Gräberfeld auf dem Westerhammrich

Das Gräberfeld auf dem Westerhammrich liegt auf einem Geestrücken nahe der Ems nördlich von Leer im Landkreis Leer in Niedersachsen. 26 Brandbestattungen bilden die ältesten Gräber, die zur Havelte-Stufe der späten Trichterbecherkultur (TBK) gehören. Die jüngsten stammen aus der Eisenzeit.

Das Gräberfeld auf dem Westerhammrich ist unter starkem Bewuchs nur schwer erkennbar.

Die 14C-Analyse von Holzkohle aus einem der Gräber datiert das Gräberfeld auf 2900–2700 v. Chr. Das ist der älteste Beleg für die Brandbestattungssitte in Nordwestdeutschland. Sieben Gräber wurden mit Beigefäßen ausgestattet, wobei die mehrfache Verwendung halbierter Gefäße besonders interessant ist.

Der Westerhammrich war in der Eisenzeit eine bedeutende Siedlung, in der auch fünf Brunnen entdeckt wurden, die zu den ältesten in der Region gehören. Auf dem Westerhammrich wurde der acht Zentimeter große Torso einer Mars-Statuette gefunden. Ihre Beine fehlen, an den Händen sind Bruchstellen zu erkennen, der Kopf ist abgegriffen. Die Figur hat den rechten Arm gehoben, als wolle sie einen Speer werfen, die linke Hand weist angewinkelt nach vorn, als halte sie ein Schwert, das linke Bein ist nach hinten ausgestellt. So haben die Römer ihren Kriegsgott Mars dargestellt. Er ist wahrscheinlich im 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. gegossen worden. Der Fund ist die zweite figürliche römische Plastik, die in Ostfriesland zutage kam. Im Emsland, im Cloppenburger und Oldenburger Raum und besonders in den Niederlanden sind bereits Dutzende römischer Götter-Figuren gefunden worden. Eine ebenfalls auf dem Westerhammrich entdeckte Gefäßscherbe mit einer eingeritzten "XII" stellt das älteste erhaltene Schriftstück Ostfrieslands dar.[1]

Der Westerhammrich ist heute ein Naherholungsgebiet der Stadt Leer.

Weblinks

Commons: Gräberfeld auf dem Westerhammrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Rolf Bärenfänger: Fundchronik Niedersachsen 1996. Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 66, 1997, 388f.;
  • Rolf Bärenfänger: Fundchronik Niedersachsen 1997. Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte, Beiheft 1, 1998, 105–107;
  • W. Schwarz, R. Stutzke: Archäologische Funde aus dem Landkreis Leer. Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 21. Oldenburg 1998, 16f.;
  • W. Schwarz: Jungsteinzeit. In: Ostfriesland. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 35. Stuttgart 1999, 44–53.

Einzelnachweise

  1. Norbert Fiks: Die Römer in Ostfriesland. Archäologische und literarische Spuren. (PDF) Norbert Fiks, 2002, abgerufen am 19. September 2020.

Koordinaten: 53° 14′ 23″ N, 7° 26′ 8″ O

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