Ewiger Jude

Der Wandernde Jude von Gustave Doré
Bearbeitung des Motivs „Ewiger Jude“, Basel, 1820–1840, Jüdisches Museum der Schweiz

Der Ewige Jude (auch Wandernder Jude) ist eine Figur aus christlichen Volkssagen, die im 13. Jahrhundert entstand. Die Erzählungen thematisierten ursprünglich einen Menschen unbekannter Herkunft, der Jesus Christus auf dessen Weg zur Kreuzigung verspottete und dafür von diesem verflucht wurde, unsterblich durch die Welt zu wandern. Das anonyme deutschsprachige Volksbuch vom Ewigen Juden, gedruckt erschienen in Leiden 1602, machte aus dieser Figur einen Juden und gab ihm den Namen Ahasveros (Ahasverus, eine Anspielung auf einen persischen König). Diese Variante verbreitete sich in ganz Europa. Die Leidener Legende geht auf ältere Vorbilder zurück: In den ältesten Versionen war jedoch noch nicht von einem Juden die Rede: Dort hieß der ewige Wanderer Cartaphilus und soll ein – wahrscheinlich römischer – Torwächter des Pilatus und einer der Soldaten gewesen sein, die Jesus zur Kreuzigung führten.

Die Figur des ewig durch die Zeiten wandernden Juden ging in den verschiedenen Ländern unter verschiedenen Namen (Cartaphilus, Buttadeus, Mattathias, Paul Marrane[1] und andere[2]) in die Volkssagen ein. In Frankreich ist der Name Isaac Laquedem geläufig,[3] sowohl aus Legenden als auch aus einer Novelle von Alexandre Dumas.

Sie wurde seither in zahlreichen literarischen Werken, in Kunst und Musik thematisiert. Sie spielte im Antisemitismus bis hin zur nationalsozialistischen Propaganda in der Zeit des Nationalsozialismus eine Rolle.

Inhalt

Der Wandernde Jude von Samuel Hirszenberg, 1899

Die Legende von 1602 enthält die Grundzüge aller ihr folgenden Varianten: Der Schuhmacher Ahasver habe um das Jahr 30 in Jerusalem gelebt, Jesus von Nazaret für einen Ketzer gehalten und alles getan, um den Sanhedrin sowie Leviten und Kohanim zu dessen Verurteilung zu bewegen und die Kreuzigung durch Pontius Pilatus zu erreichen. Er sei es gewesen, der das Volk zu der Forderung Kreuzige ihn! aufgestachelt habe. Nachdem Jesus zum Tod verurteilt war und sein Kreuz selbst zur Hinrichtungsstätte Golgota tragen musste, habe Ahasver Jesus auf dem Kreuzweg eine kurze Rast an seiner Haustür verweigert. Darauf habe Jesus ihn angesehen und zu ihm gesagt:

„Ich will stehen und ruhen, du aber sollst gehen!“

Mit diesem Fluch sei Ahasver zur ewigen Wanderschaft durch die Zeit verdammt worden, ohne sterben zu können. Seither wandere er durch aller Herren Länder, wo ihn immer neue Zeugen sähen und mit ihm redeten. Er spreche immer die Landessprache und zeige Demut und Gottesfurcht. Zuletzt habe er sich in Hamburg aufgehalten und sei 1599 nach Danzig gekommen.

Dem Schleswiger Superintendenten Paul von Eitzen († 1598), dem der Autor diese Geschichte verdanke, habe er 1542 in dessen Studentenzeit beim Predigen zugehört. Als dieser die Bewegung seines ihm fremden Hörers bei der Nennung des Namens Jesus Christus sah, habe er ihn befragt. Dabei habe Ahasver ihm anvertraut, dass er nicht wisse, was Gott mit ihm vorhabe. Er glaube aber, Gott wolle

„vielleicht wider die Juden einen lebendigen Zeugen haben, dadurch die Ungläubigen und Gottlosen des Todes Christi erinnert, und zur Buße bekehret werden möchten.“

Diesen Bericht habe von Eitzen kurz vor seinem Tod dem Autor, der sich mit dem Pseudonym Chrysostomus Dudulaeus Westphalus nannte, weitergegeben.

Entstehung

Im 13. Jahrhundert berichteten eine lateinische Chronik aus Bologna und der englische Chronist Roger von Wendover in seiner Weltchronik Flores Historiarum (Blumen der Geschichte) (verfasst 1204–1234)[4][5] erstmals von einer ähnlichen Geschichte. Beide unterschiedlichen Versionen beriefen sich auf einen Erzbischof aus Armenien, der 1228 England besuchte. Nach der von Matthäus Paris 1252 weitergegebenen Version der Weltchronik Wendovers sei dieser von den Mönchen des Klosters St Albans befragt worden, die von einem noch lebenden Augenzeugen des Todes Jesu gehört hatten. Diese bereits auf dem europäischen Festland umlaufenden Gerüchte stammten wahrscheinlich von Kreuzfahrern, die sie im Orient gehört hatten. Nach Auskunft seines französischen Übersetzers habe der armenische Bischof sie bestätigt: Er selbst sei diesem Augenzeugen in Armenien begegnet und habe oft mit ihm geredet. Dieser habe sich Cartaphilos genannt und sich als Türhüter des Pilatus vorgestellt. Er habe Jesus nach dem Todesurteil des Pilatus mit Faustschlägen auf dem Weg zur Kreuzigung angetrieben, schneller zu gehen, als dieser kurz sein getragenes Kreuz abstellte, um zu verschnaufen, und ihm zugerufen: „Geh schnell weiter, Jesus! Geh schnell weiter! Warum trödelst du?“ Jesus antwortete „mit ernster Miene“, wie gesagt wird: „Ich werde stehen und ausruhen, aber du sollst bis zum letzten Tag weitergehen.“[Anm 1] Der armenische Erzbischof berichtete, dass Cartaphilos, dessen Herkunft nicht genannt wird, zum Christentum übergetreten sei und sich dann auf den Namen Joseph habe taufen lassen. Er lebe als Eremit im Orient und widme seine wandernden Tage dem Missionieren. Er gebe auf Befragung Auskunft über seine Erlebnisse, ohne dafür Lohn anzunehmen, und hoffe, im Endgericht erlöst zu werden. Er altere wie ein gewöhnlicher Mensch, werde jedoch regelmäßig im Alter von 100 Jahren wieder in das Alter – um 30 Jahre – zurückversetzt, das er bei seiner Begegnung mit Jesus gehabt habe.[6] – Auch Philippe Mouskes aus Flandern, Verfasser einer Reimchronik (um 1243), kannte diese Legende.

In der seit 1602 verbreiteten bekannteren Version wurde er zu einem jüdischen Schuhmacher namens Ahasveros, der an der Via Dolorosa gewohnt habe und Diener des Hohepriesters gewesen sei.

Biblische Anknüpfungspunkte

Motiv des „Ewigen Juden“ in einer Studie zur Vorbereitung des Gemäldes Christus vor Pilatus, Mihály von Munkácsy, 1880
Christus vor Pilatus, Mihály von Munkácsy, 1881

Das Neue Testament (NT) erwähnt im Rahmen der Passionserzählungen verschiedene Knechte und Soldaten, die Jesus misshandelt haben sollen und die in späteren Versionen der Ahasver-Legende mit dem Ewigen Wanderer oder Ewigen Juden identifiziert wurden:

  • Malchus, Mitglied der bewaffneten Tempelwache, die Jesus festnehmen sollte, soll dabei auf den Widerstand des Simon Petrus gestoßen sein, der ihm mit dem Schwert ein Ohr abhieb (Joh 18,1–10 EU).
  • Ein anderer ungenannter Diener soll beim Verhör Jesu durch Hannas und seinen Nachfolger Kajaphas zugegen gewesen sein und Jesus ins Gesicht geschlagen haben, als dieser den Hohepriester auf die öffentlichen Zeugen seiner Predigt verwies (Joh 18,22–23 EU). Dieser wurde schon von altkirchlichen Autoren wie Johannes Chrysostomos mit Malchus identifiziert, womit dieser als besonders verächtlich galt.[7]
  • Verschiedene ungenannte römische Soldaten folterten Jesus, bevor sie ihn kreuzigten (u. a. Mk 15,16–19 EU). Auch jüdische Knechte des Hohepriesters sollen ihn misshandelt haben (Mk 14,65 EU).
  • In manchen Versionen der Legende wurde Ahasver auch mit dem später Longinus genannten Römer, dessen Speerstich nach Joh 19,34 EU Jesu Tod endgültig herbeiführte oder jedenfalls bestätigte, identifiziert.

Einige historische Untersuchungen erklären die Legende auch mit Joh 21,22f EU, wo Jesus zu Petrus über seinen Lieblingsjünger Johannes sagt: „Wenn ich will, dass er am Leben bleibt, bis ich wiederkomme, was geht es dich an? – Da ging das Gerücht von den Brüdern aus: Dieser Jünger stirbt nicht.“ Doch ebendiese Meinung weist der Evangelist zurück: Jesus habe nicht gesagt, der Jünger werde nicht sterben, sondern nur, dass er ihn bis zu seiner Wiederkunft leben lassen könne, wenn er wolle. Da die Jünger Jesu Wiederkunft noch zu ihren Lebzeiten erwarteten, diese aber ausblieb, hätten spätere Christen die Legende des ewigen Wanderers geschaffen, um den Glauben an die Umstände des Todes Jesu und seine Parusie wachzuhalten.[8]

Eine biblische Analogie für den Wandernden Juden sieht man nach christlicher Interpretation auch in Kain, den Gott nach seinem Brudermord an Abel ebenfalls zur ruhelosen Wanderschaft auf Erden verurteilte (Gen 4,12 EU), zugleich aber mit einem Zeichen vor Totschlag schützte (Gen 4,15 EU). Kain soll danach in das Land Nod gewandert sein und Gründer der ersten Städte sein. Der Name wird aus hebr. nad abgeleitet und bedeutet „ruhelos“.

Ahasveros war ursprünglich ein persischer Name. Er bezeichnet in der Bibel verschiedene antike Großkönige, unter anderem Xerxes I. (486–465 v. Chr.). Im Buch Ester wird Ahasveros erwähnt, der die Jüdin Ester zur Hauptfrau nahm und dessen Name dem mittelalterlichen Judentum als Moralanekdote für einen Dummkopf galt.[9] In den christlichen Legenden wurde der Name dann auf einen zur ewigen Wanderung von Jesus verdammten Juden bezogen, der Augenzeuge des Sterbens Jesu war und der an dessen Leiden mitgewirkt haben soll.

Teilweise wurde der Ewige Jude auch mit dem gefeierten Josef von Arimathäa, einem reichen Juden, der wahrscheinlich schon Mitglied der judenchristlichen Gemeinschaft Jesu war, in Verbindung gebracht. Über Josef von Arimathäa hieß es nämlich, dass er mit Jesus gesprochen habe und immer noch am Leben sei.

Verbreitung

Im 13. Jahrhundert berichtete der Astrologe Guido Bonatti, der ewige Wanderer sei 1267 zu Forlì in Italien gesehen worden. Der Chronist Tizio zu Siena berichtete dasselbe aus dem 14. Jahrhundert. Er nannte den Wanderer Giovanni Buttadeo („Schlage Gott“), knüpfte also an die Version Wendovers an. In der späteren italienischen Volkssage wurde Buttadeo der „von Gott Verstoßene“ genannt und mit dem Ewigen Juden identifiziert. Er gelangte von dort aus auch in die Bretagne (Boudedeo).

Diese älteren Versionen wurden nur regional, sonst in Europa aber nicht weiter verbreitet. Erst die Fassung von 1602 sprach ausdrücklich von einem Juden und veränderte die Legende auch sonst in einigen Details. Sie fand in kürzester Frist zahlreiche Nachdrucke in vielen europäischen Ländern. Im 17. Jahrhundert sind bereits 70 deutschsprachige Ausgaben davon bekannt, mehr als 100 weitere aus den Niederlanden, Frankreich, England, Italien, Dänemark, Schweden, Estland, Finnland und Polen.

Man schmückte die Legende vielfach weiter aus und gab Ahasver verschiedene Namen, zum Beispiel Isaak Laquedem in Holland, Juan Espera-en-Dios („Hoffe auf Gott“) in Spanien. Dort soll er eine schwarze Binde auf der Stirn tragen, die ein flammendes Kreuz bedeckt, das sein Gehirn ebenso schnell, wie es wächst, wieder verzehrt. Dieses Motiv scheint als Assoziation zu Mk 15,19 EU ergänzt worden zu sein, wo Römer Jesus auf den Kopf schlagen. Es verbindet eine Kopfwunde mit dem Motiv des ständig nachwachsenden verletzten Organs, das wohl aus der Prometheus-Legende stammt. Dieser wurde ebenfalls einem ewigen Fluch, nicht sterben zu können und leiden zu müssen, unterworfen.

Deutungstradition

Der wandernde Ewige Jude, Farbholzschnitt nach Gustave Doré, 1852, Reproduktion in einer Ausstellung in Yad Vashem, 2007

Fast alle der vorwiegend mündlich überlieferten Orts- und Volkssagen entstanden nach 1602 und beruhten auf der Leidener Legende. Doch sie lösten den ewigen Wanderer bald von seiner Beziehung zur Passion Jesu und machten ihn zum Sinnbild für die Leidensgeschichte des ganzen Judentums. Seine Rastlosigkeit wurde nicht mehr als durch konkrete Schuld verursachte göttliche Strafe, sondern als natürliche Eigenschaft aller Juden verstanden.

So gab der lutherische Theologe und Orientalist Johann Jacob Schudt (1664–1722) der Figur in seinem Werk Jüdische Merckwürdigkeiten (1714–1717) folgende Deutung:[10]

„Dieser umlauffende Jude seye nicht eine eintzelne Person, sondern das gantze Jüdische nach der Creutzigung Christi in alle Welt zerstreuete umherschweifende und nach Christi Zeugnuss biss an den jüngsten Tag bleibende Volck.“

Im Vormärz kam in Preußen eine intensive Debatte über die Jüdische Emanzipation auf, die mit Bruno Bauers Aufsatz von 1843 unter dem Titel Die Judenfrage begann und von Karl Marx mit der Rezension Zur Judenfrage beantwortet wurde. In diesem Zusammenhang veröffentlichte Constantin Frantz 1844 den Aufsatz Ahasverus oder die Judenfrage. Darin hieß es:[11]

„Das jüdische Volk selbst ist der ewige Jude. Es hat den Heiland von sich gewiesen, und so ist es über die ganze Erde zerstreut, und findet nirgends Ruhe; es will sich mit den Völkern vermischen und also sein Volkstum ertöten, und kann es nicht …“

Der Schweizer Dichter Gottfried Keller stellte in seiner Novelle Das Fähnlein der sieben Aufrechten von 1860 das unsterbliche jüdische Volk den vergänglichen erdverbundenen Völkern gegenüber: Es schleppe sich dahin

„… wie der ewige Jude, der nicht sterben kann, dienstbar allen neu aufgeschossenen Völkern, er, der die Ägypter, die Griechen und Römer begraben hat.“

Den sterblichen Völkern gehöre die Erde, sie hätten das Recht, diese zu beherrschen, während das Volk der Juden unheimlich und sinnlos weiterexistiere. Damit wurde die Figur zum Symbol für das Umherschweifende, Unsesshafte, Fremde, nicht Integrierbare, auch für das Geniale, das Degenerierte und die Dekadenz.[12] Diese vom Ursprung der Legende abgelösten Stereotype gingen in den Antisemitismus ein. Der Nationalsozialismus griff sie auf und benutzte die Figur für seine NS-Propaganda. Alfred Rosenberg verknüpfte 1930 in seinem Mythus des 20. Jahrhunderts das Stereotyp des „ewigen Juden“ mit dem des jüdischen Parasiten, um die jüdische Minderheit zu dämonisieren:

„Wenn irgendwo die Kraft eines nordischen Geistesfluges zu erlahmen beginnt, so saugt sich das erdenschwere Wesen Ahasvers an die erlahmenden Muskeln; wo irgendeine Wunde aufgerissen wird am Körper einer Nation, stets frißt sich der jüdische Dämon in die kranke Stelle ein und nutzt als Schmarotzer die schwachen Stunden der Großen dieser Welt. Nicht als Held sich Herrschaft erkämpfen ist sein Sinnen, sondern sich die Welt ‚zinsbar‘ zu machen, leitet den traumhaft starken Parasiten. Nicht streiten, sondern erschleichen; nicht Werten dienen, sondern Ent-Wertung ausnutzen, lautet sein Gesetz, nach dem er angetreten und dem er nie entgehen kann – solange er besteht.“[13]

Ausstellung Der ewige Jude im Deutschen Museum (München) vom 7.–8. November 1937

1935 nannte Heinrich Himmler den ewigen Juden in einer Rede vor den SS-Spitzen „Führer der mörderischen Untermenschen“. Das Schüren von Judenhass war auch der Zweck des aufwendig produzierten Propagandafilms Der ewige Jude, der am 28. November 1940 erstmals gezeigt wurde.

Die Ahasverlegende wird bis heute literarisch stark aufgegriffen (Achim von Arnim, Berthold Auerbach, Ludwig Bechstein, Clemens von Brentano, Adelbert von Chamisso, Wilhelm Hauff, Heinrich Heine, Nikolaus Lenau, Adalbert Stifter, Richard Wagner, im 20. Jahrhundert dann von Nelly Sachs, Stefan Heym und Walter Jens) – ambivalent sowohl Mitleid heischend und als Projektionsfläche zur Deutung der jüdischen Identität als auch für antijüdische Agitation verwendet. So deutet das Engelwerk Ahasver in seinem programmatischen, auf die Gründerin Gabriele Bitterlich zurückgehenden Handbuch als „gestürzten Erzengel“ und „Geist des verfluchten Judenvolkes“ (S. 244). Dahinter steht die traditionelle antijudaistische Identifikation des Judentums mit Luzifer als dem Teufel.

François Georgin: Der wandernde Jude, 1896

Namen

Folgende Namen wurden dem Ewigen Juden im Verlauf der Jahrhunderte gegeben:

  • Ahasveros/Ahasverus/Ahasver
  • Cartaphilos/Cartaphilus
  • Giovanni Buttadeo/Buttadeus/Boudedeo („Schlage Gott“)
  • Isaak Laquedem
  • Joseph
  • Juan Espera-en-Dios („Hoffe auf Gott“)
  • Longinus
  • Malchus
  • Matathias
  • Paul Marrane[1]

Künstlerische Verarbeitung

Die Figur des Ewigen Juden hat zum einen Neuauflagen und die Erforschung alter Legenden, zum anderen zahlreiche epische, lyrische und dramatische Literaturwerke, Opern und Bilddarstellungen angeregt. Sie wurde zum Hauptthema gemacht, in die Darstellung anderer Themen eingeflochten oder zum Symbol für bestimmte Ideen, Prinzipien und Gegenwartsbezüge verwendet. Dabei wurden die Züge der christlichen Legende vielfach erweitert, verändert, mit anderen Motiven verknüpft und in neue Zusammenhänge gestellt.

Dieses kreative Interesse begann im Zeitalter der Aufklärung und setzte sich besonders in der deutschen Romantik fort: Damals wurde die Figur als Romanstoff so beliebt, dass Heinrich Heine 1826 vom Mythos des ewigen Juden sprach. Die Nachkriegs- und DDR-Literatur hat diesen Mythos erneut aufgegriffen.

Epische Werke, Romane

  • Johann Wolfgang von Goethe skizzierte 1774/1775 in Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit ein großangelegtes Epos, das Ahasver zum Helden machen und mit dem damaligen niederländischen Philosophen jüdischer Herkunft Baruch de Spinoza ins Gespräch bringen sollte. Es blieb jedoch Fragment.
  • Heinrich August Ottokar Reichard: Bibliothek der Romane, daraus Der Ewige Jude. Geschichts- oder Volksroman, wie man will (1780). Der Ewige Jude ist hier ohne antijüdische Konnotation freundlicher Zeuge historischer Wendepunkte bis zur Gegenwart des Autors; er wird schließlich Freimaurer.
  • Jan Potocki (1761–1815): Die Handschrift von Saragossa, 1803–1815
  • Charles Robert Maturin (1780–1824): Melmoth der Wanderer (engl. Melmoth the Wanderer). Eine der wirkungsmächtigsten Dichtungen der sog. Gothic novel, in der das Motiv des Ewigen Juden mit dem Faust-Stoff verbunden wird.
  • Wilhelm Hauff (1802–1827) lässt in den Mittheilungen aus den Memoiren des Satan (1826) den Teufel auf den Ewigen Juden treffen.
  • Franz Christoph Horn: Ahasver (Novelle) 1827
  • Edgar Quinet: Ahasvère (1833), Mysterium als „Geschichte der Welt, Gottes in der Welt und des Zweifels in der Welt“
  • Claude Tillier: Mein Onkel Benjamin, 1842 (In dem satirischen Roman hält der Landarzt Benjamin die Bewohner eines abgelegenen Dorfes zum Narren, indem er sich selbst für den ewigen Juden und seine Schwester für die Jungfrau Maria ausgibt.)
  • Adalbert Stifter: Abdias, 1843
  • Eugène Sue: Le Juif errant (deutsch: „Der wandernde Jude“) 10 Bände, 1844–1845. Hier tritt der Ewige Jude für die „Religion der Liebe“ ein und wird von einer Ewigen Jüdin begleitet.
  • Hans Christian Andersen: Ahasverus (1847). Andersen macht den Juden zum „Engel des Zweifels“ und zugleich zum Vertreter des starren Jehova-Glaubens.
  • Levin Schücking: Der Bauernfürst (1851), darin die Episode Die drei Freier
  • Robert Hamerling: Ahasver in Rom (1866)
  • Bernhard Giseke: Ahasverus, der Ewige Jude (1868), als Typus des Zweiflers
  • Joseph Christian von Zedlitz: Die Wanderungen des Ahasverus, Fragment. Hier ist der Ewige Jude Sinnbild allen Weltschmerzes.
  • Viktor Rydberg: Prometheus und Ahasverus (1882). Beide zu ewigem Leiden verdammte Figuren führen einen Dialog. Ahasverus verkörpert das nihilistische „orientalische“ Prinzip: Er beugt sich der Welt der rohen Gewalt und grausamen Willkür, die dem Menschen nichts übrig lasse, als das Schicksal ohnmächtig hinzunehmen. Prometheus dagegen vertritt das idealistische „westliche“ Prinzip: Er begehrt aus Mitmenschlichkeit gegen Ungerechtigkeit und Despotie auf, kämpft für eine bessere Zukunft, Kunst und Kultur. Der am Ende erscheinende Messias gibt seine Sympathie für Prometheus zu erkennen.
  • Fritz Mauthner (1849–1923): Der neue Ahasver. Roman aus Jung-Berlin (1882)
  • August Vermeylen: Der Ewige Jude (Roman, Flämisch 1906, Deutsch 1923 mit 12 Holzschnitten von Frans Masereel)
  • Anna von Krane: Das Siegesfest der sechsten Legion (Novelle, Köln 1915). Ahasver wandert nach der Zerstörung Jerusalems in das römische Germanien.
  • Ludwig Diehl: Ahasver (1924)
  • Franz Werfel: Stern der Ungeborenen (1946–1945 beendet, nach Werfels Tod erschienen)
  • Leo Perutz: Der Marques de Bolibar (1920). Eine wichtige Figur des Romans – Salignac, ein napoleonischer Offizier, der Unglücksfälle anzieht, aber selbst dabei nie stirbt – wird von vielen Gestalten des Romans und schließlich auch vom Ich-Erzähler für den Ewigen Juden gehalten.
  • Jorge Luis Borges: Der Unsterbliche, 1949
  • Walter M. Miller, Jr.: Lobgesang auf Leibowitz, 1971 (engl. A Canticle for Leibowitz, 1960). Der hier teilweise Benjamin genannte Jude ist die verbindende Gestalt der fast zwei Jahrtausende überdeckenden Romanhandlung.
  • Gabriel García Márquez: Ein Tag nach dem Samstag, 1955; Das Leichenbegängnis der Großen Mama, 1962; Hundert Jahre Einsamkeit, 1967
  • Walter Jens: Ahasver. Hamburg 1956
  • Pär Lagerkvist: Die Sibylle, 1956; Der Tod Ahasvers, 1960
  • Romain Gary: Der Tanz des Dschingis Cohn, 1967, deutsch 1970. Der komische Roman verknüpft das Motiv des untoten Dibbuk mit einem wandernden Juden, der für immer in einem seiner Nazi-Mörder haust.[Anm 2]
  • Friedrich Dürrenmatt: Der Verdacht: Darin identifiziert Dürrenmatt den KZ-Überlebenden Gulliver, der Jagd auf untergetauchte Nazis macht, mit dem Ewigen Juden.
  • Stefan Heym: Ahasver. Roman. (1981). Dieses Hauptwerk Heyms erzählt die Geschichte Ahasvers auf drei miteinander verknüpften Ebenen: als Engel im Dialog mit Jesus Christus über den richtigen Weg zur Erlösung der Welt, wobei er die irdische Sozialrevolution vertritt, als Schuhmacher zur Zeit Jesu und als eine verschiedene Gestalten annehmende Figur, die schließlich das Missfallen Paul von Eitzens auf sich zieht, der, zumindest in der legendarischen Überlieferung des Volksbuchs, Zeuge des Auftretens Ahasvers gewesen sei und damit als Beglaubigungsinstanz fungiert, was im Roman Heyms allerdings ironisch gebrochen wird. Hinzu kommt ein ironischer Briefwechsel zwischen dem Gen. Prof. Dr. Dr. Siegfried Beifuß, Chef des fiktiven DDR-Instituts für wissenschaftlichen Atheismus, Behrensstraße 39a, 108 Berlin, und einem Apologeten der Existenz Ahasvers, dem Prof. Jochanaan Leuchtentrager (Luzifer) von der Hebrew-University, Jerusalem, Israel, über die Möglichkeit der Existenz des Ewigen Juden.
  • Arkadi und Boris Strugazki: Die Last des Bösen. Roman (1988). Sowjetunion, 21. Jahrhundert: Demiurg und sein treuer Gehilfe, der Versicherungskaufmann Ahasver Lukitsch, tauchen in Taschlinsk auf.
  • Carlo Fruttero, Franco Lucentini: L'amante senza fissa dimora (1986, deutsch: Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz, 1988). In Venedig trifft eine Antiquitätenhändlerin den Reiseführer David Ashaver Silvera. Beide lösen einen Fall von Kunstschmuggel und gehen eine kurze, aber heftige Liebesaffäre ein.[14]
  • Wilfried A. Resch: Rhoems letzte Welten (2000). Der Ewige Jude zieht neben anderen Figuren als Alfred Tawinsky gemeinsam mit seiner unsichtbaren Band („The Invisible Background Noise Band“) durch ein mit einer Mauer vom verwüsteten Süden getrenntes Europa und erzählt in verschiedenen Etappen von seinem ersten Jahrhundert.
  • Wolfgang Hohlbeins Raven Nr. 9 Im Turm der Lebenden Toten
  • Oliver Buslau: Die fünfte Passion München (2009), Verlag Goldmann
  • Alexander Lomm: Der Skaphander Ahasvers (Erzählung), erschienen in Die Rekonstruktion des Menschen, Verlag Neues Leben, Berlin, 1980
  • Isajon Sulton: Der ewige Jude (Boqiy Darbadar), Tashkent, 2011.
  • Michael Ende: Einer langen Reise Ziel (Erzählung), erschienen in Das Gefängnis der Freiheit, Weitbrecht, 1992. Auf seiner Suche nach dem Motiv eines surrealistischen Gemäldes trifft Lord Cyril Abercromby auf den Wandernden Juden, der ihm zu einem noch unerforschten Stückchen Erde aussendet.

Lyrische Werke

  • Christian Friedrich Daniel Schubart: Der ewige Jude. Eine Lyrische Rhapsodie. (1783 oder 1787)
  • August Wilhelm Schlegel: Die Warnung
  • Aloys Schreiber (1761–1841): Das ewige Jude (Gedicht)
  • Eduard von Schenk (1788–1841)
  • Gustav Pfizer
  • Johann Ludwig Wilhelm Müller (1794–1827): Der ewige Jude
  • Nikolaus Lenau: Ahasver, der ewige Jude: Gedicht 1827–1831; Der ewige Jude: Gedicht 1836
  • Julius Mosen: Ahasver (1838). In diesem epischen Gedicht tritt der Ewige Jude in schroffen Gegensatz zum Christentum.
  • Ludwig Köhler: Der neue Ahasver (1841). Hier ist dieser Prophet der Freiheit und der Sozialrevolution.
  • János Arany (1817–1882): Az örök zsidó (deutsch: ‚Der ewige Jude‘). Lyrischer Monolog (1860), Ausdruck der existentiellen Vereinsamung und des Unerlöstseins des modernen Menschen
  • Robert Hamerling: Ahasverus in Rom (1866). Episches Gedicht, das Kaiser Nero mit Ahasver identifiziert
  • Seligmann Heller: Ahasverus (1866)
  • József Kiss (1843–1921): Új Ahasvér (1875, deutsch: ‚Der neue Ahasver‘) schmerzhafte lyrische Reaktion auf die antisemitischen Äußerungen in Ungarn, acht Jahre nach der Emanzipation der Juden
  • Carmen Sylva: Jehova (Leipzig 1882)
  • Max Haushofer Jr.: Der ewige Jude. Ein dramatisches Gedicht. (1886)
  • Marie Luise Kaschnitz: Ahasver (1957) Gedicht, in: Neue Gedichte, Hamburg 1957. In diesem Gedicht versucht Ahasver, in einem Hotelzimmer Selbstmord zu begehen, wird aber daran gehindert.
  • Oswald Levett: Verirrt in der Zeit. Verlag Das neue Berlin, Berlin 1985.
  • Christian von Aster: Ein Fremder in der Totenstadt (2009). Bei dem Versuch, ein Gift zu brauen, das ihn endlich tötet, bringt der Ewige Jude die Pest übers Land.

Dramatische Werke

  • Ludwig Achim von Arnim: Halle und Jerusalem. Doppeldrama („Studentenspiel und Pilgerabentheuer“), gedruckt bei Mohr und Zimmer, Heidelberg 1811.
  • Ernst August Friedrich Klingemann: Ahasver. Trauerspiel, Braunschweig 1827.
  • Johann Nestroy: Zwey ewige Juden und Keiner (ursprünglich Zwey ewige Juden für Einen, auch Der fliegende Holländer zu Fusse). Burleske in zwei Akten, Wien und Pest 1846.
  • Mihály Vörösmarty: Az örök zsidó („Der ewige Jude“, 1850; Dialog des Ahasver mit dem Tod; Fragment).
  • Hans Herrig: Jerusalem. Tragödie, Leipzig 1874.
  • Ernst Toller: Die Wandlung. Das Ringen eines Menschen. Drama, geschrieben 1918 (UA 1919).
  • Hermann Kuprian: Ahasver. Einakterzyklus in sechs Teilen, Innsbruck 1984.

Märchen, Volksbücher und Legendensammlungen

  • Anonymus: Der ewige Jude, die Schildbürger von Utopien und viele andere Legenden, Mährlein [usw.] (= Der Leitmeritzer Hausfreund, erster Teil), Prag, Leitmeritz und Teplitz 1837: Ahasver hat sich hier auch während der Christenverfolgungen der Römerzeit als Henker der Christen angedient: „Und manches unschuldige Opfer wurde von seinen Händen erwürgt mit doppelter Qual.“ Später ist er Bundesgenosse Mohammeds und nimmt an der muslimischen Rückeroberung Jerusalems teil; beim Versuch, den Tempel anzuzünden, begegnet ihm Christus und bekehrt ihn. Er wird Klosterbruder, Kreuzfahrer und energischer Verteidiger des wahren Glaubens.
  • Karl Joseph Simrock: Der ewige Jude. In: Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, herausgegeben von Johann Walter Wolf, Band 1, Göttingen 1853.
  • Ludwig Bechstein: Die verwünschte Stadt. In: Neues deutsches Märchenbuch, Leipzig 1856.
  • Johann Georg Theodor Grässe: Der Tannhäuser und Ewige Jude, Dresden 1861.
  • Friedrich Helbig: Die Sage vom Ewigen Juden, ihre poetische Wandlung etc., Berlin 1874.
  • Moncure Daniel Conway (1832–1907): The Wandering Jew, London 1881.
  • Leonhard Neubaur (1847–1917): Die Sage vom ewigen Juden, Leipzig 1884.
  • Paulus Stephanus Cassel: Das Buch Esther. Ein Beitrag zur Geschichte des Morgenlandes, aus dem hebräischen Urtext übersetzt, historisch und theologisch erläutert, Berlin und Leipzig 1885.
  • Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Enthaltend: Die Geschichte des ewigen Juden, die Abenteuer der sieben Schwaben, nebst vielen andern erbaulichen und ergötzlichen Historien. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe für Volksfreunde, München 1835; Münchener Volksschriften Nr. 29. Geschichte des ewigen Juden / Geschichte des Doktor Faustus; Legende vom Ritter St. Georg. Kevelaer, Neuauflage, um 1905/1910.
  • Franz Pehr: Der ewige Jude in Sagen aus Kärnten, 1913.[15]

Musik

  • Le Juif errant (1812) ist ein Melodram von Louis-Charles Caigniez mit Musik von Louis Alexandre Piccinni.
  • Carl Loewe, Der ewige Jude (1834), Legende von Alois Schreiber, op. 36,3
  • Richard Wagner verarbeitete das Motiv des Ewigen Juden mehrfach: In Gestalt des ruhelos die Meere durchziehenden Seemanns in seiner Oper Der fliegende Holländer (1843) gibt Wagner am deutlichsten diesem Mythos Ausdruck, wie er in Eine Mitteilung an meine Freunde von 1851 erläutert, „eine merkwürdige Mischung des Charakters des Ewigen Juden mit dem des Odysseus“, eine Mischung aus mittelalterlich-christlicher Todessehnsucht und hellenischer „Sehnsucht nach der Heimat, Haus, Herd und Weib.“ Dieter Borchmeyer (2002) meint, Wagner habe in der Gestalt des nicht sterben könnenden, ewig unbehausten Wanderers ein Existenzsymbol seiner selbst und seines Künstlertums gesehen, dessen „Wandlungen“ auch seine eigene Wirkungsgeschichte abbildeten. Zugleich spiegelte sich für Wagner in der Ahasver-Legende das Schicksal des von ihm gehassten Judentums: Dies deute darauf hin, dass Wagner eigentlich eine verleugnete Nähe zu manchen Traditionen des jüdischen Denkens gehabt habe.
  • Fromental Halévy, Le Juif errant (1852), Oper in fünf Akten nach dem Roman von Eugène Sue
  • In Leoš Janáčeks Oper Die Sache Makropulos (1926) kann die Figur der Elina Makropulos (Emilia Marty) als weiblicher Ahasver gesehen werden.
  • Peter Jona Korn komponierte seine vierte Symphonie Ahasver, op. 91, in den Jahren 1989–90.
  • Die finnische Doom-Metal-Gruppe Reverend Bizarre thematisierte die Figur des ewigen Juden in ihrem Titel „The Wandering Jew“ von der EP Harbringer Of Metal (2003).

Bildende Kunst

  • Gustave Doré schuf 1856 eine Serie von zwölf Holztafeln über das Thema.
  • Samuel Hirszenberg stellte 1899 den Ewigen Juden aus jüdischer Sicht dar.
  • Sarnath Banerjee veröffentlichte 2007 eine indische Graphic Novel namens "The Barn Owl's Wondrous Capers", die von der Legende des wandernden Juden inspiriert wurde.

Film

In dem Stummfilm Der Golem, wie er in die Welt kam (1920) wird Ahasveros vom Kaiser und seinem Gesinde ausgelacht. Daraufhin lässt er dessen Palast zusammenstürzen. Der Golem rettet die Anwesenden.

Weitere Filme waren Ahasver und Ahasver, der ewige Jude.

Der schweizerische Schriftsteller, Journalist und Türkeiexperte Max Rudolf Kaufmann reichte bei der US-Copyrightstelle 1934 ein Filmdrehbuch "Ahasver" in deutscher Sprache ein. Ob und wie es realisiert wurde, ist nicht bekannt.[16]

Im Film Das siebte Zeichen (1988) mit Demi Moore und Jürgen Prochnow in den Hauptrollen stellt Prochnow den Messias und Bringer der Apokalypse dar. Cartaphilos erkennt die Zeichen, die das Ende ankünden, und will alles, was diese Abfolge unterbräche, verhindern – denn wenn Jesus sein weltliches Reich antritt, kann er (Cartaphilos) endlich sterben.

In dem Mystery-Thriller The Gathering (2002) wird ebenfalls inhaltlich an den Mythos vom Ahasver angeknüpft. Der Ahasver erscheint hier als der Prototyp des Gaffers.

Verwandte Legenden

In vom Islam geprägten Ländern fand eine ähnliche Figur Verbreitung. Im Koran wird Sameri, der Samaritaner, von Mose zur ewigen Wanderschaft verflucht, weil er den Israeliten beim Herstellen des Goldenen Kalbes half. Die islamische Tradition kennt außerdem den mystischen Propheten al-Chidr, der ebenfalls unsterblich – aber nicht ruhelos – durch die Welt wandern soll.

Literatur

  • Otto Heller: Ahasver in der Kunstdichtung. In: Modern Philology. Bd. 3, Nr. 1, 1905, ISSN 0026-8232, S. 61–68, JSTOR 432610.
  • Werner Zirus: Ahasverus, der ewige Jude (= Stoff- und Motivgeschichte der deutschen Literatur. 6, ZDB-ID 533024-5). de Gruyter, Berlin u. a. 1930.
  • Siegfried Behn: Der ewige Jude. Eine Legende. Thomas, Kempen 1947.
  • Hellmut Andics: Der ewige Jude. Ursachen und Geschichte des Antisemitismus. Molden, Wien 1965.
  • Galit Hasan-Rokem, Alan Dundes (Hrsg.): Wandering Jew. Essays in the Interpretation of a Christian Legend. Indiana University Press, Bloomington IN 1986, ISBN 0-253-36340-3.
  • Leander Petzoldt: Der ewige Verlierer. Das Bild des Juden in der Volksliteratur. In: Leander Petzoldt: Märchen, Mythos, Sage. Beiträge zur Literatur und Volksdichtung. Elwert, Marburg 1989, ISBN 3-7708-0893-2, S. 35–65.
  • George K. Anderson: The Legend of the Wandering Jew. 3rd printing. University Press of New England, Hanover NH u. a. 1991, ISBN 0-87451-547-5.
  • Stefan Rohrbacher, Michael Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile (= Rowohlts Enzyklopädie. 498, Kulturen und Ideen). Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1991, ISBN 3-499-55498-4, S. 246–252.
  • Manfred Frank: Die unendliche Fahrt. Die Geschichte des Fliegenden Holländers und verwandte Motive (= Reclam-Bibliothek. 1537). Reclam, Leipzig 1995, ISBN 3-379-01537-7.
  • Mona Körte, Robert Stockhammer (Hrsg.): Ahasvers Spur. Dichtungen und Dokumente vom „Ewigen Juden“ (= Reclams Universal-Bibliothek. 1538). Reclam, Leipzig 1995, ISBN 3-379-01538-5.
  • Michael Tilly: Der „Ewige Jude“ in England. Die mittelalterliche Cartaphilus-Legende in ihrem historischen Kontext. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte. Bd. 47, Nr. 4, 1995, S. 289–303, JSTOR 23899342.
  • Avram Andrei Baleanu: Fünftes Bild: Der ewige Jude. In: Julius H. Schoeps, Joachim Schlör (Hrsg.): Bilder der Judenfeindschaft. Antisemitismus – Vorurteile und Mythen. Lizenzausgabe. Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0734-2, S. 96–102.
  • Mona Körte: Die Uneinholbarkeit des Verfolgten. Der Ewige Jude in der literarischen Phantastik (= Schriftenreihe des Zentrums für Antisemitismusforschung. 6). Campus, Frankfurt am Main u. a. 2000, ISBN 3-593-36452-2 (Zugleich: Berlin, Technische Universität, Dissertation, 1998).
  • Alfred Bodenheimer: Wandernde Schatten. Ahasver, Moses und die Authentizität der jüdischen Moderne. Wallstein, Göttingen 2002, ISBN 3-89244-509-5.
  • Dieter Borchmeyer: Richard Wagner. Ahasvers Wandlungen. Insel, Frankfurt am Main u. a. 2002, ISBN 3-458-17135-5.
  • Tobias Lagatz: Der „Ewige Jude“ des 19. Jahrhunderts im Fokus von Römischer Inquisition und Indexkongregation. Zerrbild seiner selbst und Spiegelbild der Zeit. In: Florian Schuller, Giuseppe Veltri, Hubert Wolf (Hrsg.): Katholizismus und Judentum. Gemeinsamkeiten und Verwerfungen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Pustet, Regensburg 2005, ISBN 3-7917-1955-6, S. 209–221.
  • Jürgen Beyer: Jürgen und der Ewige Jude. Ein lebender Heiliger wird unsterblich. In: Arv. Nordic Yearbook of Folklore. Bd. 64, 2008, ISSN 0066-8176, S. 125–140.
  • Frank Halbach: Ahasvers Erlösung. Der Mythos vom Ewigen Juden im Opernlibretto des 19. Jahrhunderts (= Theaterwissenschaft. 14). Herbert Utz, München 2009, ISBN 978-3-8316-0834-8 (Zugleich: München, Universität, Dissertation, 2005).
  • Avram Andrei Baleanu: Ahasver. Geschichte einer Legende. Aus dem Rumänischen von Georg Aescht. Berlin-Brandenburg: be.bra Wissenschaft Verlag 2011 (Sifria – Wissenschaftliche Bibliothek Band IX), ISBN 978-3-937233-77-2.
  • Galit Hasan-Rokem: Ahasver. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur. Band 1: A – Cl. Metzler, Stuttgart u. a. 2011, ISBN 978-3-476-02501-2, S. 9–13.
  • Ingrid Maier, Jürgen Beyer, Stepan Šamin: Die Legende vom Ewigen Juden in einer russischen Übersetzung des Jahres 1663. In: Slovo. Bd. 54, 2013, ZDB-ID 228575-7, S. 49–73.

Anmerkungen

  1. “Go on quicker, Jesus! Go on quicker! Why dost Thou loiter?” Jesus replied, “with a stern countenance,”: “I shall stand and rest, but thou shalt go on till the last day.” – ebenda
  2. “It has been my fate to add a new dimension to the legend of the Wandering Jew: that of the immanent Jew, omnipresent, entirely assimilated, forever part of each atom of the German earth, air, and conscience. All I need is a pair of wings & a little pink ass to become a beautiful Jewish angel. You are probably familiar with the new twist given to our old saying in all the bierstuben around Buchenwald, when a sudden silence falls in the conversation: A Jew is passing by…”, engl. Fassung Garys, von der frz. Erstfassung leicht unterschieden

Einzelbelege

  1. 1,0 1,1 Letters Writ by a Turkish Spy. Book 3, Letter I, 1644 (google.de).
  2. A table of the letters and matters The Turkish Spy, Bd. 3, London 1770, A. Wilde
  3. Marcello Massenzio: Le Juif errant entre mythe et histoire. Trois variations sur le thème de la Passion selon le Juif errant, Annuaire de l'École pratique des hautes études (EPHE), Section des sciences religieuses, 115
  4. Roger of Wendover's Flowers of History, Bohn, London, 1849.
  5. Matthew (of Westminster), Robert de Reading: Flores Historiarum, Band 2, H.M. Stationery Office, 1890.
  6. Chamber's Book of Days: The wandering Jew (englisch)
  7. Wolfgang Pöhlmann: Ahasver, der wandernde Jude. Eine europäische Legende, darin: 6.2 Malchus. In: Katarzyna Stokłosa, Andrea Strübind (Hrsg.): Glaube – Freiheit – Diktatur in Europa und den USA. Festschrift für Gerhard Besier zum 60. Geburtstag. Göttingen 2007, S. 344f.
  8. M.D. Magee: The Legend of the Wandering Jew (englisch)
  9. David Daube: Ahasver. In: The Jewish Quarterly Review New Series 45.3 (Januar 1955), S. 243–244.
  10. Alex Bein: Die Judenfrage Band 1: Anmerkungen, Exkurse, Register, Deutsche Verlagsanstalt 1980, S. 77.
  11. Alex Bein: Die Judenfrage Band 1: Anmerkungen, Exkurse, Register, Deutsche Verlagsanstalt 1980, S. 4.
  12. Alex Bein: Die Judenfrage Band 1: Anmerkungen, Exkurse, Register, Deutsche Verlagsanstalt 1980, S. 77f.
  13. Zitiert nach Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-092864-8, S. 462 f. (abgerufen über De Gruyter Online).
  14. Carlo Fruttero, Franco Lucentini: Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz. Roman, 1. Auflage 1990, Piper-Verlag, ISBN 3-492-21173-9 (Rezension).
  15. Franz Pehr: Der ewige Jude in Sagen aus Kärnten, Digitalisat
  16. Max Rudolf Kaufmann: Ahasver -eine Filmdichtung, New York 1934 (Eintrag im US-amerikanischen Copyright Verzeichnis, Library of Congress) Link.

Weblinks

Wikisource: Ewiger Jude – Quellen und Volltexte
Commons: Ewiger Jude – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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