Hludana

Hludana (inschriftlich Dea Hludana) ist der Name einer germanischen Göttin, die durch fünf Weiheinschriften aus dem 2. und 3. Jahrhundert belegt ist.

Reinhard Wenskus und Maurits Gysseling verbinden das belgische Lanaken, bei dem sich eine der ältesten merowingischen Reihengräberkulturen befindet, sowohl ethnografisch als auch etymologisch mit Hludanas Wirkungsbereich oder Kultstätte. Gysseling erkennt in dem 1106 als Lodenaken beurkundeten Ort nordwestlich von Maastricht die originäre Überlieferungsform *Hludiniacas.[1] Wenskus sieht mit der altnordischen Bezeichnung Hlǫðyn für diese Gottheit auch eine Übertragungsmöglichkeit auf den Namen und Wirkungsraum des Frankenkönigs Chlodio, altnordisch Hlǫðr.[2] Für das vom fränkischen Geschichtsschreiber Gregor von Tours als Chlodios Sitz überlieferte Dispargum castrum macht Wenskus insoweit auch das in der Gemarkung Lanakens befindliche Doesberg interpretierbar, welches 1145 in monte Dusenberg beurkundet wurde.

Inschriften

Der Großteil der Inschriften kommt aus dem niederrheinischen Gebiet der römischen Provinz der Germania inferior.

  • Birten bei Xanten (CIL 13, 8611)[3]
  • Holdoorn bei Nijmegen (CIL 13, 8723)[4]
  • Monterberg bei Kalkar (CIL 13, 8661)[5]
  • Iversheim bei Münstereifel (CIL 13, 7944)[6]
  • Beetgum in Friesland (CIL 13, 8830)[7]

Literatur

  • Heinrich Beck: Hludana-Hlǫðyn. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 14, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016423-X, S. 644 f.
  • Siegfried Gutenbrunner: Germanische Götternamen der antiken Inschriften. Niemeyer, Halle/S. 1936, S. 83–87.
  • Johann Baptist Keune: Hludana. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VIII,2, Stuttgart 1913, Sp. 2128 (Digitalisat).
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X, S. 196–197.
  • Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. Band 2, de Gruyter, Berlin/New York 3. unveränd. Auflage (Fotomechanischer Nachdruck der 2. völlig neu bearbeiteten Auflage 1957), Reprint 2010, ISBN 978-3-11-002807-2, S. 321–322.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Maurits Gysseling: Toponymisch Woordenboek van België, Nederland, Luxemburg, Noord-Frankrijk en West-Duitsland (vóór 1226), Brüssel 1960, S. 590.
  2. Reinhard Wenskus: Religion arbâtardi. Materialien zum Synkretismus in der vorchristlichen politischen Theologie der Franken. In: Iconologia Sacra (hrsg. Hagen Keller, Nikolaus Staubach), Bd. 23, Walter de Gruyter 1994, S. 182f.
  3. CIL 13, 8611
  4. CIL 13, 8723
  5. CIL 13, 8661
  6. CIL 13, 7944
  7. CIL 13, 8830

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