter ist die Elfe Niamh. Eine andere Bedeutung des Namens könnte man vom mittelirischen Wort oscar herleiten, das so viel wie „Neuankömmling“, „Fremder“, „Feind“ bedeutet, jedoch ist aus der Legende die Bedeutung „Der den Hirsch liebt“ die wahrscheinlichere.[1]

Mythologie

Oscars Großvater Fionn, dessen Jugendname Demne („Hirsch“) war, zeugte mit einer in eine Hinde (Hirschkuh) verwandelten Elfenprinzessin seinen Sohn Oisín („Hirschlein“), dieser wurde dann der Vater von Oscar. Birkhan vermutet in dieser Familiengeschichte einen Anklang auf ehemalige totemistische Vorstellungen.[2][3]

Oscar und sein Vater waren Mitglieder der Fianna, des Jungkriegerbundes, als Fionn deren Anführer war. In der Sage Diarmuid und Gráinne gibt es ein schweres Zerwürfnis zwischen Oscar und Fionn, als dieser sich weigert, dem tödlich verwundeten Diarmuid Hilfe zu leisten. Nur Oisín kann verhindern, dass Oscar seinem Großvater den Kopf abschlägt. Nach Fionns Tod übernahm dann Oscar die Führung der Fianna.[4] In der Erzählung Cath Gabhra („Die Schlacht von Gabhra“) wird vom Tode Oscars und der Vernichtung der Fianna durch den Hochkönig Cairbre Lifechair berichtet. Oscar erschlägt Cairbre, stirbt allerdings ebenfalls an seinen Verletzungen. In einer Version der Sage ist auch Fionn noch unter den Kämpfern. Der Schlachtort soll entweder bei Garristown (County Dublin) oder bei Gabhra (County Meath) gelegen haben.

In den sagenhaften Gesprächen zwischen Mitgliedern der Fianna und dem heiligen Patrick von Irland, überliefert in der Rahmen-Erzählung Acallam na Senórach („Das Gespräch der Männer aus der alten Zeit“) aus dem 12. Jahrhundert wird berichtet, wie der heilige Patrick einigen lange verstorbenen Männern der Fianna begegnet und von ihnen auf einer Reise durch Irland unter anderem auch etwas über die Schlacht von Gabhra erfährt.[5]

Oscar im „Ossian“

Der Schotte James Macpherson schrieb die angeblichen Erzählungen Ossians nieder, in denen auch Oscar (Oskar) und seine Braut Malvina eine wichtige Rolle spielen, und gab das Epos als Fund aus der keltischen Vorzeit aus. Oscar ist der Sohn des greisen und blinden Dichters Ossian und der Enkel von Fingal. Oscar wird durch den Usurpator Cairbar in einem Zweikampf getötet, bei dem auch Cairbar stirbt.[6][7]

„Ard thou fallen, O Oscar! In the midst of thy course? the heart of the aged beats over thee!“[8]
(Bist du gefallen, o Oscar! Mitten in deinem Lebenslauf? Die Herzen der Alten schlagen deswegen!)

Literatur

  • Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
  • Helmut Birkhan: Nachantike Keltenrezeption. Praesens Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-7069-0541-1, S. 354.
  • Ingeborg Clarus: Keltische Mythen. Der Mensch und seine Anderswelt. Walter Verlag, Olten u. a. 1991, ISBN 3-530-13513-5 (Auch: 2. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-69109-5).
  • Barry Cunliffe: Die Kelten und ihre Geschichte. 7. Auflage. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2000, ISBN 3-7857-0506-9.
  • Myles Dillon, Nora K. Chadwick: Die Kelten. Von der Vorgeschichte bis zum Normanneneinfall. Lizenzausgabe. Parkland-Verlag, Köln 2004, ISBN 3-89340-058-3 (Kindlers Kulturgeschichte).
  • Bernhard Maier: Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs. C.H. Beck OHG, München 2003, ISBN 3-406-49470-6.
  • Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur (= Kröners Taschenausgabe. Band 466). Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bernhard Maier: Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs. S. 97.
  2. Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3, S. 879.
  3. J.G.Campbell (Hrsg.): Waifs and Strays of Celtic Tradition. The Fians, or, Stories, Poems, & Traditions of Fionn and his Warrior Band. London 1891, S. 78; und Carmina Gaedelica II, S. 22 f.
  4. Ingeborg Clarus: Keltische Mythen. Der Mensch und seine Anderswelt. Walter Verlag 1991, ppb-Ausgabe Patmos Verlag, Düsseldorf, 2000, 2. Auflage, ISBN 3-491-69109-5, S. 237 ff.
  5. Myles Dillon, Nora Kershaw Chadwick: Die Kelten. Von der Vorgeschichte bis zum Normanneneinfall. Kindlers Kulturgeschichte, ISBN 3-89340-058-3, S. 448.
  6. Barry Cunliffe: Die Kelten und ihre Geschichte. 7. Auflage, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2000, S. 204.
  7. Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur. S. 261.
  8. James Macpherson: The Poems of Ossian (Volume 4), General Books LLC, 2010, S. 405 f.

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