Tomba delle Olimpiadi

Blick in die Grabkammer
Die linke Wand mit einem Wagenrennen
Die rechte Wand mit Athleten
Der Phersu

Die Tomba delle Olimpiadi (deutsch „Grab der Olympischen Spiele“) ist ein ausgemaltes etruskisches Grab in der Monterozzi-Nekropole von Tarquinia in Mittelitalien. Es wurde am 26. März 1958 beraubt aufgefunden und enthielt nur noch einige Keramik aus dem ersten Jahrhundert v. Chr.[1] Da das Grab im Vorfeld der Olympischen Spiele in Rom entdeckt wurde und darin vor allem Athleten dargestellt sind, erhielt es daher seinen Namen. Die aus einem voll ausgemalten Raum bestehende Grabanlage datiert ins ausgehende sechste Jahrhundert v. Chr. Die Wandmalereien zählen zu den Höhepunkten etruskischer Malerei. Die Fresken sind aber zum Teil nicht gut erhalten, wurden deshalb von der Wand genommen und ins Archäologische Nationalmuseum von Tarquinia gebracht, wo sie heute zu sehen sind.

Die Grabkammer (mit einem Umfang von 5,35 × 3,65 × 1,75 Metern) hat geböschte Wände mit einem Giebeldach.

Rückwand

Auf der Rückwand des Grabes ist eine Scheintür dargestellt. Rechts davon sieht man eine reich gekleidete Frau, neben ihr einen nackten Tänzer. Links von der Tür waren einst drei Figuren gemalt. Sie sind jedoch nur sehr schlecht erhalten. Auf dem Giebel dieser Wand sieht man einen roten Stützpfeiler, dessen unterer Teil mit Voluten dekoriert ist. Auf beiden Seiten des Pfeilers liegen jeweils zwei Männer. An den Außenseiten sind diverse Gefäße gemalt.

Linke Wand

Die ganze linke Wand der Grabkammer wird zum großen Teil von einem Wagenrennen eingenommen. Ganz links ist ein hoher, roter Pfahl dargestellt. Es handelt sich wahrscheinlich um die meta, das Ziel oder den Wendepunkt. Links davon sind zwei nur schlecht erhaltene Boxer abgebildet. Rechts davon sieht man den Wagen des Siegers. Letzterer schaut zurück, um zu sehen, wer ihm folgt. Die Pferde sind nur schlecht erhalten. Dahinter sind drei weitere Wagen abgebildet. Der letzte Wagen hat einen Unfall. Ein Pferd liegt auf dem Boden mit den Beinen nach oben. Der Wagenlenker fliegt durch die Luft, ist aber auch nur schlecht erhalten. Die vier Wagen werden jeweils von zwei Pferden gezogen. Die Pferde sind farblich differenziert, meist in zwei Rottönen. Nur beim zweiten Wagen ist das im Hintergrund dargestellte Pferd blau gemalt.

Rechte Wand

Auf der rechten Wand des Grabes sind verschiedene nackte Athleten wiedergegeben. Darstellungen von Athleten sind nicht unüblich in etruskischen Gräbern und stellen wahrscheinlich Spiele zu Ehren der Toten dar.[2] Bemerkenswert ist die Darstellung des Diskuswerfers: Er scheint zu laufen und Schwung zu nehmen, um den Diskus zu werden. In der griechischen Welt ist dagegen immer aus dem Stand geworfen worden. Die Etrusker scheinen also diese Sportart abgewandelt zu haben.[3] Es folgt die Darstellung zweier Männer: der eine trägt eine hohe Mütze, hat einen langen Bart und ein schwarz-weiß kariertes Gewand. Vielleicht ist hier ein Phersu dargestellt. Vor ihm steht eine stark zerstörte Figur, deren Haupt vollkommen mit einer Kapuze bedeckt ist. Die Darstellung erinnert an eine vergleichbare und besser erhaltene Szene in der Tomba degli Auguri, wo dieser Mann von einem Hund angegriffen und gebissen wird.[4]

Die Darstellungen auf der Eingangswand sind stark beschädigt. Nur Reste von Figuren können ausgemacht werden, doch ist unklar, was sie machen.

Die Dekorationen der Tomba delle Olimpiadi, Tomba degli Auguri, Tomba delle Iscrizioni, Tomba del Morto, Tomba Tarantola und Tomb 5898 sind vielleicht von derselben Werkstatt ausgemalt worden.[5] Die Malereien dieser Gräber zeigen ionischen oder phokäischen Einfluss. Bemerkenswert sind die Inschriften in einigen anderen Gräbern der Gruppe, die sonst in etruskischen Malereien der archaischen Periode nicht belegt sind, sowie die Abwesenheit von Frauen in verschiedenen Gräbern der Gruppe.[6]

Einzelnachweise

  1. Renato Bartoccini, Carlo Maurilio Lerici, Mario Moretti: Tarquinia: La tomba delle Olimpiadi – Le tombeau des Olympiades – The tomb of the Olympiad – Das Grab der Olympischen Spiele. Mailand 1959, S. 49.
  2. Stephan Steingräber: Abundance of Life, Etruscan Wall Painting. Los Angeles 2006, ISBN 978-0-89236-865-5, S. 67.
  3. Gigliola Gori: Etruscan Sports and Festivals. In: Thomas F. Scanlon (Hrsg.): Sport in the Greek and Roman World. Band 2, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870377-8, S. 191.
  4. Mario Moretti, Leonard von Matt: Etruskische Malerei in Tarquinia. Köln 1974, ISBN 3-7701-0541-9, S. 36.
  5. Vgl. Stephan Steingräber: Abundance of Life, Etruscan Wall Painting. Los Angeles 2006, ISBN 978-0-89236-865-5, S. 71 und S. 92.
  6. Stephan Steingräber: Abundance of Life, Etruscan Wall Painting. Los Angeles 2006, ISBN 978-0-89236-865-5, S. 92.

Literatur

  • Renato Bartoccini, Carlo Maurilio Lerici, Mario Moretti: Tarquinia: La tomba delle Olimpiadi – Le tombeau des Olympiades – The tomb of the Olympiad – Das Grab der Olympischen Spiele. Lerici Editore, Mailand 1959.
  • Mario Moretti, Leonard von Matt: Etruskische Malerei in Tarquinia. DuMont Schauberg, Köln 1974, ISBN 3-7701-0541-9, S. 62–64 Abb. 32–35.

Koordinaten: 42° 14′ 20,3″ N, 11° 47′ 40,4″ O

Weblinks

Commons: Tomba delle Olimpiadi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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