Gezer-Kalender

Gezer-Kalender, Archäologisches Museum Istanbul

Der Gezer-Kalender ist ein in paläo-hebräischer Schrift beschriebener Kalkstein (7 × 11 cm groß). Das Schriftstück wird in das 10. Jahrhundert v. Chr. datiert und gilt weithin als eines der ältesten bekannten Beispiele hebräischer Sprache.[1] Es wurde bei Ausgrabungen der biblischen Stadt Gezer, ca. 50 km nordwestlich von Jerusalem, durch R. A. S. Macalister entdeckt. Diese Ausgrabungen fanden zwischen 1902 und 1907 statt.

Der Text

hebräischer Text[2] Transkription Übersetzung[3]

1. ירחו אסף . ירחו ז
2. רע . ירחו לקש
3. ירח עצד פשת
4. ירח קצר שערם
5. ירח קצר וכל
6. ירחו זמר
7. ירח קץ
II אבי[ה]
III פניה

I 1. jrḥw ʼsp . jrḥw z
2. rʻ . jrḥw lqš
3. jrḥ ʻṣd pšt
4. jrḥ qṣr śʻrm
5. jrḥ qṣr wkl
6. jrḥw zmr
7. jrḥ qṣ
II ʼbj[h]
III pnjh

I 1. Zwei Monate der Ernte. Zwei Monate der Au2ssaat.
2. Zwei Monate der Spätsaat.
3. Ein Monat des Flachsziehens.
4. Ein Monat der Gerstenernte.
5. Ein Monat der Ernte und (ihres) Abschlusses.
6. Zwei Monate des Rebenschneidens
7. Ein Monat des Sommers.
II Abihu
III PNJH

Replikat des Gezer-Kalenders in Tell Gezer.

Kalendereinteilung

  • Einheimsung (asiph), September und Oktober.
  • Saat (zera), November und Dezember
  • Spätsaat (lakisch), Januar und Februar
  • Flachshacken (asid pischta), März
  • Gerstenernte (kesir se'ora), April
  • Übrige Ernte (kesirin kullam), Mai
  • Rebenkürzen (zamir[4]), Juni und Juli
  • Fruchtlese (kajis), August

Fachleute spekulieren über die Bedeutung des Textes. So meinen manche, es könnte sich um Aufzeichnungen eines Schülers handeln, oder um den Text eines beliebten Volksliedes oder Kinderliedes. Möglich wäre aber auch, dass es sich um ein Schriftstück handelt, das in irgendeiner Weise mit der Steuereintreibung von Bauern zu tun haben könnte.

Der Gezer-Kalender befindet sich im Archäologischen Museum Istanbul in Istanbul, zusammen mit der Schiloach-Inschrift und anderen archäologischen Entdeckungen, die vor dem Ersten Weltkrieg gemacht wurden.

Literatur

  • William Foxwell Albright: The Gezer Calendar. In: Bulletin of the American Schools of Oriental Research (BASOR) 92 (1943), S. 16–26.
  • Josef Tropper: Nominativ Dual *yariḥau im Gezer-Kalender. In: Zeitschrift für Althebraistik 6 (1993), S. 228–231.
  • Daniel Sivan: The Gezer calendar and Northwest Semitic linguistics. In: Israel Exploration Journal 48 (1998), S. 101–105.
  • Dennis Pardee: A Brief Case for Phoenician as the Language of the “Gezer Calendar”. In: Robert D. Holmstedt, Aaron Schade (Hrsg.): Linguistic Studies in Phoenician in Memory of J. Brian Peckham. Eisenbrauns, Winona Lake 2013, S. 226–246.

Weblinks

Commons: Gezer Calendar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Belege

  1. Vgl. jedoch Dennis Pardee: A Brief Case for Phoenician as the Language of the “Gezer Calendar”, in: Robert D. Holmstedt, Aaron Schade (Hrsg.): Linguistic Studies in Phoenician in Memory of J. Brian Peckham. Eisenbrauns, Winona Lake 2013, S. 226–246.
  2. Herbert Donner, Wolfgang Röllig: Kanaanäische und aramäische Inschriften. Band 1: 5. Auflage, Wiesbaden 2002, S. 43 (KAI 182).
  3. Vgl. Manfred Weippert: Historisches Textbuch zum Alten Testament. In: Grundrisse zum Alten Testament. Band 10, Göttingen 2010, S. 225–227 (HTAT 101).
  4. Verschiedene Lesungen basir mit der Bedeutung von Traubenlese sind mit den tatsächlichen Kalenderabläufen nicht in Einklang zu bringen. Es folgt zunächst die Rebenblüte, das Rebenschneiden steht nun bevor. Zabar wird in diesem Zusammenhang von den Weingärtnern als das Abschneiden von schlechten Reben gebraucht. Vgl. hierzu Gustaf Dalman: Arbeit und Sitte in Palästina, Bd. 1, Jahreslauf und Tageslauf, Bertelsmann, Gütersloh 1928, S. 7.

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