Schloss Mörsburg

Schloss Mörsburg

Die Mörsburg von Süden

Alternativname(n) Mörsberg
Staat Schweiz (CH)
Ort Winterthur
Entstehungszeit 10. Jahrhundert
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Erhalten
Bauweise Mauerwerk aus Findlingen
Geographische Lage 47° 32′ N, 8° 46′ OKoordinaten: 47° 32′ 23,1″ N, 8° 46′ 7,9″ O; CH1903: 700150 / 266296
Höhenlage 511 m ü. M.
Schloss Mörsburg (Kanton Zürich)

Die Mörsburg (oder Mörsberg) liegt nordöstlich von Winterthur im schweizerischen Kanton Zürich. Sie ist im Besitz der Stadt Winterthur und als Kulturgut von nationaler Bedeutung eingestuft.[1]

Lage

Die Mörsburg von der Kyburg aus gesehen

Die Mörsburg oder Mörsberg, wie sie im Mittelalter genannt wurde, liegt auf 511 Meter Höhe auf dem südlichen Ausläufer eines Höhenzuges, der Winterthur vom Thurtal trennt auf dem Gebiet des Winterthurer Quartiers und Aussenwacht Stadel. Zur Kyburg (9 Kilometer entfernt) und zum Schloss Hegi (3 Kilometer) besteht Sichtverbindung. Früher führte der alte Verkehrsweg nach Pfyn in der Nähe vorbei.

Geschichte

Zeichnung von Johann Ulrich Schellenberg, 1750
Die Mörsburg auf der Karte von Jos Murer, 1566

Über die Erbauer der Mörsburg ist nichts bekannt. Denkbar ist, dass an der Stelle des heutigen Wohnturmes bereits im 10. Jahrhundert eine Holzburg stand.

Vermutlich wurde der Wohnturm im ausgehenden 10. Jahrhundert durch die Herren bzw. Grafen von Winterthur an Stelle einer älteren Anlage erstellt. Nach 1027 gelangte die Burg an die Grafen von Nellenburg. 1111 ist als Besitzer Graf Adalbert von Mörsberg bezeugt. Er war verheiratet mit Mathilde von Nellenburg und übernahm den Namen von deren Stammburg Mörsberg (heute Morimont, Oberlarg)[2]. Nach 1125 kam die Anlage durch die Heirat von Adalberts Tochter Mechthild mit Adalbert I. von Dillingen – Kyburg an die Kyburger. Hartmann IV. von Kyburg baute sie um 1250 zur Burg aus. Hartmann IV., der letzte männliche Vertreter der Kyburger verstarb am 27. November 1264 auf der Mörsburg.

Seine Erbin war Margaretha von Savoyen. Nach ihrem Tod gelangte die Burg 1273 an Rudolf von Habsburg, der sie als Lehen an die Meier von Oberwinterthur weitergab, die sich fortan Meier von Mörsberg nannten. Die Tochter des letzten Meiers heiratete um 1360 den Grafen Egbrecht III. von Goldenberg, dessen Vater österreichischer Vogt auf der Kyburg war. Bis 1569 blieb die Mörsburg im Besitz der Goldenberger, dann kam sie an seine Schwiegersöhne Hans Ulrich Stockar zu Schwandegg und Max Blarer von Wartensee. Dieser verkaufte sie 1598 an die Stadt Winterthur, die das Gebäude bis 1798 als Sitz des Ammans nutzte. 1799 fanden in der Umgebung der Burg schwere Kämpfe zwischen Franzosen, Österreichern und Russen statt, die an der Burg schwere Schäden hinterliessen. Zudem wurde die Innenausstattung entfernt.

Nach 1841 stand die Mörsburg für sechzig Jahre leer. Dann richtete sich der Historisch-Antiquarische Verein Winterthur (heute: Historischer Verein Winterthur; Namensänderung 26. April 1974[3]) darin ein, der die Burg seither als Museum nutzt.

Bis 2000 lebte der Schlosswart in einer Wohnung im 3. Geschoss der Burg. Seit Juni 2016 wird die Mörsburg durch das benachbarte Gasthaus und Restaurant Schlosshalde betreut.

Baugeschichte

Plan

Die ältesten nachweisbaren Holzspuren reichen in die Zeit um 1100 zurück, die ältesten noch erhaltenen Bauteile stammen aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Grosse Um- und Erweiterungsbauten erfolgten unter Hartmann IV. von Kyburg, der die Burg durch eine Vorburg auf den südlichen Terrassen erweiterte, die 1253 erwähnt wird.

Der bestehende Vorgängerbau wurde vermutlich durch Adalbert von Mörsburg mit mächtigen Findlingen durch eine Ummantelung U-förmig verstärkt, die sich gegen den Garten hin öffnet. Die Verstärkungsmauer führt nach Süden noch etwa fünf Meter über den eigentlichen Kern hinaus. Durch die Verbindung der beiden Enden entstand das zwingerartige Treppenhaus, das zuerst offen stand und später überdacht wurde.

Zudem wurde ein drittes Obergeschoss auf den Turm gesetzt. Auffallend ist, dass das Mauerwerk aus Findlingen erst etwa zwei Meter über dem Erdboden einsetzt. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die ursprüngliche Motte abgetragen wurde, wodurch das Fundament sichtbar wurde. Der quadratische Grundriss beträgt rund 16 Meter, die Mauerdicke fast 5 Meter.

In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurden unter den Kyburgern umfangreiche Bauarbeiten vorgenommen. Auf der Südseite wird 1253 eine Vorburg erwähnt, auch ein Ritterhaus scheint gebaut worden zu sein. Zudem entstand eine frühgotische mit Kreuzrippengewölben überdachte Kapelle, die direkt auf dem alten Mauerkranz aufliegt. Die Ähnlichkeiten in der Ausführung der Kapitelle mit Kapitellen aus der Kathedrale St. Pierre in Genf ist auf Hartmanns Gattin Margaretha von Savoyen zurückzuführen.

Ebenfalls im 13. Jahrhundert erreichte die Anlage ihre grösste Ausdehnung, als eine Ringmauer die beiden südlichen Terrassen umfasste. Innerhalb der Mauern standen mehrere Wohn- und Ökonomiebauten. Die letzten Bestandteile der grossen Wehranlage und das Ritterhaus wurden spätestens in den Appenzellerkriegen im 15. Jahrhundert bis auf den bestehenden Turm zerstört.

Aus der Zeit der Goldenberger stammt das Fachwerkgeschoss, das vierte Obergeschoss des Turmes mit dem grossen und dem kleinen Saal. Ein dreigeschossiger Vorbau beherbergt die Treppenanlage.

1931 wurde die Burg unter der Leitung des Architekten J. N. Bürkel umfassend renoviert. 1973/74 wurde das Innere erneut überholt.

Museum

Garten und Reste der Vorburg
  • Der Garten im Süden der Anlage zeigt die 1979 und 1980 ausgegrabenen und gesicherten Mauerzüge.
  • Keller: Weinfässer, eine kleine Trotte und zwei alte Wirtshausschilder
  • 1. Stock: Ofenkeramik, Bücher und die Waffensammlung des Obersten von Clavis
  • 2. Stock: Gegenstände aus der Geschichte der Feuerwehr und Turmuhren. Der Hauptraum zeigt die Ausstellung „Adel und Burgenbau“
  • 3. Stock: frühgotische Kapelle nach französischem Vorbild
  • 4. Stock: der grosse Festsaal von 1735 sowie der keine Saal mit dem ältesten vollständigen Turmofen von Ludwig Pfau I. Der würfelförmige Ofen im selben Raum stammt von Heinrich Pfau (1598–1673)

Varia

  • Die Mörsburg ist ein Sagenort des Goldenen Kegelspiels (wobei das Goldene Kegelspiel jeweils ein Schatz sein soll). Gemäss der Sage soll in einem unterirdischen Gang eine junge Frau sitzen, zu deren Füssen der Schatz ist. Sie wird von einem schwarzen Hund bewacht und wartet auf einen Jüngling, der sie mit drei Küssen erlöst und zusammen mit dem Schatz nach Hause nimmt.

Literatur

  • Fritz Hauswirth, Heiner Frei: Burgen und Schlösser in der Schweiz. Band 4. Neptun, Kreuzlingen, 1972 (DNB 366135201).
  • Werner Meyer (Red.): Burgen der Schweiz. Band 5. Silva, Zürich, 1983 (DNB 989921395).
  • Schweizerischer Kunstführer: Schlösser Wülflingen, Hegi und Mörsburg bei Winterthur; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 1974 (DNB 99465684X).
  • Werner Wild: Die Mörsburg – eine Residenz und ein Witwensitz. In: Peter Niederhäuser (Hrsg.): Die Grafen von Kyburg. Eine Adelsgeschichte mit Brüchen. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich, MAGZ, Zürich 2015, S. 163 ff.
  • Alfred Büttikofer: Die Mörsburg – Vom Herrschaftssitz zum "Lustort". Ein Winterthurer Kronjuwel seit 1598. In: Jahrbuch Winterthur 1998, ISSN 1422-0725 Stiftung Edition Winterthur. S. 84 ff.
  • Heinz Pantli: Die Mörsburg – Neue Einsichten in eine alte Geschichte. In: Jahrbuch Winterthur 1998, ISSN 1422-0725 Stiftung Edition Winterthur. S. 96 ff.
  • Winterthur, Schloss Mörsburg. Zürcher Denkmalpflege. 22. Bericht 2013–2014. S. 258 ff.

Weblinks

Commons: Schloss Mörsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Schlossmuseum Mörsburg
  • Schloss Mörsburg im Winterthur Glossar.
  • Burgenwelt: Mörsburg

Einzelnachweise

  1. Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton ZH. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2022, abgerufen am 23. Januar 2022 (PDF; 397 kB, 33 S., Revision KGS-Inventar 2021).
  2. im Oberelsass. ART-Dok
  3. Walter Imhoof: 100 Jahre Historisch-antiquarischer Verein Winterthur, 1874-1974. S. 62–63.

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