Ganggräber von Midlaren

Ganggräber von Midlaren Hunenborg, Großsteingrab Midlaren-West, Großsteingrab Midlaren-Oost
Hunebed D3, Hunebed D4
Das Großsteingrab D3 in Midlaren

Das Großsteingrab D3 in Midlaren

Ganggräber von Midlaren (Niederlande)
Koordinaten Midlaren D3Koordinaten: 53° 6′ 28,2″ N, 6° 40′ 17,1″ O, Midlaren D4
Ort Tynaarlo, OT Midlaren, Drenthe, Niederlande
Entstehung 3470 bis 2760 v. Chr.[1]
van-Giffen-Nr. D3, D4

Die Ganggräber von Midlaren (auch Hunenborg genannt) sind zwei megalithische Grabanlagen der jungsteinzeitlichen Westgruppe der Trichterbecherkultur (TBK) bei Midlaren, einem Ortsteil von Tynaarlo in der niederländischen Provinz Drenthe. Die Gräber tragen die Van-Giffen-Nummern D3 und D4.

Lage

Die beiden Gräber liegen nur etwa 5,0 m in ost-westlicher Richtung voneinander entfernt zwischen den alten Bauernhäusern (keuterijtjes) am Schusweg Nr. 40 und 42. 1,2 km nordwestlich befindet sich das Großsteingrab Noordlaren (G1).

Forschungsgeschichte

18. und 19. Jahrhundert

Die Gräber wurden erstmals 1711 von Ludolf Smids erwähnt, der sie irrtümlich für eine zusammenhängende Anlage hielt. Im 18. und frühen 19. Jahrhundert wurden mehrere Zeichnungen der Gräber angefertigt: 1754 von Cornelis Pronk, 1768/69 von Petrus Camper und 1812 von Anton Ignaz Melling. Leonhardt Johannes Friedrich Janssen, Kurator der Sammlung niederländischer Altertümer im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden, besuchte 1847 einen Großteil der noch erhaltenen Großsteingräber der Niederlande, darunter auch die Gräber von Midlaren, und publizierte im folgenden Jahr das erste Überblickswerk mit Baubeschreibungen und schematischen Plänen der Gräber.[2][3] 1870 wurden die Hügelschüttungen der Gräber abgetragen. Janssens Nachfolger Willem Pleyte unternahm 1874 zusammen mit dem Fotografen Jan Goedeljee eine Reise durch Drenthe und ließ dort erstmals alle Großsteingräber systematisch fotografieren. Auf Grundlage dieser Fotos fertigte er Lithografien an.[4] Conrad Leemans, Direktor des Rijksmuseums, unternahm 1877 unabhängig von Pleyte eine Reise nach Drenthe. Jan Ernst Henric Hooft van Iddekinge, der zuvor schon mit Pleyte dort gewesen war, fertigte für Leemans Pläne der Großsteingräber an. Leemans’ Bericht blieb allerdings unpubliziert.[5]

20. und 21. Jahrhundert

Zwischen 1904 und 1906 dokumentierte der Mediziner und Amateurarchäologe Willem Johannes de Wilde alle noch erhaltenen Großsteingräber der Niederlande durch genaue Pläne, Fotografien und ausführliche Baubeschreibungen. Der Großteil seiner Aufzeichnungen ist verloren gegangen, die Dokumentation der Gräber von Midlaren ist hingegen noch erhalten.[6] 1918 dokumentierte Albert Egges van Giffen die Anlagen für seinen Atlas der niederländischen Großsteingräber. Eine systematische archäologische Grabung oder eine größere Restaurierung hat bislang nicht stattgefunden. 1965 erfolgte lediglich eine kleinere Reparatur an Grab D4. Seit 1973 sind die Anlagen Nationaldenkmale (Rijksmonumenten).[7] 2017 wurden die Anlagen zusammen mit den anderen noch erhaltenen Großsteingräbern der Niederlande in einem Projekt der Provinz Drente und der Reichsuniversität Groningen von der Stiftung Gratama mittels Photogrammetrie in einem 3D-Atlas erfasst.[8]

Beschreibung

Grab D3

Bei der Anlage handelt es sich um ein annähernd ost-westlich orientiertes Ganggrab. Eine steinerne Umfassung konnte nicht festgestellt werden. Die Grabkammer hat eine Länge von 10,7 m und eine Breite von 4,4 m. Sie besitzt sechs Wandsteinpaare an den Langseiten, je einen Abschlussstein an den Schmalseiten und sechs Decksteine. An der Mitte der südlichen Langseite befindet sich der Zugang zur Kammer. Diesem ist ein Gang aus zwei Wandsteinen vorgelagert.

Grab D4

Das Großsteingrab D4 in Midlaren

Bei der Anlage handelt es sich ebenfalls um ein ost-westlich orientiertes Ganggrab. Eine steinerne Umfassung konnte nicht festgestellt werden. Die Grabkammer hat eine Länge von 14,8 m und eine Breite von 3,9 m. Sie besaß ursprünglich sieben Wandsteinpaare an den Langseiten, je einen Abschlussstein an den Schmalseiten und sieben Decksteine. Bis auf einen Wandstein an der nördlichen Langseite sind noch alle Steine erhalten. Die Decksteine liegen alle im Inneren der Kammer. Zwischen dem von Westen aus gesehen dritten und vierten Wandstein der südlichen Langseite befindet sich der Zugang zur Kammer. Diesem ist ein Gang aus zwei Wandsteinen vorgelagert. Von den ursprünglichen Gangsteinen ist möglicherweise nur der östliche erhalten. Bei dem westlichen scheint es sich um einen Stein zu handeln, den van Giffen bei seiner Aufnahme im Jahr 1918 verlagert an der Südwestecke der Kammer vorfand. Van Giffen interpretierte ihn als abgesprengtes Bruchstück des westlichsten Decksteins.

Funde

Feuerstein-Beil, wahrscheinlich aus Grab D4; Rijksmuseum van Oudheden, Leiden

Die Funde, die bei der Abtragung der Hügelschüttungen gemacht wurden, gelangten in Drents Museum nach Assen, ins Rijksmuseum van Oudheden in Leiden und teilweise auch in British Museum nach London.

Laut Willem Pleyte wurde im 19. Jahrhundert in einem der Gräber ein Stück Tuffgestein gefunden. Nach Jan Albert Bakker könnte es sich um ein Importstück aus der Eifel handeln.

2003 wurde bei der Restaurierung des Bauernhauses Schutsweg 40 eine Grube entdeckt, die mit ausgeräumtem Material aus einer der Grabkammern verfüllt war. Diese Ausräumung hatte wohl noch während der Nutzung der Gräber durch die Angehörigen der Trichterbecherkultur stattgefunden. Die Grube enthielt zahlreiche Scherben von Keramikgefäßen, darunter eine Terrine.

Siehe auch

Literatur

  • Theo ten Anscher: Een inventarisatie van de documentatie betreffende de Nederlandse hunebedden (= R.A.A.P.-Rapport. Band 16). Stichting R.A.A.P., Amsterdam 1988 (Online).
  • Jan Albert Bakker: The TRB West Group. Studies in the Chronology and Geography of the Makers of Hunebeds and Tiefstich Pottery (= Cingula. Band 5). Universiteit van Amsterdam, Amsterdam 1979, ISBN 978-90-70319-05-2 (Online).
  • Jan Albert Bakker: The Dutch Hunebedden. Megalithic Tombs of the Funnel Beaker Culture. (= International Monographs in Prehistory. Archaeological Series. Band 2). International Monographs in Prehistory, Ann Arbor 1992, ISBN 1-87962-102-9.
  • Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. From ‘Giant’s Beds’ and ‘Pillars of Hercules’ to accurate investigations. Sidestone Press, Leiden 2010, ISBN 9789088900341, S. 205 (Onlineversion).
  • Evert van Ginkel: De Hunebedden. Gids En Geschiedenis Van Nederlands Oudste Monumenten. Drents Museum, Assen 1980, ISBN 978-9070884185.
  • Evert van Ginkel, Sake Jager, Wijnand van der Sanden: Hunebedden. Monumenten van een steentijdcultuur. Uniepers, Abcoude 1999, ISBN 978-9068252026, S. 166.
  • Albert Egges van Giffen: De Hunebedden in Nederland, 3 Bände. Oosthoek, Utrecht 1925.
  • G. de Leeuw: Onze hunebedden. Gids vor Drentse hunebedden en de Trechterbekerkultuur. Flint ’Nhoes, Borger 1984.
  • Wijnand van der Sanden, Hans Dekker: Gids voor de hunebedden in Drenthe en Groningen. WBooks, Zwolle 2012, ISBN 978-9040007040.

Weblinks

Commons: Ganggräber von Midlaren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anna L. Brindley: The typochronology of TRB West Group pottery. In: Palaeohistoria. Band 28, 1986, S. 93–132 (Online). Jahreszahlen korrigiert nach Moritz Mennenga: Zwischen Elbe und Ems. Die Siedlungen der Trichterbecherkultur in Nordwestdeutschland (= Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung. Band 13). Habelt, Bonn 2017, ISBN 978-3-7749-4118-2, S. 93 (Online).
  2. Leonhardt Johannes Friedrich Janssen: Drenthsche oudheden. Kemink, Utrecht 1848.
  3. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 130.
  4. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 160–162.
  5. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 163–165.
  6. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 173–174.
  7. Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed: 45452 te Midlaren
  8. De Hunebedden in Nederland – A 3D model collection by Groningen Institute of Archealogy. In: sketchfab.com. Abgerufen am 25. März 2021.

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