Chōchin-obake

Chōchin-obake O-Iwa-san ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) aus Katsushika Hokusais Hyakumonogatari (1826–1837)
Der Burabura, wie er bei Toriyama Sekien in Abb. 20 erscheint[1].

Der Chōchin-obake (jap. {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value); zu dt. „Papierlaternen-Geist“) ist ein fiktives Wesen des japanischen Volksglaubens. Er ist ein Yōkai, dem ein ambivalenter Charakter nachgesagt wird.

Beschreibung

Der Chōchin-obake wird als Chōchin-Laterne beschrieben, die an der Spitze eines mehr oder weniger langen Bambus-Stabes befestigt ist. Diese Laterne weist ein einzelnes Auge auf, spätere Farbholzschnitte zeigen den Chōchin-obake auch mit zwei Augen. Er besitzt außerdem eine Nase und einen großen Mund mit langer Zunge oder herauslugender Kerze. Manche Chōchin-obake haben einen einzelnen Fuß am unteren Ende ihrer Stange, mit dessen Hilfe sie sich hüpfend fortbewegen können.[2]

In seinem um 1805 veröffentlichten Werk Gazu Hyakki Tsurezure Bukuro ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) (zu dt. „Schriftrolle der einhundert Yōkai“) beschreibt Toriyama Sekien eine besondere Form des Chōchin-obake: den Burabura (jap. {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value); zu dt. „baumeln“ oder „schaukeln“). Sekien schreibt, dieser sei ein Kitsunebi (Irrlicht) in Laternengestalt und dass der Burabura in der Nähe von Bergfeldern hausen würde. Im Anschluss vermerkt Sekien, er habe sich den Burabura selbst ausgedacht.[1]

Hintergrund

Die Gestalt des Chōchin-obake geht auf die Chōchin zurück, eine traditionelle Faltlaterne aus Papier oder Seide. Sie sind zylinder- oder ballonförmig und im Inneren mit einer Kerze bestückt. Chōchin wurden Ende des 16. Jahrhunderts eingeführt; in der Edo-Zeit war es Vorschrift, dass jeder bei Einbruch der Dämmerung auf der Straße eine Laterne mit sich führen musste. Größere Exemplare standen oder hingen vor Gasthäusern, Theatern sowie Tee- und Badehäusern, besonders große Exemplare beleuchteten vor Tempeln und Schreinen Wege und Eingänge.[3]

Das Wesen Chōchin-obake gehört zu einer besonderen Gruppe der Yōkai, den Tsukumogami ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), dt. „Artefakt-Geister“): Dem japanischen Volksglauben zufolge können Haushaltsgeräte und Musikinstrumente aller Art nach Ablauf von 100 Jahren sich in Yōkai verwandeln, weil auch sie eine Seele besitzen. Auch Chōchin-obake entwickeln ein Eigenleben, wenn sie ihren „100. Geburtstag“ erreichen, in dieser Zeit zu oft ignoriert wurden und sich nutzlos vorkommen.[4] Ihr Charakter ist gemäß der Folklore davon abhängig, wie sie als Gebrauchsobjekt behandelt wurden: War der ehemalige Besitzer stets gut zu ihnen, bleibt der Burabura ihm treu und leuchtet ihm den Weg, wo immer sein Besitzer hingeht. Wurde er jedoch vernachlässigt oder sogar schlecht behandelt, hüpft er einfach davon und erschreckt ahnungslose Wanderer.[5]

Folklore

Eine bekannte Sonderform des Chōchin-obake, Chōchin O-Iwa, ist zurückzuführen auf das Kabuki-Stück Tōkaidō Yotsuya Kaidan („Geistergeschichten in Yotsuya an der Tōkai-Straße“). Eine Frau namens O-Iwa nyōbō Iemon, wird von ihrem Mann, dessen Familie und ihrer Nebenbuhlerin in den Tod getrieben. Ihr Geist erscheint in der Schlussszene des Stückes zunächst als Papierlaterne, tritt aus dieser hervor, tötet ihre Schwiegermutter und treibt ihren Ehemann, Tamiya Iemon, in den Tod.[6] Die bekannteste Darstellung aus dieser Szene stammt von Hokusai, aber auch Darstellungen z. B. von Kunisada, Kuniyoshi und Kunichika sind bekannt.

Chōchin-obake in modernen Subkulturen

In Japan erzählen viele Eltern ihren Kindern noch heute, ein Chōchin-obake würde sie nachts aus ihren Betten locken und entführen. Vermutlich soll den Kindern mit derlei Gruselgeschichten das nächtliche Herumstromern und Nicht-schlafen-wollen abgewöhnt werden.[2] Die Gestalt des Chōchin-obake ist außerdem aus dem Game-Boy-Spiel Super Mario Land 2 bekannt. Dort erscheint das Wesen in der sogenannten Pumpkin Zone (dt. „Kürbis-Zone“), wo es in der Luft schwebt und versucht, Mario mit seiner langen Zunge zu treffen.[7]

Literatur

  • Samuel L. Leiter: New Kabuki Encyclopedia. A Revised Adaptation of Kabuki-Jiten. Greenwood Press, Westport CT 1997, ISBN 0-313-29288-4.
  • Friedrich B. Schwan: Handbuch japanischer Holzschnitt. München 2003, ISBN 3-8912-9749-1.
  • Kenji Murakami: {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value). Mainichi Shinbunsha, Tokyo 2000, ISBN 9784620314280.
  • Michaela Haustein: Mythologien der Welt: Japan, Ainu, Korea. ePubli, Berlin 2011, ISBN 3844214070.
  • Tagami Kenichi, Nakamura Okutsu, Keisuke Tsusuna: {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), Kodansha, Tokyo 2006, ISBN 4062137429.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Sekien Toriyama: 百器徒然袋 (1805), Abb. 20. vergl.: Sekien Toriyama; Mamoru Takada; Atsunobu Inada; Naohi Tanaka: 画図百鬼夜行, Kokusho Kankokai, Tokio 1992, ISBN 9784336033864, S. 22.
  2. 2,0 2,1 Tagami Kenichi, Nakamura Okutsu, Keisuke Tsusuna: {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value). S. 117–118.
  3. Friedrich B. Schwan: Handbuch japanischer Holzschnitt. S. 759 f.
  4. Michaela Haustein: Mythologien der Welt. S. 53.
  5. Kenji Murakami: {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value). S. 47.
  6. Samuel L. Leiter: New Kabuki Encyclopedia. S. 651 ff.
  7. Präsentation verschiedener Yōkai in Super Mario Land 2. (Englisch); zuletzt aufgerufen am 13. Mai 2014

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