Teutates

Rosmerta und Teutates. Museum „Saint Remi“ (Reims, Frankreich)

Teutates ist ein Gott aus der keltischen Mythologie. Er wird allgemein als eigentlicher Stammesgott (Touto-tati-s „Vater des Stammes/Volkes“) gesehen, als väterlicher Führer in Krieg und Frieden. Manchmal wird vermutet, dass Darstellungen von gallischen Kriegsgöttern mit Widderhörnern oder in Begleitung eines Ebers Teutates zeigen sollen.

Nach der Interpretatio Romana glichen die Römer die keltischen Götter und Kulte den eigenen an. Teutates steht hierbei als Beiname bei Mars und Mercurius.[1]

Es ist eine lange Reihe ähnlicher Gottheiten wie Toutais, Teutanus, Toutiorix oder Toutanos bekannt, die als Beinamen des keltischen Mars, Mercurius, Apollon und Jupiter auftauchen.

Überlieferung

Votivblech aus Barkway mit Aufschrift „Marti Toutati“

Aus Rockywood/Barkway (Grafschaft Hertfordshire) kam nebst einer bronzenen Marsstatuette ein ganzer Votivschatz von sieben dünnen, blattförmigen Silberplatten zum Vorschein, wovon die größte mit „Marti Toutati“ beschriftet ist (heute im British Museum).

In Noricum tritt Teutates auf einer in Seckau aufgefundenen Weihinschrift als Beiname des Mars Latobius auf.[2][3]

In römerzeitlichen Inschriften wird Teutates mehrmals genannt, wobei verschiedene Namensformen und Gleichsetzungen mit römischen Gottheiten vorkommen. Trotz der ähnlichen Namen sind die vier Götter nicht miteinander identisch.

Mars Toutates

Zwei Inschriften aus Britannien nennen den Mars Toutates.[4] Eine Inschrift aus Seckau in der Steiermark nennt eine ganze Reihe von Beinamen: MARTI LATOBIO MARMOGIO TOVTATI SINATI MOGENIO,[5] wobei Toutatis hier kleiner zwischen den Zeilen geschrieben ist und wahrscheinlich nachträglich hinzugefügt wurde.[6] Eine Inschrift aus Rom nennt den TOVTATI MEDVRINI,[7] eine weitere aus der Provinz Dakien nennt schließlich noch den Mars Toutaticus.[8] Der Name wird als „Volkvater“ gedeutet (< *Touto-tatis; zu air. túath; kymr. tud »Volk«). Der Name Medurinus „Richter“ wird zudem mit dem irischen Gott Midir gleichgesetzt.

Teutanus

Teutanus oder Iuppiter Teutanus war der Stammgott der spätkeltischen Eravisker, die ihr Oppidum an den südlichen Hängen des Gellértberges in Budapest besaßen. Die Römer nannten diesen Berg wahrscheinlich Mons Teutanus.[9] Die Eravisker widmeten Iuppiter Optimus Maximus Teutanus Conservator und der Iuno Regina („Königin Iuno“) jedes Jahr am 11. Juni eine Inschrift.[10] Der Name Teutanus bedeutet König; entsprechend der germanischen Sprache: got. þiudans, an. þjóðann „König, Herrscher“. Viele Forscher haben in der Vergangenheit den Namen Teutanus als epichorischen (lokalen) Gottesnamen verstanden und ihn mit dem gallischen Toutates gleichgesetzt. Dieser Ansatz ist heute umstritten.[11]

Mercurius Toutenus

Die Vangionen verehrten den Mercurius Toutenus, wie zwei Inschriften zeigen.[12]

Apollo Toutiorix

Eine Inschrift aus Wiesbaden (Aquae Mattiacorum), einem römischen Heilbad und Kurort, ist dem Apollo Toutiorix gewidmet.[13] Der Name kann zwar als „Volkskönig“ gedeutet werden (von urkeltisch *toutā „Volk, Stamm“), da aber der gallische Apollo der Gott der Heilbäder war, könnte auch eine Übersetzung als „Heilerkönig“ möglich sein. Dazu passt auch die Widmung an Apollo Virotutis „Männerheiler“ aus Savoyen.[14]

Verehrung

Marcus Annaeus Lucanus (39–65) nennt in seiner Pharsalia drei gallische Götter – Teutates, Esus und Taranis – die durch Menschenopfer versöhnt werden müssen.[15] Der bekannteste Kommentar dazu sind die Berner Lukan-Scholien.

Der Hauptkommentator dieser Scholien bestätigt, dass es sich um Teutates/Mercurius handelt. Für ihn muss ein Mensch mit dem Kopf voran bis zum Ersticken in einen vollen Kessel gehalten werden. Eine spätere Hand fügte hinzu, dass Teutates/Mars „mit schrecklichem Blut“ besänftigt werde, weil Kämpfe durch Eingebung ebendieser Gottheit zustande kämen.[16]

Diese unterschiedliche Gleichsetzung von Teutates mit Mars oder Mercurius ist in der Interpretatio Gallica häufig zu finden, da es eine deckungsgleiche Verbindung zwischen gallisch/keltischen und griechisch/römischen Göttern nicht gibt. Die klassischen antiken Autoren einerseits und die Gallier andrerseits suchen den gemeinsamen Nenner der Gottheiten, der in diesem Falle in der Fruchtbarkeits- und Wohlstandskomponente beider römischer Gottheiten zu finden war.[17]

Trivia

In jüngerer Zeit ist Teutates vor allem durch den Ausruf „Beim Teutates!“ der Gallier aus Asterix-Comics bekannt.

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
  • Sylvia und Paul F. Botheroyd: Lexikon der keltischen Mythologie. Tosa Verlag, Wien 2004.
  • Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur (= Kröners Taschenausgabe. Band 466). Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5.
  • Endre Tóth: Die Juppiter Teutanus-Altäre. In: Bölcske. Römische Inschriften und Funde. Ungarisches Nationalmuseum. Budapest 2003.

Einzelnachweise

  1. Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 553, 599.
  2. Peter Scherrer: Taranis im Donauraum? - Überlegungen zu lokalen Gottheiten im Noricum und Pannonien, S. 95
  3. Suchergebnis von Teutates von www.arbre-celtique.com
  4. The Roman Inscriptions of Britain (RIB) 219 und AE 2001, 1298 aus Benwell (Condercum): Marti / Toutati / s(acrum) Vinoma / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)
  5. CIL III, 5320 Marti / Latobio / Marmogio / Toutati / Sinati Mog/[e]tio C(aius) Val(erius) / [V]alerinus / ex voto
  6. Epigraphische Datenbank Heidelberg, Kommentar zur Inschrift CIL 03, 05320
  7. CIL VI, 31182 Petiganus / Placidus / Toutati / Medurini / votum sol/vet(!) anni/versarium
  8. AE 2004, 1204 Marti / Toutatico / C(aius) Valerius / Hermes pro / salute sua / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)
  9. Zsolt Mráv: Castellum contra Tautantum. Zur Identifizierung einer spätrömischen Festung. In: Ádám Szabó, Endre Tóth (Hrsg.): Bölcske. Römische Inschriften und Funde – In memoriam Sándor Soproni (1926-1995) Libelli archaeologici Ser. Nov. No. II. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest 2003, ISBN 963-9046-83-9, S. 354.
  10. Wolfgang Meid: Keltische Personennamen in Pannonien. In: Archaeolingua 20. Budapest 2005. S. 57.
  11. Endre Tóth: Die Juppiter Teutanus-Altäre. In: Bölcske. Römische Inschriften und Funde. Ungarisches Nationalmuseum. Budapest 2003. S. 402 ff.
  12. CIL XIII, 6122 aus Homburg: Mercur(io) / IOTOUVI[1]E / [3]OEIRNV / OAIRONIS ; AE 1927, 70 aus Bingen (Bingium): Merc[urio] / Tou[teno] / temp[lum] / cum [signo] / et orn[amentis] / Virili[s pos(uit)] / v(otum) s(olvit) [l(ibens) l(aetus) m(erito)].
  13. CIL XIII, 7564 In h(onorem) d(omus) d(ivinae) / Apollini Tou/tiorigi / L(ucius) Marinius / Marinia/nus |(centurio) leg(ionis) VII / Gem(inae) [[Alexan]]/[[d[r]ianae]] vo/ti compos
  14. CIL XII, 2525 aus Annecy (Boutae): Apoll(ini) / Virotuti / T(itus) Rutil(ius) Buricus / [
  15. M. Annaeus Lucanus, Pharsalia 1, 444–446.
  16. Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 552 f, 800.
  17. Sylvia und Paul F. Botheroyd: Lexikon der keltischen Mythologie. S. 326 f. (gesamtes Kapitel „Menschenopfer“)

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