Homalco

Traditionelles Territorium der Homalco und Hauptreservate.

Die Homalco, Xwemalhkwu oder Xoχmaɬku (Menschen entlang des turbulenten oder schnell fließenden Wassers, d.h. des Homathko River), heute offiziell Homalco First Nation genannt, auch als Homalco Indian Band bekannt, gehören sprachlich-kulturell zur Stammesgruppe der Comox (K'omoks) aus der Salish-Sprachfamilie, die heute insgesamt vier separate First Nations innerhalb der kanadischen Provinz British Columbia umfasst; kulturell sowie sprachlich zählen die Comox mit den benachbarten eng verwandten Sechelt und Pentlatch zu den Northern Georgia Strait Coast Salish der Nördliche Küsten-Salish entlang der Pazifikküste im Nordwesten und gehören somit zum Kulturareal der Pazifischen Nordwestküste.

Comox/K'omoks-Stammesgruppe

Die Stammesgruppe unterteilte sich einst in zwei große regionale Dialektgruppen, die die nördlichen Küstengebiete und Inseln der Strait of Georgia, einer Wasserstraße und Meerenge, die das kanadische Festland von Vancouver Island trennt, bewohnten:

  • die Island Comox (Insel Comox) umfassten die einst größte und mächtigste Gruppe, die Comox (K'omoks), deren Territorium den Osten von Vancouver Island vom Salmon River bei Sayward in der Kelsey Bay an der Johnstone Strait im Norden bis zum Englishman River im Süden umfasste (inkl. der Gebiete des Comox Valley mit den Städten Courtenay und Comox) sowie mehrere Inseln zwischen Vancouver Island und dem Festland – hierunter Maurelle Island, Read Island und Quadra Island (Letztere die größte der Discovery Islands mit Tsa-Kwa-Luten als bedeutendem Versammlungsplatz), Denman Island und Hornby Island und den Nordwesten von Texada Island (Letztere die größte der Nördlichen Gulf Islands), Sandy Island (auch Tree Island) und Seal Islands (Seal Islets auch Shack Island) sowie ostwärts auf Malaspina Peninsula sowie im Toba Inlet und einigen Küstengebieten des Festlands ansässig. Zusammen mit den Pentlatch (Puntletch / Puntledge) (die einst entlang der Ostküste von Vancouver Island von Kye Bay entlang des Puntledge River, Tsolum River und Courtenay River im Norden bis südwärts im Gebiet des heutigen Parksville nördlich des Englishman River sowie auf Denman Island und Hornby Island lebten) bezeichneten sie sich als Sathloot. Die Comox (K'omoks) selbst sprachen Island Comox (Insel Comox) bzw. den Comox (Salhulhtxw / Saɬuɬtxʷ)-Dialekt des Comox-Sliammon (Salhulhtxw-Ay-Ay-Ju-Thum), heute ist dieser Dialekt ausgestorben – genauso wie die Pentlatch bzw. Puntletch / Puntledge (Pənƛ̕áč) genannte Sprache (oder Dialekt ?) der gleichnamigen Pentlatch.

und die gegenüber auf dem Festland von British Columbia lebenden

  • die Mainland Comox (Festland Comox) bildeten einst eine einzige Gruppe, die sich als Tla A'min bezeichnete; erst das Vordringen der Europäer, geschwächt von mehreren Seuchen sowie Raubzüge indigener Sklavenjäger und Räuber (Laich-kwil-tach (Lekwiltok) und Haida aus dem Norden), zersprengte das einheitliche Siedlungsgebiet und die Errichtung der Reservate manifestierte dies:
    • die Klahoose (ƛohos) lebten am Nordende der Strait of Georgia im Desolation Sound (von West nach Ost: auf Cortes Island, West Redonda Island und East Redonda Island, alle zu den Discovery Islands zahlend) bis zum Toba Inlet, einschließlich des Pryce Channel und Homfray Channel; seit den Eroberungen der nach Süden vorstoßenden Laich-kwil-tach wird jedoch Cortes Island gegenüber der kanadischen Regierung von der siegreichen Kwiakah First Nation (Kwiakah Band), einer der vier Hauptgruppen der Laich-kwil-tach, als Stammesgebiet beansprucht. Heutige Klahoose First Nation.
    • die Sliammon (ɬəʔamɛn oder Tla A'min) lebten im Gebiet rund um Stillwater und im nördlichen Teil von Texada Island, nordwärts entlang der Malaspina Peninsula und Gifford Peninsula bis zum Südende des Homfray Channel sowie Teile von Cortes Island, einschließlich kleinerer Inseln wie Hernando, Savary und Harwood Island sowie am Festland im Gebiet des heutigen Stadt Powell River am gleichnamigen Fluss sowie am Powell Lake, Goat Lake und Haslam Lake. Heutige Tla A'min First Nation, früher Sliammon First Nation bzw. Sliammon Indian Band genannt.
    • die Homalco (Xwemalhkwu) lebten entlang des Southgate River und Homathko River sowie an der Orford Bay im Gebiet des Bute Inlet sowie an der nördlichen Sunshine Coast – zudem bewohnten sie die dem Festland vorgelagerten Inseln Sonora Island und Stuart Island (beide zu den Discovery Islands zählend). Vermutlich bewohnten neben den Homalco (Xwemalhkwu) bereits seit Jahrhunderten die Nördliche Athabasken zählenden kriegerischen Tsilhqot'in ebenfalls dieses Gebiet, da Letztere immer wieder zum Lachsfischen am Bute Inlet erschienen. Heutige Homalco First Nation bzw. Homalco (Xwemalhkwu) Indian Band genannt.

Im Jahr 1862 wurden die Sathloot von den nördlich lebenden mächtigen Laich-kwil-tach (Lekwiltok) der Kwakwaka'wakw unterjocht, ihr Land besetzt und sie in deren Stammesbündnis integriert; die Pentlatch – bereits stark dezimiert durch Attacken der Haida – hatten sich bereits zuvor den mächtigeren Comox (K'omoks) angeschlossen (diese kamen als Flüchtlinge südwärts und übernahmen nun die Stammesgebiete der Pentlach). Aus der Not heraus, begleiteten nun die Sathloot (Pentlatch und Comox (K'omoks)) die Invasoren auf deren Raubzüge gen Süden gegen andere Völker der Küsten-Salish (inklusive gegen die Mainland Comox). Bald gaben sie ihre Dialekte auf und übernahmen die Kultur sowie den Liq'wala-Dialekt des Kwak'wala ihrer Herren (so dass in manchen Publikationen über die Kwakwaka'wakw sie als Salish gruppiert werden und in solchen über Küsten-Salish als Kwakwaka'wakw). Heutige K'ómoks First Nation (Comox Indian Band) und Qualicum First Nation, viele Stammesmitglieder der We Wai Kai Nation (Cape Mudge Indian Band), der We Wai Kum (Campbell River Indian Band) sowie der Walitsima / Walitsum Band von Salmon River der Laich-kwil-tach haben Sathloot-Vorfahren (manchmal wird behauptet die Walitsima / Walitsum Band von Salmon River seien ethnische Comox/K'omoks, die nur die Kultur und Sprache der Kwakwaka'wakw übernommen hätten).

Auf Grund der oben geschilderten geschichtlichen Hintergründe sind die Nachfahren der Sathloot (Pentlatch und Comox (K'omoks)) als K'ómoks First Nation (Comox Indian Band) zusammen mit den Kwakwaka'wakw-First Nations im Kwakiutl District Council organisiert, wohingegen alle drei First Nations der Tla A'min (Klahoose First Nation, Tla A'min First Nation und Homalco First Nation) im Naut'sa mawt Tribal Council (das mehrere Salish-sprachige FNs umfasst) vertreten sind.

Seit 2009 lautet die offizielle Bezeichnung der Juan-de-Fuca-Straße, der Strait of Georgia und des Puget Sound (die einen Arm des Pazifik bilden und Vancouver Island vom Festland trennen) auf Grund der diese Gewässer vor dem Erscheinen der Europäer dominierenden Küsten-Salish in den USA sowie in Kanada Salish Sea (Meer der Salish).

Geschichte

Goldrausch, Straßenbau und Chilcotin-Krieg

Ab 1861 fuhren zahlreiche Männer auf dem Weg zu den Cariboo-Goldfeldern nordwärts. Alfred Waddington ließ daher 1862 eine Straße vom Bute Inlet durch den Waddington Canyon bauen, auf dem die Männer, die per Dampfboot von Vancouver gekommen waren, weiter zu den Goldfeldern ziehen konnten. Die Homalco und vor allem die Tsilhqot'in (Chilcotin) wehrten sich gegen den Straßenbau, und 1863 wurden mehrere seiner Männer an der Murderer's Bar umgebracht. Weitere Zusammenstöße mündeten im so genannten Chilcotin-Krieg. Niederschläge und starke Temperaturschwankungen sorgten dafür, dass die Straße abrutschte und heute nur noch in Teilen sichtbar ist.

Auslöser der offenen Feindseligkeit war wohl die Tatsache, dass die Weißen den Indianern mit Pocken gedroht hatten, woraufhin die von Klatsassin (Chinook: „Wir wissen seinen Namen nicht“) von den Xeni Gwet'in aus dem Nemaia Valley geführten Krieger nahe dem Chilko Lake, rebellierten und Waddingtons Männer umbrachten. Nur drei Männer entkamen, 14 starben. Außerdem starben einige am Anahim Lake, dazu ein Siedler am Puntzi Lake, insgesamt 19 Männer.

Truppen aus Victoria und Freiwillige, insgesamt über 100 Männer, führten den Chilcotin-Krieg von 1864. Telloot, Klatsassin, Tah-pitt, Piele und Chessus wurden zusammen mit sechs weiteren Kriegern am 11. August 1864 gefasst. Klatsassin ergab sich unter der Bedingung einer Amnestie, denn er hatte einen Krieg geführt. Doch wurde er hintergangen und in Quesnellemouthe, dem heutigen Quesnel, am 26. Oktober als Mörder hingerichtet, ebenso wie sein Sohn Pierre. Fünf Männer wurden hingerichtet, die übrigen sechs zu lebenslangem Gefängnis verurteilt. Ob nun dieser Krieg, der den massivsten indianischen Widerstand gegen die unmittelbare Kolonisierung in British Columbia dargestellt hatte, oder die äußerst problematische Route den Straßenbau durch die Region zum Chilcotin-Plateau verhindert haben, sei dahingestellt.

Heutige Situation

Die Homalco besitzen 12 Reservate mit insgesamt rund 745 ha Fläche, von denen Homalco 1 und Orford Bay 4 die größten sind (282,7 bzw. 271,7 ha). Danach folgen Aupe 6a mit 66,3 ha und Homalco 9 mit dem Verwaltungssitz Campbell River am gleichnamigen Fluss an der Ostküste von Vancouver Island, das zugleich das bevölkerungsreichste ist, mit 66,8 ha. Die übrigen acht Reservate umfassen zusammen nur knapp 60 ha. Die meisten liegen um das Bute Inlet, am Homathko, Bear und Orford River, sowie auf Sonora Island.[1]

Die Homalco First Nation zählt heute (Stand: Dezember 2015) 471 Stammesmitglieder, von denen 230 im eigenen Reservat, 11 in anderen Reservaten und die übrigen 230 Stammesmitglieder außerhalb leben.[2] Häuptling war von 2005 bis 2008 Darren Blaney, seitdem Richard Harry. Aktuell bekleidet das Amt des Häuptlings seit 26. Oktober 2014 Mary Ann Enevoldsen.

Die Flüsse im Homalco-Gebiet sind nach wie vor äußerst lachsreich. Die Homalco betreiben seit 1991 eine Lachszucht, die Taggares-Homalco Hatchery. Vom Lachsreichtum profitiert auch eine Grizzly-Bären-Population von etwa 35 Tieren allein am unteren Orford River. So stellen Grizzly-Touren eine wichtige Einnahmequelle dar, denn selbst in British Columbia sind so dichte Grizzlypopulationen sehr selten.[3]

In dem Gerichtsverfahren Homalco Indian Band vs. British Columbia (Minister of Agriculture, Food and Fisheries)(B.C.J. No. 401), entschied der Vorsitzende Richter, dass die Provinz und das Unternehmen Marine Harvest Canada ihren Konsultationspflichten nicht nachgekommen seien. So hatte die Provinzregierung dem Unternehmen die Zucht von Pazifiklachsen in der Nachbarschaft der Lachszucht der Homalco ohne Konsultationen erlaubt. Der Richter untersagte die weitere Einfuhr, doch die bereits eingeführten Fische durften verbleiben.

Der Tatlayoko Lake, der Homathko River und die angrenzenden Niut Mountains sollten Ende der 1980er Jahre zum Niut Wilderness Park zusammengeschlossen werden, doch ist bisher nur ein Teil unter Schutz gestellt.

2006 schlossen die Homalco mit Kanada einen Landnutzungsplan. Ein 17.575 ha großes Schutzgebiet, die Homathko River-Tatlayoko Protected Area dient der Erhaltung des Homathko River Valley und des Westufers des Tatlayoko Lake.

Anmerkungen

  1. Nach den Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development, First Nation Profiles: Homalco (Memento des Originals vom 8. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pse5-esd5.ainc-inac.gc.ca.
  2. Nach den Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development, First Nation Profiles: Homalco (Memento des Originals vom 8. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pse5-esd5.ainc-inac.gc.ca
  3. Diese Führungen führt Homalco Wildlife Tours Ltd. durch.

Literatur

  • Tina Loo: The Road From Bute Inlet: Crime and Colonial Identity in British Columbia. Essays in the History of Canadian Law. Jim Phillips, Tina Loo und Susan Lethwaite (Hg.), Toronto: Osgoode Society 1994, 112–142
  • Wayne Suttles (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 7: Northwest Coast. Smithsonian Institution Press, Washington D.C. 1990. ISBN 0-87474-187-4

Siehe auch

Weblinks

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