Fundort: Regourdou, Montignac, Dordogne, Frankreich
Spezies: Homo neanderthalensis
Geschätztes Alter: 70.000 Jahre
Kultur: Moustérien
Koordinaten: 45.055279° N, 1.179167° E

Le Régourdou ist eine eingestürzte Höhle bei Montignac im französischen Département Dordogne nahe Lascaux. In der Nähe befindet sich ein Museum und ein Bärenpark. Bekannt wurde die Höhle durch den Fund eines Neandertalers, der offensichtlich bestattet wurde.

In Frankreich nennt man sie Gisement Régourdou, denn es gibt eigentlich keine Höhle. Le Régourdou ist eine riesige kollabierte Doline mit einer Tiefe von 35 Metern. Der Name geht auf den gleichnamigen Hof Régourdou zurück, auf dem sie sich befindet. Nur 800 Meter weiter liegt auf dem gleichen Hügel die berühmte Höhle von Lascaux.

Kleine Fundgeschichte

Régourdou wurde im Jahre 1954 von Roger Constant entdeckt, als die Höhle unter seinem Hinterhof einstürzte. Constant war überzeugt, einen noch unbekannten Eingang in die Höhle von Lascaux gefunden zu haben. Er fing an, den Schutt des Einsturzes beiseite zu räumen um die Höhle betreten zu können. Auf seinem Privatgrundstück konnte er fast unbemerkt arbeiten und entdeckte zahlreiche Steinwerkzeuge und andere Artefakte.

Régourdou Höhle in Montignac, Dordogne, in der Nähe der Lascaux Höhle. Hier fand man 1957 zusammen mit Bärenknochen das Skelett eines Neandertalers, der vor ca. 70.000 Jahren lebte.

Dann, nach drei Jahren Arbeit, entdeckte er am 22. Septermber 1957 den Unterkiefer eines Neandertalers. Der Bedeutung seines Fundes bewußt, suchte er das örtliche Rathaus auf, um eine offizielle Grabungsgenehmigung zu erhalten, die ihm auch zunächst gewährt wurde. Allerdings wurde die Genehmigung schnell widerrufen, als auch den Offiziellen die Bedeutung von Constants Entdeckung klar wurde. Die herbeigerufenen Archäologen forderten Constant auf, seine Grabungen sofort einzustellen und brachten - um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen - auch die Polizei mit, nur für den Fall, dass er sich weigern würde. Offensichtlich gab es einigen Streit darüber, wer was tun darf. Schließlich einigte man sich darauf, dass die Archäologen auf Constants Grundstück graben durften und Constant wurde es erlaubt, seine Arbeit in einem anderen Teil der Doline fortzusetzen.

Im Jahr 1970 begann Constant in einem tiefen Schacht zu arbeiten, bis er schließlich eine Tiefe von 35 Metern erreichte, wo er marine Fossilien aus dem Mesozoikum entdeckte. Außerdem stieß er auf Ablagerungen von Ocker, die von Monique Peytral später verwendet wurden, um die Reproduktionen von Lascaux II naturgetreu zu gestalten. 1993 beendete Constant seine Ausgrabungen, als die Fundstelle zum Monument Historique erklärt wurde.

Heute ist das Haus von Roger Constant ein Museum. Es zeigt alle Funde, die er in seiner Doline machte. Dazu gehört auch eine hochwertige Replik des Kiefers, den er entdeckte. Von den zahlreichen Überresten des Braunbären war er so beeindruckt, dass er am Fundort einen kleinen Zoo mit diesen Tieren errichtete.

Eine Verbindung zu Lascaux hat er nie entdeckt.

Der Neandertaler von Le Régourdou

Die Archäologen Eugène Bonifay und B. Vandermeersch führten zwischen 1961 und 1965 Grabungen durch, in deren Verlauf Artefakte des Moustérien ans Licht kamen, und zwar des Quina-Typs, die durch Schaber mit schuppiger Retuschierung charakterisiert sind.

Der wichtigste Fund ist jedoch die Gabstätte eines Neandertalers, die mit einer 850 kg schweren Steinplatte abgedeckt war. Das Skelett lag auf der linken Seite, die Knie waren angezogen und die Hände wurden von den Bestattern an den Kopf gelegt, der in Richtung Norden zeigte. Der Schädel ist nicht mehr erhalten, nur der Unterkiefer mit sämtlichen Zähnen.

Die Grabstätte ist außergewöhnlich, da in ihr das fast vollständige Skelett eines Neandertalers bestattet wurde. Es befindet sich heute im im Musée d'Art et d'Archeologie du Périgord.

Die Arbeit von Eugène Bonifay brachte auch Strukturen wie Gruben und Steinhaufen hervor, die tierische Überreste enthielten, vor allem Knochen von Braunbären. Zur Zeit der Ausgrabungen ging man noch davon aus, dass die merkwürdigen Strukturen auf ein Ritual oder einen Bärenkult der Neandertaler hinweisen. Heute glaubt man eher, dass sie natürlichen Ursprungs sind und lediglich von Bären stammen, die in der Höhle ihren Winterschlaf hielten.

Weblink: http://donsmaps.com/regourdou.html mit vielen Abbildungen


Literatur

  • Bonifay, E. 1965. Un ensemble rituel moustérien à la grotte du Régourdou (Montignac, Dordogne). Actes du IVème Congrès de l'UISPP, Rome, vol. II, pp. 136-140.

Koordinaten von fossilized.org

1 Fundstücke
Nachfolgende Fotos © Human Evolution Research Center, (US-Lizenz Fair Use)


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