Altava

Nordafrika 533 – ca. 645

Altava war eine Stadt in der römischen Provinz Mauretania Caesariensis und wurde nach der Einfall der Vandalen ca. 430 n. Chr. Hauptstadt eines römisch-berberischen Kleinstaates. Der Ort befindet sich heute im Gebiet der Stadt Ouled Mimoun im Nordwesten Algeriens, in der Provinz Tlemcen.

Geschichte

Altava ging vermutlich auf eine berberische Siedlung zurück und wurde später durch die Punier kontrolliert.[1] Im späten 2. und frühen 3. Jahrhundert n. Chr. wurde die römische Grenze in der Mauretania Caesariensis weit nach Süden vorgeschoben und zur Sicherung des Eroberten ein Verteidigungssystem errichtet, das entlang einer neu angelegten Straße namens nova praetentura verlief und in das auch Altava mit einbezogen wurde. Damit wurde Altava Teil des römischen Reiches, behielt aber bis weit ins 4. Jahrhundert seine spezifischen Traditionen bei, so etwa besondere lokale Ämter und Titel, die durch zahlreiche diverse lateinische Inschriften bekannt sind.[2]

Nachdem die Vandalen im Zuge der Völkerwanderung 435/39 in der Provinz Africa (Nordafrika) ihr Reich gründeten, gerieten nicht alle römischen Gebiete unter vandalische Herrschaft. Etliche Regionen in Mauretanien und Numidien setzten ihre römisch-berberische Koexistenz fort und überdauerten als Restgebiete römischer Herrschaft auch das Ende des Weströmischen Reiches 476, ähnlich wie die Gebiete des Julius Nepos in Dalmatien und des Syagrius in Gallien. So wurde Altava zu Beginn des 6. Jahrhunderts Residenz eines Königs namens Masuna, der sich auf einer Inschrift als „König der Mauren und Römer“ bezeichnen ließ (rex gentium Maurorum et Romanorum;[3] siehe auch Masties).

Als das Vandalenreich 533 zerschlagen wurde und die byzantinische Herrschaft in Nordafrika begann, war die Kleinstaaterei in Nordafrika so weit etabliert, dass die örtlichen Machthaber nicht bereit waren, sich dem byzantinischen Kaiser zu unterwerfen. Dies galt auch für das Reich von Altava. Vermutlich wurden Aufstände von Vandalen und byzantinischen Soldaten unter Stotzas von Altava aus unterstützt. Letztmals wurde das Reich von Altava im Zusammenhang mit einem Feldzug des Gennadios, magister militum per Africam, erwähnt, der 578 Garmules, den Herrscher von Altava besiegte und dessen Kleinreich möglicherweise dem byzantinischen Reich einverleibte. Denkbar ist aber auch, dass das Reich von Altava bis zur Eroberung durch die Araber um 700 fortdauerte.

Altava war seit der Spätantike Bischofssitz, darauf geht das Titularbistum Altava zurück.

Literatur

  • Jean Marcillet-Jaubert: Les inscriptions d'Altava (= Annales de la Faculté des Lettres d'Aix N.S. 65). Ophrys, Aix-en-Provence 1969.
  • Claude Lepelley: Les cités de l'Afrique romaine au Bas-Empire. Band 2: Notices d'histoire municipale. Etudes Augustiennes, Paris 1981, ISBN 2-85121-032-7, S. 522–534.
  • Andy H. Merrills (Hrsg.): Vandals, Romans and Berbers. New Perspectives on Late Antique North Africa. Aldershot 2004.

Anmerkungen

  1. Werner Huß: Altava. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 1, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01471-1, Sp. 556.
  2. Christian Witschel: Zur Situation im römischen Africa während des 3. Jhs. n. Chr. In: Klaus-Peter Johne, Thomas Gerhardt, Udo Hartmann (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. und ihre Rezeption in der Neuzeit. Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08941-1, S. 145–221, hier S. 192.
  3. AE 1998, 1595

Koordinaten: 34° 53′ 11″ N, 1° 1′ 29,2″ W

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