Kleinkastell „Auf dem Buchkopf“

Kleinkastell „Auf dem Buchkopf“
Limes ORL NN (RLK)
Strecke (RLK) Obergermanischer Limes,
Strecke 4
(Wetteraustrecke)
Datierung (Belegung) unsicher
Typ Kleinkastell
Einheit unbekannt
Größe 10,65 × 12 m = 125 m²
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand sichtbares Bodendenkmal
Ort Limeshain-Rommelhausen
Geographische Lage 50° 15′ 37″ N, 8° 57′ 41″ OKoordinaten: 50° 15′ 37″ N, 8° 57′ 41″ O
Höhe 166 m ü. NHN
Vorhergehend ORL 20: Kastell Altenstadt
(nordwestlich)
Anschließend ORL 21: Kastell Marköbel
(südlich)

Das Kleinkastell „Auf dem Buchkopf“ war ein römisches Kastell an der Wetteraulinie des Obergermanisch-Raetischen Limes beim heutigen Rommelhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Limeshain im Wetteraukreis. Von der Anlage ist heute eine deutliche Bodenerhebung sichtbar, das Kastell ist ein Bodendenkmal.

Lage

Das Kleinkastell befand sich ungefähr auf der Mitte der Limeslinie zwischen den Kastellen Altenstadt und Marköbel westlich der heutigen Ortschaft Rommelhausen. Am annähernd höchsten Punkt des Limesabschnitts befand sich das Kleinkastell. Das heute bewaldete Gelände hat für eine gute Erhaltung der Limesbauwerke gesorgt.

Kastell

Das Kastell ist heute noch als etwa 1,50 m hoher Hügel hinter dem Limeswall sichtbar. Es besaß eine Größe von 10,65 mal 12 m, die etwas schmalere Seite war auf den Limes hin ausgerichtet. „Auf dem Buchkopf“ zählt damit zu den kleineren bekannten Kleinkastellen und wurde teilweise auch als Wachposten 4/102 angesprochen.[1]

Die Anlage wurde 1886 vom Streckenkommissar Friedrich Kofler untersucht. Er konnte die beachtliche Mauerstärke von 2,30 m feststellen, wobei das Fundament an der Ost- und Südseite zum Teil ausgebrochen war und nur noch Mörtelspuren nachweisbar waren. An den erhaltenen Seiten war das Fundament noch einen Meter tief vorhanden. Die Ecken waren mit einem Radius von 4,30 m abgerundet. Weitere Grabungsergebnisse oder Funde sind nicht bekannt.

Ansicht des Limeswalls in der Nähe des vermuteten Wp 4/104. Der Wall ist gut zu erkennen, parallel dazu verläuft der Weg im ehemaligen Graben.

Limesverlauf vom Kleinkastell „Auf dem Buchkopf“ zum Kastell Marköbel

Der Limes ist auf dem bewaldeten Abschnitt gut erkennbar. Größtenteils verläuft ein Weg parallel bis zum Ende der Waldfläche bei Langen-Bergheim, zumeist im Graben neben dem Wall. Die Route ist mit Erklärungstafeln versehen. Am Kreuzungspunkt mit der L 3347 wurde ein Teilstück des Limes rekonstruiert. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die sogenannte Drususeiche, die auf dem Limeswall wächst. Ihre Verbindung zum Feldherrn Drusus ist unbekannt, sie dürfte auch erheblich jünger sein. Sicher belegt ist ihr Name schon zur Zeit der Reichs-Limeskommission[2]. Südlich des Waldes markiert ein 1912 gesetzter Gedenkstein (Inschrift „Pfahlgraben 1912“) die Stelle, bis zu der der Limes vor einer Flurbereinigung noch sichtbar war. Weiter südlich bis zum Kastell Marköbel verläuft der Limes durch heute landwirtschaftlich genutztes Gebiet oder ist im Bereich der Gemeinde Hammersbach teilweise überbaut. Ein Teilstück der Palisade ist in Marköbel in einem Neubaugebiet nachgebildet, wo man Pfahlstümpfe der Palisade archäologisch nachweisen konnte. Der Limes ist erst wieder sichtbar südlich des Kastell Rückingen, wo er in das Sumpfgebiet der Bulau eintritt.

In Marköbel endet die Limesstrecke 4 (Taunus- und Wetteraulinie) und es folgt die Linie 5 (östliche Wetteraustrecke) bis zum Kastell Großkrotzenburg am Main.

Spuren der Limesbauwerke zwischen dem Kleinkastell „Auf dem Buchkopf“ und dem Kastell Marköbel.
ORL[3] Name/Ort Beschreibung/Zustand
NN[4] Kleinkastell „Auf dem Buchkopf“ siehe oben
Wp 4/102a[5] Etwa 400 m südlich des Buchkopfes, vermutet aufgrund von Steinlagen.
Wp 4/103 Im Eckartshäuser (Himbächer) Unterwald
Einweihung des rekonstruierten Steinturms am 17. August 2013
Wp 4/103 im Eckartshäuser Unterwald (Zustand 2009). Holzpfosten verdeutlichen den Standort des Holzturms.
Zwei Holz- sowie eine Steinturmstelle (5,90 m Seitenlänge) durch Grabungen der Reichs-Limeskommission nachgewiesen. Hinweisschild vor Ort. Holzturmstelle ist durch vier Pfosten markiert und als Wall erkennbar, ebenso ein kleiner Hügel des Steinturms. Eine Rekonstruktion des Steinturmes wurde im August 2013 fertiggestellt.[6]
Wp 4/104 vermutet.
Wp 4/105 An der Drususeiche
Wp 4/105; Ansicht der zweiten Holzturmstelle, stark durchwühlt von früheren Grabungen
Etwa 200 m südlich der sogenannten Drususeiche, zwei Holzturmstellen und ein Steinturm bei Grabungen 1900 und 1902 nachgewiesen. Die Holztürme besaßen Ringgräben von zwölf Meter Durchmesser. Am zweiten Holzturm wurden anscheinend Umbauten vorgenommen und eine Art Baracke errichtet, von der eine Feuerstelle nachgewiesen wurde. Erst später wurde ein Steinturm mit einer Seitenlänge von 5,50 m zwischen dieser und dem Pfahl erbaut.[7] Deutliche Spuren der Wälle und Gräben sind im Waldgelände heute noch sichtbar.
Wp 4/106 vermutet
Wp 4/107 Auf dem Mühl- oder Wingertsberg vermutet
ORL 21 Kastell Marköbel siehe separaten Artikel Kastell Marköbel
Der 1912 aufgestellte Limesstein bei Langen-Bergheim und Hinweistafel

Denkmalschutz

Das Kleinkastell „Auf dem Buchkopf“ und die erwähnten Anlagen sind als Teil des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind es Bodendenkmäler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

  • Liste der Kastelle am Obergermanisch-Raetischen Limes

Literatur

  • Dietwulf Baatz, in: D. Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen. 3. Auflage. 1989. Lizenzausgabe Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 409f.
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 167.
  • Eduard Anthes, Friedrich Kofler und Wilhelm Soldan: Strecken 4 und 5 (Die Wetteraulinie vom Köpperner Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg). Die Streckenbeschreibung. In: Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches. Abt. A, Bd. 2 Strecken 4 und 5 (Die Wetteraulinie vom Köpperner Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg), 1936 S. 148–151.
  • Heide Birley und Vera Rupp: Die Limesanlagen bei Limeshain-Rommelhausen, Wetteraukreis. Führungsblatt zum archäologischen und naturkundlichen Wanderweg am Pfahlgraben und zu den vorgeschichtlichen Grabhügeln. Wiesbaden 1996, ISBN 3-89822-131-8 (Archäologische Denkmäler in Hessen 131).
  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, S. 75–92 (Saalburg-Schriften 6).
  • Jörg Lindenthal: Kulturelle Entdeckungen. Archäologische Denkmäler in Hessen. Jenior, Kassel 2004, S. 149f. ISBN 3-934377-73-4

Anmerkungen

  1. So in der Streckenbeschreibung der Reichs-Limeskommission, ORL A 2, Strecken 4 und 5 (Die Wetteraulinie vom Köpperner Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg), 1936, S. 148.
  2. Birley/Rupp 1996.
  3. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reichs-Limeskommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  4. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell.
  5. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
  6. Gemeinde Limeshain (Memento vom 17. September 2013 im Internet Archive); wayback
  7. ORL A 2 S. 149.

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