Rochereil

Rochereil ist eine Höhle des Jungpaläolithikums auf dem Gebiet der französischen Gemeinde Grand-Brassac im Département Dordogne. Neben etwa 4000 Steinartefakt- und Knochenfunden enthielt sie die Grabstätte eines männlichen Erwachsenen, den trepanierten Schädel eines zweijährigen Kindes und die kalzinierten Knochenreste zweier Jugendlicher.

Geographie, Geologie und Lagebeschreibung

Das Innere der Höhle von Rochereil

Rochereil, manchmal auch Rochereuil geschrieben, benannt nach der gleichnamigen Wassermühle Moulin de Rochere(u)il, liegt auf der rechten Flussseite der Dronne kurz unterhalb der Einmündung des Euche, eines rechten Nebenflusses der Dronne, zirka 2,5 Kilometer nördlich von Lisle. Die Höhle entstand in einer etwa 20 Meter hohen Steilwand aus flachliegenden Kalken des Coniaciums. Vor der Höhle verläuft eine kleine Straße, die zu den Weilern Lonlaygue und Renamon führt. Nur unweit flussaufwärts am Pont d’Ambon überquert die D 2 von Bussac nach Saint-Just die Dronne. Auf der linken Talseite der Dronne befindet sich der Abri von Pont d’Ambon, ein weiterer bedeutender Siedlungsplatz des Jungpaläolithikums. 2 Kilometer weiter südlich (in Richtung Lisle) wurden bei La Peyzie ebenfalls Funde aus dem Oberen Magdalénien gemacht.

Die relativ kleine Höhle öffnet sich gegenüber der Mühle von Rochereil. Sie ist nicht mehr als 10 Quadratmeter groß. Die prähistorischen Funde wurden in ihrem Inneren und auf einem ihr vorgelagerten Terrassenbereich gemacht.

Forschungsgeschichte

Erste Grabungen wurden an der Höhle um 1900 vom Marquis de Fayolle und von M. Féaux durchgeführt. Hierbei kam es aufgrund von Steinschlag zu einem tragischen Todesfall. Ausgedehntere Untersuchungen gehen auf Dr. P.E. Jude zurück, der hier zwischen 1935 und 1939 tätig war, aber erst 1960 seine Ergebnisse publizierte. Die Höhle bildet Teil der Doktorarbeit von Christine Duchadeau-Kervazo aus dem Jahr 1982[1]. Die Funde werden jetzt im Museum in Brantôme aufbewahrt.

Stratigraphie

Die Ablagerungen des Höhlenbereichs können in zwei Abfolgen unterteilt werden, die ihrerseits wiederum in mehrere Niveaus aufgespalten werden können. Die ältere Abfolge stammt aus dem Magdalénien VI, die jüngere aus dem Azilien.

Funde

Magdalénien VI

Die Abfolge des Magdalénien VI zeichnet sich durch folgende Steinartefakte aus: Stichel. Sehr häufig (zirka 60 %), bestehen vorrangig aus rautenförmigen Sticheln, untergeordnet sind Papageienschnäbel (franz. burins bec-de-perroquet) Schaber. Relativ unbedeutend (um 10 %). Rückenmesser. Ebenfalls nur 10 %. Spitzen vom Laugerie-Basse-, vom Teyjat- und vom Hamburg-Typus.

Die sehr reichhaltigen Steinartefakte (mehr als 2000 Exemplare) wurden zum Großteil aus schwarzblauem Silex hergestellt, der in benachbarten Sedimenten des Santoniums recht häufig vorkommt. Auch verschiedene braune Feuersteinknollentypen wurden verwendet, hauptsächlich für Stichel und Rückenmesser.

Unter den Knochenwerkzeugen sind zu nennen:

  • Stemmwerkzeuge
  • Nadeln
  • Dorne
  • Doppelt abgefaste Speerspitzen
  • Durchbohrte Stäbe
  • Haken
  • Zweireihige Harpunen

Viele Knochen wurden mit fein gearbeiteten Gravuren verziert, die sehr realistisch wirken. Gegen Ende der Abfolge werden die Muster geometrischer. Auch gravierte Flusskiesel mit sehr rätselhaften Mustern wurden gefunden.

Aus dem Magdalénien VI stammt ferner die trepanierte Schädelplatte eines zwei- bis dreijährigen Kindes.

Azilien

Das Azilien, mit fast ebenso zahlreichen Steinartefakten und Knochenfunden wie im vorangegangenen Magdalénien VI, zeichnet sich vor allem durch die für diese Epoche typischen Spitzen und flachen Harpunen aus Hirschgeweih aus.

Die Abfolge des Aziliens enthielt außerdem eine menschliche Grabstätte mit einem 1,68 Meter großen männlichen Skelett (mit starker Ähnlichkeit zum Chancelade-Typus) und die Überreste zweier Jugendlicher, deren Knochen kalziniert waren. Das nicht kalzinierte Skelett des Erwachsenen war von Aschenlagen und verbrannter Erde umgeben, ein eventueller Hinweis auf eine rituelle Bestattung.

Sehr reichhaltige Funde aus dem Azilien wurden im Abri vom Pont d’Ambon gemacht.

Alter

Der Höhle Rochereil lässt sich aufgrund der Funde aus dem Magdalénien VI und dem Azilien in etwa der Zeitabschnitt 12.500 bis 10.500 Jahre BP zuweisen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Duchadeau-Kervazo, C.: Recherches sur l'occupation paléolithique du bassin de la Dronne. In: Thèse Doctorat en Géologie du Quaternaire et Préhistoire. Université Bordeaux I 1982, S. 885.

Literatur

  • Delluc, B. & G., Roussot, A. & Roussot-Larroque, J.: Connaître la préhistoire en Périgord. Éditions SUD-OUEST, 1990, ISBN 2-87901-048-9.
  • Jude, P.E.: La grotte de Rochereil: station magdalénienne et azilienne. In: Archives de l'Institut de Paléontologie Humaine, mém 30. Masson, 1960, S. 75.
  • Platel, J.-P. et al.: Périgueux (Ouest). In: Carte géologique de la France à 1/50 000. BRGM, Orléans 1989, ISBN 2-7159-1758-9.

Koordinaten: 45° 18′ 8,3″ N, 0° 32′ 6,5″ O

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