Maništūšu-Obelisk

Kudurru des Maništūšu von Akkad
Maße H: 1,40 m; B: 0,6 m; T: 0,6 m
Material Diorit
Herkunft Susa, heutiges Iran
Zeit ca. 2270 v. Chr.
Ort Louvre Paris Inventarnummer Sb20

Der im 23. Jahrhundert v. Chr. entstandene Maništūšu-Obelisk ist ein akkadzeitliches Rechtsdokument. Er gibt in Keilschrift einen Vertrag des Königs Maništūšu über einen großen Länderkauf in Babylonien wieder. Das Denkmal ist heute in der Abteilung für Mesopotamien des Musée du Louvre ausgestellt und trägt die Inventarnummer Sb20.

Entdeckung und Historie

Der Obelisk wurde am 1. April 1898 bei Ausgrabungen im heutigen Schusch (Iran) gefunden. Der damalige Grabungsleiter war Jacques de Morgan, der seinen Fund erstmals in der Zeitschrift „Délégation en Perse, Mémoires“ von 1900 veröffentlichte[1]. Im Rahmen seiner Ausgrabungen wurden weitere wichtige Funde gemacht, wie zum Beispiel die Narām-Sîn-Stele oder Bruchstücke mehrerer Stelen des Codex Hammurapi.

Der Maništūšu-Obelisk entstand ca. 2270 v. Chr. und wurde von König Maništūšu von Akkade, einem Sohn des Sargon von Akkad, in Auftrag gegeben. Nach Susa gelangte er neben anderen Monumenten wohl im 12. Jahrhundert v. Chr. als Beute des Königs von Elam, Šutruk-Naḫḫunte I.[2] Der ursprüngliche Aufstellungsort ist unbekannt. Kathryn Slanski argumentiert für eine Aufstellung in einem Tempel[3].

Beschreibung

Der Obelisk hat die Form einer schmalen vierseitigen Pyramide und eine Höhe von 1,40 m auf einer quadratischen Basis mit Seitenlänge von 60 cm. Die Spitze des Obelisken ist abgebrochen. Daneben fehlen einige Teile der Basis. Die Inschrift auf dem Rest des Monuments ist gut erhalten. Die Bezeichnung Obelisk rührt von seiner typischen Form her. Im Übrigen werden Steine mit königlichen Landschenkungsurkunden in der Fachliteratur jedoch als Kudurru bezeichnet.[4] Das Material und der Inhalt des Textes sind typisch für das 3. Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien.[5] Als Grund für die Aufstellung des Obelisken wird die öffentliche Bekanntmachung des dokumentierten Erwerbs vermutet.[6]

Material

Das Monument wurde aus dem Hartgestein Diorit gefertigt. Dieses Material wurde für viele Kunstwerke dieser Zeit verwendet. Der Stein stammt wahrscheinlich aus dem „Land Magan“ (heutig Oman). Darauf deutet eine Inschrift auf einer Statue des Maništūšu aus demselben Stein:

„[…] Er pickte weg (von) den Bergen jenseits des 'Unteren Meeres' – (ihre) schwarzen Steine brach er und auf Schiffe lud er (sie) und ließ (sie) am Kai von Agade ankern. Sein Standbild verfertigte er und widmete (es) Enlil. […]“

Hans Hirsch: Die Inschriften der Könige von Agade. In: Ernst Weidner (Hrsg.): Archiv für Orientforschung. Band 20. Ernst Weidner Verlag, Graz 1963, S. 70.
Die Keilinschrift

Inschrift

Die Inschrift ist in Keilschrift verfasst, die alle vier Seiten des Obelisken bedeckt.[7] Obgleich sich die Schrift der von den Sumerern verwendeten Formen bedient, gibt sie den Text in akkadischer sprache wieder. Der Text ist in insgesamt 1519 Kästchen unterteilt und umfasst 7600 Schriftzeichen. Dabei ist Seite A in 16 Spalten mit 337 Kästchen, Seite B in 14 Spalten mit 250 Kästchen, Seite C in 24 Spalten mit 601 Kästchen und Seite D in 22 Spalten mit 331 Kästchen aufgegliedert.[8] Der Inhalt der Inschrift berichtet, dass König Maništušu in der Gegend von Kiš, wo seine Dynastie ihren Ursprung hat, große Landkäufe getätigt habe. Es wird vom Ankauf von acht Parzellen Land mit insgesamt 3430 Hektar für 7,5 Talenten Silber im nördlichen Babylonien berichtet. Diese seien zu vier großen Gütern zusammengefasst und dann unter vier seiner Offiziere aufgeteilt worden, um sich ihre Treue zu sichern. Jede Seite des Obelisken gibt eine Zusammenfassung der Einkäufe in Bezug auf einen der vier Güter.

Literatur

  • Ignace J. Gelb, Piotr Steinkeller, Robert M. Whiting Jr.: Earliest land tenure systems in the near east: ancient Kudurrus. Text. In: The University of Chicago Oriental Institut Publications, Volume 104. The Oriental Institut of the University of Chicago, Chicago/Illinois 1991, ISBN 0-918986-56-7, (PDF, 28 KB).
  • Hans Hirsch: Die Inschriften der Könige von Agade. In: Ernst Weidner (Hrsg.): Archiv für Orientforschung, Band 20. Ernst Weidner Verlag, Graz 1963, ISSN 0066-6440, S. 1–83.
  • Friedrich Hrozný: Der Obelisk Maništusu’s. Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, Band 21, 1907, ISSN 0084-0076, S. 11–43.
  • Jakob Hoschander: Die Personennamen auf dem Obelisk des Maniṡtusu. In: Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie, Nr. 20 (2), 1907, ISSN 0084-5299, S. 246–302.
  • Joachim Krecher: Neue sumerische Rechtsurkunden des 3. Jahrtausends. In: Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie, Nr. 63 (2), 1973, ISSN 0084-5299, S. 145–271.
  • Jaques de Morgan: Obélisque de Manichtou-irba. In: Jaques de Morgan (Hrsg.): Délégation en Perse, Mémoires. Tome I: Recherches archéologiques. Première série, fouilles à Suse en 1897–1898 et 1898–1899. Ernest Leroux, Paris, 1900, S. 141–142 (online).
  • Vincent Scheil: Obélisque de Maništu-irba. In: Jaques de Morgan (Hrsg.): Délégation en Perse, Mémoires. Tome II: Textes Élamites-Sématiques. Première série. Ernest Leroux, Paris 1900, S. 1–52 (online).
  • Kathryn E. Slanski: Classification, Historiography and Monumental Authority: The Babylonian Entitlement “narûs (kudurrus)”. Journal of Cuneiform Studies, 52, 2000, ISSN 0022-0256, S. 95–114.

Weblinks

Hintergrundinformationen

Zur Transkription

Einzelnachweise

  1. Jaques de Morgan: Obélisque de Manichtou-irba. In: Memoires: Délégation en Perse. Tome I: Recherches archéologiques. Première série. Ernest Leroux, Paris 1900, S. 141.
  2. Hans Hirsch: Die Inschriften der Könige von Agade. In: Ernst Weidner (Hrsg.): Archiv für Orientforschung. Band 20. Ernst Weidner Verlag, Graz 1963, S. 14 f.
  3. Kathryn E. Slanski: Classification, Historiography and Monumental Authority: The Babylonian Entitlement “narûs (kudurrus)”. In: The American Schools of Oriental Research (Hrsg.): Journal of Cuneiform Studies. Nr. 52, 2000, S. 96.
  4. Kathryn E. Slanski: Classification, Historiography and Monumental Authority: The Babylonian Entitlement “narûs (kudurrus)”. In: The American Schools of Oriental Research (Hrsg.): Journal of Cuneiform Studies. Nr. 52, 2000, S. 95.
  5. Ignace J. Gelb, Piotr Steinkeller, Robert M. Whitening Jr.: Earliest land tenure systems in the Near East: ancient Kudurrus. Text. In: The University of Chicago Oriental Institut Publications. Nr. 104. The Oriental Institut of the University of Chicago, Chicago/Illinois 1991, ISBN 0-918986-56-7, S. 2.
  6. Ignace J. Gelb, Piotr Steinkeller, Robert M. Whitening Jr.: Earliest land tenure systems in the Near East: ancient Kudurrus. Text. In: The University of Chicago Oriental Institut Publications. Nr. 104. The Oriental Institut of the University of Chicago, Chicago/Illinois 1991, ISBN 0-918986-56-7, S. 3.
  7. Jaques de Morgan: Obélisque de Manichtou-irba. In: Délégation en Perse, Mémoires. Tome I: Recherches archéologiques. Première série. Ernest Leroux, Paris 1900, S. 141.
  8. Jaques de Morgan: Obélisque de Manichtou-irba. In: Délégation en Perse, Mémoires. Tome I: Recherches archéologiques. Première série. Ernest Leroux, Paris 1900, S. 141.

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