Etrusker

Völker auf der Italienischen Halbinsel zu Beginn der Eisenzeit
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  • Die Etrusker (lateinisch Etrusci, {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) „Tusker“; {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)Tyrsener“, {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) „Tyrrhener“), veraltet auch Etrurier,[1] waren ein antikes Volk in Etrurien, das im nördlichen Mittelitalien im Raum der heutigen Regionen Toskana, Umbrien und Latium lebte und laut Dionysios von Halikarnassos sich selbst Rasenna[2] nannte.

    Die etruskische Kultur ist in diesem Gebiet zwischen 800 v. Chr. und der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. nachweisbar. Nach der Eroberung durch die Römer (300 bis 90 v. Chr.) gingen die Etrusker weitgehend in der Kultur des Römischen Reichs auf. Doch berichtet noch Prokop im 6. Jahrhundert n. Chr. von Etruskern unter seinen Zeitgenossen. Mit der Erforschung der etruskischen Geschichte, Sprache und Kultur beschäftigt sich die Etruskologie.

    Die Villanova-Kultur

    Urne und Fibeln der Villanova-Kultur,
    Museo Etrusco Guarnacci, Volterra

    Seit etwa 1000 v. Chr. blühte im Raum um Bologna die eisenzeitliche Villanova-Kultur, die vor allem durch ihre Friedhöfe bekannt ist. Die Menschen, die ihr angehörten, verbrannten ihre Toten und bestatteten die Asche in hohen Urnen, die oftmals einen helmartigen Deckel hatten. Die Urnen waren mit geometrischen Motiven dekoriert, daneben gab es Hausurnen, die Wohnbauten kopierten. Typische Grabbeigaben waren Fibeln und Waffen. Im Laufe der Zeit griff diese Kultur auch in den Raum der Toskana über. Zu beobachten sind starke Veränderungen ab etwa 750 v. Chr.: Es gab immer mehr Nekropolen, was auf Bevölkerungswachstum schließen lässt. In den Gräbern dieser Zeit finden sich vermehrt Importe, vor allem auch aus Griechenland; außerdem wurden die Gräber zunehmend reicher ausgestattet, was auf wachsenden Wohlstand hindeutet. Eine weitere bemerkenswerte Veränderung war die Einführung der Körperbestattung, die die Urnen verdrängte. Mit diesen Veränderungen entstand die Kultur der Etrusker, wobei ihre Herkunft in der Forschung heftig diskutiert wird.

    Theorien über die Herkunft

    Etruskerin, Terrakottafigur
    Ehegatten-Sarkophag, Banditaccia-Nekropole (heute in der Villa Giulia Rom)
    Herrschaftsgebiet der Etrusker

    Die etruskische Kultur hat sich wohl erst auf dem Boden Etruriens entwickelt. Jedoch ist unklar, ob die Bevölkerungsmehrheit erst unmittelbar vor Entstehen dieser Kultur eingewandert ist. Ebenso wenig konnte sicher geklärt werden, woher die etruskische Sprache stammt. Schon im Altertum wurden zu diesen Fragen zwei Hypothesen vertreten.

    Einwanderungstheorie

    Laut der durch vielfältige Gen-Analysen widerlegten Einwanderungstheorie kamen die Etrusker vom kleinasiatischen Lydien (Herodot) um 1000 v. Chr. in die heutige Toskana. Als Indiz dafür galt die Verwandtschaft des Etruskischen mit einer auf Lemnos gefundenen, dem Frühetruskischen nahestehenden Inschrift in lemnischer Sprache sowie Parallelen zum Lydischen.[3] Auch die künstlerische Entwicklung im frühen ersten Jahrtausend im orientalisierenden Stil zeigt erstaunliche Parallelen zum lydischen Raum. Eine Studie des Erbguts toskanischer Rinder zeigte, dass sie einst aus Kleinasien eingeführt wurden.[4]

    Auch Genforschungen der Universität Turin legten eine Herkunft aus dem antiken Lydien nahe (Alberto Piazza u. a., 2007).[5][6][7] Nach Guido Barbujani sollen Erbgut-Vergleiche ergeben haben, dass ein Drittel der mitochondrialen Allele denen der anatolischen Bevölkerung entspreche und nicht der italischen.[8][9] Zudem bestehe ein homogenes Gen-Kontinuum in der geografischen Verteilung und im Zeitverlauf vom 7. zum 2. Jahrhundert v. Chr. Dieses sei einheitlicher als das der heutigen italienischen oder europäischen Bevölkerung, so dass es zumindest in der sozialen Oberschicht kaum zu Vermischungen kam.[3]

    Autochthone Theorie

    Die autochthone Theorie sieht die etruskische Kultur in Mittelitalien als Nachfolger der Villanovakultur.[10] Die etruskische Sprache wäre als vorindogermanische Sprache durch die recht späte Einwanderung indogermanischer Italiker auf die italienische Halbinsel isoliert worden. Die kulturelle Blüte der Etrusker sei Folge der Einbindung der Toskana in den Handel im Mittelmeerraum durch Phönizier und Griechen im frühen 8. Jahrhundert v. Chr. Der Abbau reicher Erzvorkommen ermöglichte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Theorie wird durch den nahtlosen Übergang der Villanova-Kultur in die etruskische Kultur vor allem im Norden, z. B. in Felsina (heute Bologna), unterstützt. Um die Zeitenwende vertrat Dionysios von Halikarnassos jene Theorie.

    Analysen von Knochen und Zähnen aus zwölf Fundorten im Etrusker-Gebiet ab 800 v. Chr. belegen von 48 Personen 40 klare Gen-Übereinstimmungen mit heutigen Spaniern. Die Etrusker kamen mehrheitlich nicht aus Lydien. Ihr Gen-Profil teilten sie mit benachbarten Latinern aus Rom und Umgebung. Große Erbgutteile stammen von Steppenvölkern, die Italien und weite Teile Europas in der Bronzezeit erreichten.[11]

    Synthese

    Die heutige Etruskologie geht von einer altmediterranen Volksschicht aus, die bis um 1000 v. Chr. eine sesshafte Bauernkultur entwickelte und in die Fremde vom Osten (phönizische Seefahrer) sowie indogermanische Italiker eindrangen. Dadurch entstand die Villanova-Kultur. Hinzu kam eine sehr dünne Schicht von Einwanderern aus Kleinasien (Tyrrhener). Aus der Vermischung mit der lokalen Bevölkerung entwickelte sich die etruskische Kultur.

    Geschichte

    Etruskische Nekropole in Norchia

    Überblick

    Die ersten Grabfunde stammen aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. Es sind steinerne Urnenbehälter in Pozzo-Gräbern (kleinen Erdeintiefungen), die belegen, dass die Protoetrusker ursprünglich die Feuerbestattung pflegten. Ab dem 8. Jahrhundert entstand das sogenannte Fossagrab, eine Mulde, in die der intakte Körper gelegt und die mit einer Platte verschlossen wurde. Um 750 v. Chr. entwickelte sich die etruskische Seeherrschaft über das Tyrrhenische Meer. Dabei ging die Entwicklung vor allem von den Städten im südlichen Etrurien aus. Um 600 v. Chr. waren die Etrusker auf der Höhe ihrer Macht angelangt. Sie beherrschten zusammen mit den verbündeten Karthagern das westliche Mittelmeer und expandierten sowohl nach Süden bis in die Gegend des heutigen Kampanien (Salerno) wie nach Norden in die Poebene (Bologna).

    Die Städte waren in einem losen Städtebund (Zwölfstädtebund) zusammengeschlossen, der vor allem religiösen, weniger aber politischen Charakter hatte. Religiöses Zentrum war das bei Orvieto oder Bolsena gelegene Fanum Voltumnae. Einen etruskischen Zentralstaat gab es nicht. Die Etrusker beherrschten auch Rom (der Name Roma ist vermutlich von einem etruskischen Geschlecht, den Rumlna, latinisiert Romilii, abgeleitet). Die Herrschaftsform in den Städten war monarchisch. In lateinischer Umschrift bezeichnete lucumo den etruskischen König einer Stadt. Ansonsten ist nur wenig über die inneren Verhältnisse bekannt, auch wenn viele etruskische Elemente von den Römern übernommen wurden. Dazu zählen unter anderem die Purpurtunika und der Purpurmantel, die Rutenbündel mit Beil (fasces) und die Vorzeichenschau (vor allem aus der Vogelschau). Wahrscheinlich lebte der Großteil der Bevölkerung in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zum Adel. Außergewöhnlich war die Stellung der Frau, der ein recht hohes Maß an Prestige zukam.

    In Küstennähe und im Süden Etruriens waren die wichtigsten Zentren der etruskischen Kultur: Pupluna (Populonia) mit der Verhüttung des Eisenerzes der Insel Elba, Tarquinia mit der Bronzeverarbeitung, Caere (Cerveteri), das die Kupfer-, Eisen- und Bleigruben der Tolfaberge ausnutzte, Vulci und schließlich Veji im südlichen Landesinneren. Im Norden und im Landesinneren entwickelten sich Cortona, Arezzo, Perugia, Chiusi und Volterra zu wichtigen Zentren. Dabei waren hier vor allem die Metallverarbeitung, die Keramikproduktion und wohl auch die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse vorherrschend. In kultureller Hinsicht gab es trotz verschiedener militärischer Konflikte auch einen sehr fruchtbaren Austausch mit der griechischen Welt. So war die etruskische Kunst von der griechischen beeinflusst.

    Seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. gab es Bestrebungen von Seiten der Etrusker, sich nach Norden und Süden auszubreiten. Im Norden überquerten sie seit dem Ende des 7. Jahrhunderts den Apennin und gründeten in der Poebene eigene Städte. Vor allem zwischen den Jahren 550 bis 520 v. Chr. begann eine starke Etruskisierung. Die vorher auch hier verbreitete Villanova-Kultur verschwand fast völlig. Wegen des Fehlens direkter schriftlicher Quellen sind die Vorgänge im Einzelnen jedoch unsicher. Zunächst kam es vermehrt zu Importen aus Griechenland, was auf die Errichtung eines Handelsnetzes deutet. Man hat auch etruskische Inschriften aus der Zeit um 500 v. Chr. gefunden, und es gab die ersten Stadtgründungen.[12]

    Karthago und die Etrusker bezwangen als Verbündete der Perser zu Beginn der Perserkriege in der Seeschlacht vor Alalia 540 v. Chr. in einer gemeinsamen Aktion griechische Siedler aus Phokaia und konnten damit die phokaische Kolonie Massilia (das heutige Marseille) durch eine Blockade der Meerenge zwischen Korsika und Elba von ihrer Verbindung zur phokaischen Kolonie Elea abschneiden. Wohl nicht im Jahre 510 v. Chr. (wie die Sage berichtet), sondern erst einige Zeit später begann mit der Vertreibung der Tarquinier aus Rom der langsame, aber stetige Niedergang der Etrusker. Die Niederlage gegen eine griechische Flotte in der Schlacht von Kyme im Jahr 474 v. Chr. schwächte die Seeherrschaft Etruriens nachhaltig. In Kampanien brach einige Zeit später die etruskische Herrschaft infolge von Kriegszügen der Samniten zusammen. Um 396 v. Chr. wurde Veji von Rom erobert und zerstört. Wenig später überrannten die Gallier das etruskische Gebiet im Norden; wenngleich sie es auch nicht dauerhaft besetzten, trug dies zusätzlich zur Schwächung der Etrusker bei. Bis 265 v. Chr. wurde das südliche Etrurien Zug um Zug von Rom erobert. Die Städte im Norden (Arezzo, Volterra, Perugia, Cortona) schlossen Bündnisverträge mit Rom ab und erreichten damit eine weniger dramatisch verlaufende Assimilation ins Römische Reich. Mit der Gewährung der uneingeschränkten römischen Bürgerrechte wurde sie im Jahr 90 v. Chr. auch formal abgeschlossen.

    Versinnbildlicht wird das Aufgehen der etruskischen Kultur im Römischen Reich etwa durch die Person des Maecenas, der aus einer altadligen etruskischen Familie stammte und ein Vertrauter des ersten römischen Kaisers Augustus war. Noch in der Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts wurde auf Münzen der Ehefrau des römischen Kaisers Trajanus Decius (regierte von 249 bis 251) mit der Nennung der Namen der Kaiserin Herennia Etruscilla und des gemeinsamen Sohnes Herennius Etruscus auf die Abstammung aus einer alten etruskischen Familie Bezug genommen.

    Einer der letzten römischen Kenner der etruskischen Kultur und Sprache war Kaiser Claudius. Vor seinem von ihm nie beabsichtigten Regierungsantritt verfasste er, seinen antiquarischen Interessen folgend, eine 20 Bücher umfassende Geschichte der Etrusker. Der Untergang dieses seines Hauptwerks gehört zu den besonders beklagenswerten Verlusten der Überlieferung.

    Zeittafel

    Bronzenes Pferd, Grabbeilage, 600 v. Chr. (Replik)
    Wandmalerei, Tomba dei Leopardi, Tarquinia
    Etruskische Reiter, 540–520 vor Christus, Castel San Marino
    • um 800 v. Chr.: Anfänge der etruskischen Kultur und Städtebildung in Etrurien
    • um 750 v. Chr.: Aufstieg zur Seemacht
    • um 700 v. Chr.: Tumulus-Gräber und Grab­malerei; reiche Grabbeigaben
    • um 600 v. Chr.: Bronze­kunst im orientalisierenden Stil, Produktion von Bucchero-Keramik
    • 550 v. Chr.: Etrurisch-karthagische Koalition gegen Griechenland
    • 540 v. Chr.: Seesieg bei Alalia
    • 524 v. Chr.: Niederlage bei Kyme gegen die Griechen
    • um 500 v. Chr.: Blüte des etruskischen Capua
    • um 500 v. Chr.: Sturz der etruskischen Königsherrschaft des Lucius Tarquinius Superbus in Rom, der Sage nach im Jahre 510 v. Chr.
    • 482 v. Chr.: Beginn der Auseinandersetzung zwischen Veji und Rom
    • 474 v. Chr.: Niederlage der Etrusker gegen Syrakus in der Schlacht von Cumae (auch Kyme)
    • 430 v. Chr.: Niederlage gegen die Samniten in Kampanien
    • 406 v. Chr.: Belagerung von Veji durch Rom
    • 396 v. Chr.: Zerstörung von Veji durch Rom
    • ab 396 v. Chr.: Einfall der Kelten in die Poebene
    • 384 v. Chr.: Plünderung von Pyrgi (Santa Severa) durch Dionysios I. von Syrakus
    • 358 v. Chr.: Bündnis von Tarquinia und Cerveteri gegen Rom
    • 310 v. Chr.: Niederlage gegen die Römer am Vadimone-See
    • 300 v. Chr.: Pyrgi wird römische Kolonie
    • 280 v. Chr.: Niederlage von Vulci gegen Rom
    • 264 v. Chr.: Niederlage von Volsinii gegen Rom
    • 260 v. Chr.: Unterwerfung durch die Gallier in der Poebene
    • 205 v. Chr.: Unterstützung Scipios im Feldzug gegen Hannibal
    • 183 v. Chr.: Gründung der römischen Kolonie in Saturnia
    • 90 v. Chr.: Gewährung des römischen Bürgerrechts
    • 82 v. Chr.: Repressionen Sullas in Etrurien
    • 79 v. Chr.: Kapitulation von Volterra
    • ab 40 v. Chr.: Endgültige Romanisierung Etruriens

    Kultur

    Etruskischer Kammhelm

    Die Epochen der etruskischen Kultur entwickelten sich parallel zu denen Griechenlands und zeugen von intensiven Kontakten im Mittelmeerraum:

    • Orientalisierende Kunst (800 bis 650 v. Chr.): Parallelen sind sowohl zum Nahen Osten (Anatolien) wie zu Karthago festzustellen.
    • Archaische etruskische Kunst (650 bis 500 v. Chr.): starker Einfluss der ionischen und korinthischen Kultur. Eine Reihe griechischer Künstler und Handwerker sind in Etrurien nachweisbar.
    • Blütezeit (500 bis 300 v. Chr.): Der griechische Einfluss war sehr groß, in klassischer wie auch in hellenistischer Zeit. Die Kunst erlebte ihre Blütephase trotz des langsamen wirtschaftlichen und politischen Niedergangs.
    • Spätzeit (300 bis 100 v. Chr.): Man kann von einem Dialekt des Hellenismus sprechen. Der etruskische Charakter ging im Hellenismus auf.

    Der größte Teil der Kunstgegenstände wurde in den etruskischen Nekropolen (Cerveteri, Tarquinia, Populonia, Orvieto, Vetulonia, Norchia) ausgegraben. Bauliche Hinterlassenschaften fand man nur selten; meist handelt es sich lediglich um die Fundamente größerer Komplexe. Die am häufigsten vertretene Gruppe bilden dabei die etruskischen Tempel, die seit ca. 1870 systematisch ergraben werden. Erst in letzter Zeit sind auch Reste der Profanarchitektur (Murlo bei Siena, Marzabotto bei Bologna, Acquarossa bei Viterbo, Talamone) wissenschaftlich ausgegraben und ausgewertet worden.

    Die wichtigsten Museen für etruskische Kunstgegenstände sind das Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia in Rom und das Archäologische Museum in Florenz. Daneben sind die Sammlungen in Tarquinia, Chiusi, Orvieto, Arezzo, Volterra und Cortona wichtig.

    Die berühmte Bucchero-Keramik, die Metallgefäße imitiert, war ebenfalls aus etruskischer Produktion und ein verbreitetes Exportgut.

    Religion

    Auch die Religion der Etrusker wurde von der griechischen Überlieferung beeinflusst. Obwohl es sich – im Gegensatz zu allen anderen vorchristlichen Religionen des Abendlandes – um eine Offenbarungsreligion handelt, wurden die Gottheiten durch griechischen Einfluss anthropomorphisiert und lehnten sich, vor allem in der Spätzeit, stark an die des griechischen Olymp an.

    Im Altertum berühmt war die Etrusca disciplina, die Lehre von der Interpretation göttlicher Signale und vom korrekten Umgang mit der Götterwelt. Leberschau (Haruspizium) und eine Interpretation des Vogelfluges und der Blitze waren ebenso Teil dieser Lehre wie das korrekte Vorgehen bei der Landvermessung. Diese Überlieferungen wurden von der etruskischen Priesterschaft streng gehütet.

    Voltumna galt als oberster Gott der Etrusker.

    Schrift und Sprache

    Etruskische Inschriften

    Es sind nur wenige längere Schriftstücke in etruskischer Schrift erhalten. Die vielen Grabinschriften sind sehr kurz und geben keinen tieferen Einblick in die Sprache. Von den längeren Schriftstücken sind vor allem die Agramer Mumienbinde, die schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt und im Archäologischen Museum Zagreb ausgestellt ist, die Tontafel von Capua, die Goldbleche von Pyrgi und die Bleiplatte von Magliano zu nennen.

    Die etruskische Schrift hat sich aus einem frühen griechischen Alphabet entwickelt, wird von rechts nach links geschrieben und kann leicht abgelesen werden. Die Sprache ist wegen des spärlichen Materials unvollständig entschlüsselt. Vorhandene Texte können jedoch, mit einigen Unschärfen, übersetzt werden. Gegenwärtig ist ein Vokabular von etwa 150 Wörtern bekannt.[13]

    Die Verwandtschaftsverhältnisse des Etruskischen zu anderen Sprachgruppen sind unklar.[13]

    Anatomisches Wissen

    Eine im Pariser Museum Louvre ausgestellte steinerne Skulptur, wahrscheinlich aus dem 3. oder 2. Jahrhundert vor Christus und der etruskischen Kultur zugeordnet, demonstriert in Einzelheiten besondere anatomische Kenntnisse. Sie zeigt als 68 cm hohe Büste den Torso eines jugendlichen Menschen, bekleidet bis auf den Bereich, der die vordere Leibeswand unterhalb des Brustkorbs gefenstert darstellt, mit Blick auf die inneren Organe. Der Louvre hat die Büste 2011 für eine Viertelmillion Euro aus dem Besitz eines französischen Arztes ersteigert, der sie 1960 erworben hatte. Die Skulptur soll nach dessen Angaben aus der Grabungsstätte Canino nordwestlich von Rom stammen, dem antiken Vulci, und war wohl eine Votivgabe.[14]

    Ausstellungen

    • 2017/2018: Die Etrusker. Weltkultur im antiken Italien, Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Katalog.
    • 2017/2018: Etrusker. Antike Hochkultur im Schatten Roms, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen. Katalog.

    Literatur

    • Maja Sprenger, Gilda Bartoloni: Die Etrusker. Kunst und Geschichte. Hirmer, München 1976, ISBN 3-7774-2890-6.
    • Massimo Pallottino: Etruskologie. Geschichte und Kultur der Etrusker. Birkhäuser, Basel u. a. 1988, ISBN 3-7643-1874-0.
    • Ambros Josef Pfiffig: Einführung in die Etruskologie. 4. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991, ISBN 3-534-06068-7.
    • Friedhelm Prayon: Die Etrusker. C. H. Beck, München 1996, ISBN 3-8053-3619-5.
    • Graeme Barker, Tom Rasmussen: The Etruscans, Blackwell, Malden (MA)/Oxford/Victoria 2000, ISBN 978-0631220381
    • Mario Torelli (Hrsg.): The Etruscans. Bompiani, Mailand 2000, ISBN 978-88-452-4738-5.
    • Franco Falchetti, Antonella Romualdi: Die Etrusker. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1630-4.
    • Luciana Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15495-9.
    • Giovannangelo Camporeale: Die Etrusker. Geschichte und Kultur. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2003, ISBN 3-7608-2300-9.
    • Bernard Andreae, Heinz Spielmann (Hrsg.): Die Etrusker. Ausstellungskatalog Hamburg. Hirmer, München 2004, ISBN 3-7774-2055-7.
    • Dorothea Steiner: Jenseitsreise und Unterwelt bei den Etruskern. Untersuchung zur Ikonographie und Bedeutung. Utz, München 2004, ISBN 3-8316-0404-5.
    • Sybille Haynes: Kulturgeschichte der Etrusker. Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3381-1.
    • Luciana Aigner-Foresti, Peter Siewert (Hrsg.): Entstehung von Staat und Stadt bei den Etruskern. Probleme und Möglichkeiten der Erforschung früher Gemeinschaften in Etrurien im Vergleich zu anderen mittelmeerischen Kulturen (Sitzungsberichte der philologisch-historischen Klasse. Band 725). Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3509-2.
    • Hans-Ulrich Cain, Hans-Peter Müller, Dirk Steuernagel (Hrsg.): Renaissance der Etrusker. Vom Mythos zur Wissenschaft. Begleitheft zu einer Sonderausstellung des Antikenmuseums der Universität Leipzig. Antikenmuseum der Universität Leipzig, Leipzig 2006.
    • Mauro Cristofani (Hrsg.): Die Etrusker. Geheimnisvolle Kultur im antiken Italien. Belser, Stuttgart 2006, ISBN 3-7630-2270-8.
    • Friedhelm Prayon: Die Etrusker. Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult (Zaberns Bildbände zur Archäologie). Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3619-5.
    • Nancy Thomson de Grummond: Etruscan Myth. Sacred History and Legend. University Museum Publishing, Baltimore 2006, ISBN 1-931707-86-3.
    • Jean MacIntosh Turfa (Hrsg.): The Etruscan World. Routledge, London 2013, ISBN 978-0-415-67308-2.
    • Friederike Bubenheimer-Erhart: Die Etrusker. Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8053-4805-8.
    • Stephan Steingräber: Antike Felsgräber unter besonderer Berücksichtigung der etruskischen Felsgräbernekropolen (Zaberns Bildbände zur Archäologie). Zabern, Mainz 2015, ISBN 978-3-8053-4923-9.
    • Christopher Smith: Die Etrusker. Reclam 2016, ISBN 978-3-15-020403-0.
    • Claus Hattler (Hrsg.): Die Etrusker. Weltkultur im antiken Italien. Katalog zur Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe vom 16. Dezember 2017 bis zum 1. Januar 2018. Theiss, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-8062-3621-7.
    • Dirk Steuernagel: Die Etrusker. Ursprünge – Geschichte – Zivilisation. Marixverlag, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-7374-1138-7

    Weblinks

    Commons: Etruskische Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Etrusker – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Anmerkungen

    1. siehe Brockhaus Conversations-Lexikon, Band 1, Amsterdam 1809, S. 395.
    2. Dionysios von Halikarnassos: Ῥωμαϊκὴ ἀρχαιολογία (Antiquitates Romanae), 1,30 (englische Übersetzung); siehe Friedhelm Prayon: Die Etrusker. Geschichte – Religion – Kunst. 5., überarbeitete Auflage. C. H. Beck, München 2010, S. 31.
    3. 3,0 3,1 Guido Barbujani: Die Etrusker – eine populationsgenetische Studie. In: Günter Hauska (Hrsg.): Gene, Sprachen und ihre Evolution. Universitätsverlag, Regensburg 2005, ISBN 3-930480-46-8, S. 185 ff.
    4. Marco Pellecchia: The mystery of Etruscan origins – novel clues from Bos taurus mitochondrial DNA. In: Proceedings of the Royal Society of London B. Nr. 274, London 2007, doi:10.1098/rspb.2006.0258, ISSN 0080-4649, S. 1175–1179.
    5. Etrusker stammten aus Anatolien. DNA-Vergleich beantwortet Frage nach dem Ursprung der rätselhaften Kultur. Scinexx, das Wissensmagazin, 19. Juni 2007;.
    6. Herkunft der Etrusker geklärt. Genvergleich mit Ergebnis. Archiviert vom Original am 28. September 2007; abgerufen am 6. März 2018.
    7. „Genetic tests: Italians were from Turkey. DNA of men whose forebears probably were Etruscans show they weren't local, but migrated, study says.“, Los Angeles Times, Juni 2007
    8. C. Vernesi, D. Caramelli, I. Dupanloup, G. Bertorelle, M. Lari, E. Cappellini, J. Moggi-Cecchi, B. Chiarelli, L. Castrì, A. Casoli, F. Mallegni, C. Lalueza-Fox, G. Barbujani: The Etruscans: a population-genetic study. In: American Journal of Human Genetics. Band 74, Nummer 4, April 2004, S. 694–704, doi:10.1086/383284, PMID 15015132, PMC 1181945 (freier Volltext). Zitat:
      "Die kürzesten genetischen Distanzen der Etrusker bestehen zu modernen Toskanern (FST=0,036; P=.0017) und Türken (FST=0,037; P=.0001); […]. Mutmaßliche Beiträge der einzelnen Ursprungsvölker bzw. die Vermischungskoeffizienten sind für die drei modernen italienischen Populationen ähnlich, doch unterscheiden sich Etrusker in zweierlei Hinsicht: Sie zeigen engere Beziehungen zu Nordafrikanern als auch zu Türken als jede andere zeitgenössische Population. Insbesondere ist die türkische Komponente in ihrem Genpool dreimal so groß wie in den anderen Populationen.[…] die Ähnlichkeit zwischen dem etruskischen und dem türkischen Genpool könnte einen gewissen Genfluss widerspiegeln."
    9. Barker, Rasmussen: The Etruscans, 83-84
    10. Graeme Barker, Tom Rasmussen: The Etruscans. Wiley-Blackwell, Oxford 1998, ISBN 0-631-22038-0, S. 140
    11. 13,0 13,1 Helmut Glück: Etruskisch. In: Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 3. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2005, ISBN 3-476-02056-8, S. 182, Sp. 1.
    12. Spiegel online-Artikel Antike Statue zeigt menschliche Innereien vom 1. September 2011

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